The (happy)ender - jede Geschichte hat ein Ende

Löcher/2

Das kleine Waldstück war eigentlich wunderschön, es gab viele alte Bäume, die wie ein vergessenes Kunstwerk starr standen und den Himmel verdeckten. Nebel hatte sich verteilt, was alles viel mystischer und geheimnisvoller wirken ließ. Der riesige, zunehmende Mond schien direkt durch die dichten Baumkronen auf das dunkle Gras hinunter und erhellte den Weg.

Die beiden Mädchen kamen leider nicht besonders weit, denn Phoenix stützte sich schon nach den ersten drei Metern an einer dicken, krummen Tanne ab.

Bay hatte noch nie gesehen, wie jemand so viel ausbrechen konnte. Anscheinend vertrug sie wirklich keinen Alkohol!

Phoenix stand mindestens zehn Minuten gekrümmt da und lies alles raus, was nur ging. Sie hatte ihre Hand auf den Bauch gelegt und verzerrte ihr Gesicht. Es war kein schöner Anblick, aber Bay versuchte trotzdem ihr zu helfen.

Sie hockte sich direkt neben sie auf das weiche Gras, legte ihre Hand auf Phoes Schulter und hielt ihre langen Haare nach hinten, damit sie nicht schmutzig wurden. Um sie zu beruhigen flüsterte sie: „Hey, lass es raus. Es ist alles in Ordnung, das wird schon wieder." Aber sie war sich nicht sicher, ob ihr das half.

Plötzlich hörte sie auf, sich zu übergeben. Stattdessen fing sie an zu Weinen. Tränen kullerten ihr über die Wange und sie konnte gar nicht mehr aufhören. Phoe wischte sich den Mund mit ihrem Ärmel soweit es ging ab und brach am Boden zusammen. Sie wusste nicht, ob sie weinte, da es ihr peinlich war, oder weil sie solche Schmerzen hatte.

In dem Moment tat sie Bay sehr leid, denn sie wusste, dass es auch für Phoenix sehr unangenehm war. Sie hatte noch nie getrunken, geschweige denn Drogen genommen und dass sie heute gleich beides tat, verschlimmerte die Tatsache noch um einiges.

Jetzt saß sie schluchzend im Gras und weinte wie ein unschuldiges, kleines Kind.

Es war ihr peinlich, dass Bay sie so sah. So schwach!

Aber sie konnte nichts dagegen tun. Die Schmerzen, das Ziehen in der Brust hatte sich verschlimmert und ihr Körper verkrampfte sich. Sie hatte keine Ahnung, was mit ihr los war. Und sie hatte Angst! So etwas war noch nie passiert. Sie wurde doch nie krank...das konnte nicht sein!

Natürlich war es für sie nie leicht gewesen. Ihr ganzes Leben diente schließlich nur einem einzigen Zweck. Sie hatte darin so viel Zeit und Kraft investiert und sie war auch oft kurz davor einfach auf zu geben. Aber sie hatte die Zähne zusammen gebissen und es durch gezogen! Nur komisch war, dass sie noch nie solche Schmerzen hatte.

Es breitete sich schnell aus und irgendwas beunruhigte sie daran. Es war nichts körperliches, nichts, dass sie hätte untersuchen können. Es war ehr ein psychischer Schmerz, eine Warnung, die jede einzelne Zelle in ihrem Körper spürte. Sie zitterte und hatte leichte Gänsehaut, aber es lag nicht an der Kälte.

Sie konnte die dumpfe Musik hören, die von der Party herüberschallte, die Stimmen der Leute, wie sie lachten und sich unterhielten.

Die Welt lebte, das war ihr bewusst.

Bei diesem Gedanken musste sie ein wenig Schmunzeln, denn sie wusste das sogar besser als die Meisten. Sie wusste welche Menschen das wirklich Wichtige, das Leben übernahmen und welche nur Dekoration waren.

Die ganze Welt glich eigentlich einer Lüge. Nein, die Welt WAR eine Lüge, für die Meisten zumindest. Und das Witzigste war, dass das die Meisten nicht einmal davon wussten! So viel Schmerz und Leid kennzeichnete die Erde...und das alles aus Langeweile!

Es war wie mit Spielzeug. Zuerst ist es einem heilig und man pflegt es, tut alles dafür, dass man es lange hat und es gesund bleibt. Aber irgendwann wird es alt...und es gibt neue Spielzeuge.Das andere, das alte Spielzeug liegt nun in der Ecke und man bettelt für ein Neues. Jedoch ist das Neue zu teuer und man muss sich mit dem Alten zufrieden geben.