Kapitel3

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Schwer keuchend schreckte ich auf.
Woher kam bloß dieser Lärm?
Desorientiert blieb ich einige Sekunden lang in der Dunkelheit sitzen, bis sich der Nebel in meinem Kopf gelichtet hatte und die Bilder des Albtraums langsam verschwunden waren.
Ein erneutes Mal blickte ich mich um.
Schemenhaft konnte ich die Konturen meines Zimmers erkennen. Der große Wandschrank neben meiner Tür, mein Schreibtisch unter dem Fenster, bei dem momentan noch die Schalusien runtergelassen worden waren, die Regale an der Wand, mit Miras ganzer Büchersammlung, von der ich mich, obwohl ihr Tod nun schon Jahre her war, einfach nicht trennen konnte, und noch einigen wenigen Büchern von mir, die ich im laufe der Zeit noch ergänzt hatte, sowie eine Lampe und die schemenhaften Umrisse der Kante meines Hochbettes. All dies erfasste ich innerhalb von Sekunden, jedoch lag meine Aufmerksamkeit nicht auf meinem Mobilar, sondern auf einem blinkendem, viereckigen Licht, von dem schrille mechanische Töne ausgingen, die mich entfernt an ein mir bekanntes Lied erinnerten.
Als sich meine Augen an das gleißende Licht gewöhnt hatten, erkannte ich, dass es mein Handy war. Anscheinend rief mich gerade jemand an.
Ruckartig stand ich auf.
Keine gute Idee!
Mann, ich musste wirklich mehr trinken.
Torkelnd näherte ich mich dem leuchtenden Display. Mir wurde schwarz vor Augen. Ein bisschen wirr im Kopf, griff ich nach dem Handy und nahm den Anruf an.
"Na wie geht's!", schrillte mir Ells aufgeregte Stimme entgegen. Erschrocken fuhr ich zusammen, meine Ohren dröhnten.
Missgelaunt gab ich ein Stöhnen von mir.
"Ach komm schon, du willst mir doch nicht ernsthaft weis machen, dass du bis eben gerade geschlafen hast! Wir haben elf Uhr morgens! Wie kannst du nur immer so lange schlafen? Das ist ja schlimmer als bei einem Siebenschläfer! ", entgegnete mir Ell, die, wie immer, die Situation anscheinend richtig erfasst hatte.
" Mmh. Es ist Samstag! Lässt du mir nicht einmal am Wochenende Zeit zum Ausschlafen? Ist ja nicht so als wäre es den Rest der Woche besser!", entgegnete ich missmutig.
"Ach komm schon, wir wissen doch beide, dass du nicht den ganzen Tag verschlafen willst!", antwortete sie, immer noch gut gelaunt.
"Ach ja?", erwirderte ich," also Schlaf und ich haben uns schon ziemlich gern..."
"Also gut, da du jetzt endlich wach bist, pack deine Sachen und komm endlich zu mir! Oder hast du vergessen, dass wir heute ins Kino gehen und anschließend übernachten wollten?", wechselte Ell das Thema.
"Warte, war das nicht erst an meinem Geburtstag?",fragte ich verwirrt.
"Heute ist doch dein Geburtstag! Du Trantüte!", lachte Ell in den Hörer.
Ich stöhnte, wie hatte ich nur meinen eigenen Geburtstag verpassen können!
Sofort von null auf hundert, sagte ich, jetzt genauso aufgeregt wie Ell: "Gut, ich bin in einer halben Stunde da!"
"Gut", antwortete Ell schmunzelnd, "ich habe doch gewusst, dass es eine gute Idee ist , dich anzurufen!
Bis gleich! "
"Bis gleich!", erwiederte ich. Schnell legte ich auf.

Wie hatte ich nur meinen eigenen Geburtstag vergessen können? Ich musste schmunzeln.
Die letzten Wochen waren wirklich stressig gewesen. Zum Glück gingen wir bald auf Skifreizeit. Ich hatte eine Auszeit wirklich nötig.

Schnell stolperte ich, über die Sachen, die ich während der Woche achtlos auf den Boden geschmissen hatte, zu meinem Fenster und fuhr die Jalousien hoch. Sofort strahlte mir ein leuchtend blauer Himmel entgegen.
Seufzend blickte ich auf die Straße hinter unserem Vorgarten hinunter.
Sie war verlassen und glänzte feucht. Es musste heute morgen geregnet haben. Auch die kahlen Bäume, die von der Stadt gepflanzt worden waren, als die Häuser an der Straße vor Jahren gebaut worden waren, glänzten feucht und vermittelten, mit dem nassen Laub, einen trostlosen Eindruck. Selbst die im Sommer bunt blühenden Gärten waren zu dieser Zeit braun und matschig.
Ich öffnete das Fenster. Kühle Novemberluft schlug mir entgegen.
Ich wusste nicht warum, aber ich liebte diesen Geruch, dieser spezielle Hauch von Kälte, ohne diese nervige Sommerschwüle und den Kopfschmerzen verursachenden Geruch nach Blumen. Sie ließ mich irgendwie klar denken.
Tief atmete ich durch.
Dann suchte ich mir durch das ganze Durcheinander in meinem Zimmer, das bei Tageslicht irgendwie einen ruhigen Eindruck vermittelte, einen Weg zu dem Wandschrank, zog aus der hintersten Ecke eine größere Tasche hervor und began, meine Sachen für die Übernachtung zu packen. Danach machte ich mich fertig.
Am Ende schlüpfte ich in meine Schuhe, die ich, da ich gestern zu müde gewesen war, sie unten auszuziehen, einfach in mein Zimmer geschmissen hatte, genauso wie meine Jacke, welche ich schnell vom Boden aufpflügte und anzog. Als ich mein Zimmer verlassen wollte, fiel mein Blick auf meinen Schreibtisch, oder besser gesagt auf ein altes Bild. Es zeigte zwei kleine Mädchen, meine Zwillingsschwester und mich, wir schauten lachend in die Kamera und hielten uns eng umschlungen.
Jetzt waren es schon vier Jahre...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 01, 2017 ⏰

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