Blutsbande

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Ich habe keine rechte an den Charakteren, einzig die Story stammt von mir und ist frei erfunden. Alle rechte gehen an The CW, sowie Kevin Williamson, Julie Plec und L.J Smith.

Mit angewinkelten Beinen lag Stefan Salvatore in seinem Bett und versuchte jeden Gedanken, der nur im entferntesten mit seinem Bruder zu tun hatte, aus seinem Kopf zu vertreiben. 

Er verstand Damon einfach nicht. Zwei Stunden war es her, seit sie sich, mal wieder, gegenseitig angegangen waren. Wieder hatten sie sich gestritten und wieder war es um das leidige Thema Elena gegangen. Keiner von ihnen kam damit klar, dass Elena sich nicht zwischen ihnen entscheiden konnte, doch Damon setzte das wohl am meisten zu. Wann immer Stefan seinen großen Bruder darauf ansprach, konnte er sehen, wie es in ihm zu brodeln begann und er kurz darauf durch die Decke schoss. Wenn Damon seine Impulse nicht unter Kontrolle hielt, konnte Stefan sich ihm nicht entgegen stellen, alles was er tun konnte war, ihn toben zu lassen und zu hoffen, dass er irgendwie mit dem Schmerz klarkam. Direkt nach ihrem Streit war Stefan in sein Zimmer verschwunden und war sich sicher, dass Damon jetzt im Grill saß, den Barhocker neben sich freihielt und wie immer ein weiteres Glas neben ihm stand, dort wo früher einmal Alaric gesessen hatte. Damon war jetzt alleine, sein Freund war Tod, und seinen Bruder schmerzte dieses Wissen, denn auch Stefan wusste, wie es war, alleine zu sein und den Menschen, der am meisten Bedeutung in seinem Leben hatte, zu vermissen.

Mystic Falls, Virginia, 1857

Immer wieder schluckte Stefan mühsam, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Heute würde der einzige Mensch gehen, der ihm wirklich etwas bedeutete. Der einzige Mensch, auf den er wirklich zählen konnte. Sein Bruder. Er würde in den Krieg ziehen.

Als Stefan ihn gefragt hatte, was genau das bedeuten würde, hatte Damon nur geantwortet, das er für sein Land einen Kampf kämpfen würde, denn man unmöglich gewinnen konnte. Stefan hatte nicht weiter nachgefragt, weil er wusste, eine andere Antwort würde er von ihm nicht bekommen. Wochenlang hatten sie den Abschied vor sich hergeschoben, doch jetzt wo der Tag gekommen war, und sein Bruder in seinem Zimmer seine Tasche zusammenpackte, nicht wissend, ob er sie je wieder auspacken würde, wusste Stefan, dass sie es nicht noch länger vor sich herschieben konnten. Er musste stark sein, durfte Damon nicht sehen lassen, wie viel Angst er davor hatte, alleine mit seinem Vater in diesem Haus zu sein. 

Neben ihm knallte eine Tasche auf den Boden und kurz darauf hockte sein Bruder vor ihm und sah ihn aus blauen Augen besorgt, aber zugleich auch aufmunternd, an.

>>Ich verspreche dir, ich komme wieder, frére<<, sprach Damon und legte ihm eine Hand auf die Schulter. 

Stefan wusste, wie viel dieses Versprechen bedeutete und wie ernst es gemeint war, an nur einem Wort. Frére. Französisch für Bruder. Damon hatte ihm erzählt, dass ihre Mutter, es ihm beigebracht hatte, noch bevor er richtig Italienisch sprechen konnte, was Giuseppe wohl ziemlich gestört hatte, denn wenn er mitbekamm wie Damon Französisch sprach, obwohl er nicht einmal Franzose, sondern Italiener war, tadelte er ihn und nicht selten kam es vor, dass er sich sogar einen Schlag einfing.

Ohne seinem Bruder zu antworten, sprang Stefan auf, schlang seine Arme um den Hals seines Bruders und drückte ihn fest an sich. Sein Bruder war erst 17 Jahre alt und würde nur ihres Vaters wegen, sein Leben in einem Krieg riskieren, für den er überhaupt nichts konnte. Doch Damon hatte versucht es ihm zu erklären. Mehr als einmal hatte er Nächte dafür geopfert, seinem Bruder zu erklären, dass er es nicht nur wegen Giuseppe tat, sondern auch weil er sowie eingezogen werden würde und jeder wusste, was mit Desateuren geschah. 

Als Damon ihm durch die dichten braunen Locken strich, konnte der jüngere Salvatore nicht mehr länger an sich halten und die Tränen liefen über. Damon schob ihn eine Armlänge von sich und wischte ihm die Tränen mit dem Ärmel seines Hemdes ab.

>>Ich verspreche, dir zu schreiben so oft ich die Gelegenheit dazu bekomme und im Gegenzug versprichst du mir auch etwas<<, beruhigte Damon ihn und wartete auf das zustimmende Nicken seines kleinen Bruders. >>Du musst mir versprechen, nicht den Helden zu spielen und auf Vater zu hören, bis ich wieder da bin. Ich kann dich jetzt nicht mehr beschützen, also benimm dich und sonst versuch einfach ihm aus dem Weg zu gehen.<<

>>Ich verspreche es dir<<, erwiderte Stefan. >>Salvatore Ehrenwort.<<

Jetzt konnte Damon sich sicher sein, dass sein kleiner Bruder sich benehmen würde. Dieses Ehrenwort hatten sie sich immer als Kinder gegeben, schon als Stefan noch ein Baby war. 

>>Ich muss jetzt gehen<<, sagte Damon und erhob sich. 

Er drückte seinem Bruder einen letzten Kuss auf die Stirn, bevor er ihm den Rücken zukehrte und in die Kutsche stieg.

Stefan hatte sich damals alleine und verlassen gefühlt. Es war niemand mehr dagewesen, der ihn beschützte und er hatte sein Versprechen gebrochen. Während Damon in den Krieg zog um an der Front zu kämpfen, hatte er sich gegen seinen Vater aufgelehnt und gegen ihn das Wort erhoben. Oft hatte er sich darüber eine Ohrfeige eingefangen, aber trotzdem hatte er nicht aufgehört, sich seinem Vater widersetzt und versucht so stark zu sein wie sein Bruder. Nie hatte er mit Damon über diese schreckliche Zeit gesprochen. Kaum das Damon aus dem Krieg heimgekehrt war, gehörte seine volle Aufmerksamkeit Kathrine und er hatte einfach nicht geglaubt, dass sein Bruder sich für die Sorgen einen 17 Jährigen noch Interessieren würde.

Mitten in der Nacht hörte Stefan die Haustür und warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach Mitternacht, was entweder bedeutete, dass der Grill geschlossen, oder Matt seinen Bruder, mit der Begründung er habe genug getrunken, aus selbigen hatte schmeißen lassen. Er haderte kurz mit sich, ob er nach Unten gehen sollte und wog die Vor- und Nachteile ab. Wahrscheinlich würde er einem wütenden Damon begegnen, der bis zum Himmel nach Whiskey roch. Aber vielleicht war das seine Chance seinen Bruder zum Reden zu bekommen, jetzt wo er betrunken war. Und das war er definitiv, denn der Vampir, der sonst lautlos durchs Haus schlich, machte ziemlichen krach.

Bevor er seinen Gedanken zuende führen konnte, stand er bereits im Salon und sah zu seinem Bruder.

>>Damon...<<

>>Bitte erspar es mir<<, unterbrach Damon seinen Bruder schnell und hob eine Hand. 

>>Damon, wir sollten wirklich darüber reden<<, nahm Stefan einen neuen Anlauf und zog verzweifelt die Augenbrauen zusammen. >>Wir streiten uns nur, aber wir wohnen in einem Haus, also sollten wir doch wenigstens versuchen uns wie Erwachsene zu benehmen.<<

Bitter lachte Damon auf und sah zu Stefan, der vor ihm stand und nicht einmal versuchte, seine Verzweifelung ihm gegenüber zu verbergen. Ausgerechnet Stefan, der immer handelte wie ein naives Kind, sprach davon sich wie Erwachsene zu benehmen. Stefan glaubte an das gute in ihm, was schon von genug Dummheit zeugte, doch dass er auch noch glaubte, mit Damon reden zu können, setzte dem ganzen die Krone auf. 

>>Ja, wir werden handeln wie Erwachsene, Stefan<<, spottete Damon. >>Und genau deswegen, werde ich die Stadt verlassen, sobald ich wieder gradeaus laufen kann.<<

>>Nenn mir einen Grund, der deine Entscheidung zu gehen, rechtfertigen würde<<, forderte Stefan.

>>Ich bin 24 Jahre alt und schlage mich mit einem Haufen Teenager rum. Alaric hat mich hier alleine gelassen, aber ich werde sicherlich nicht den Babysitter für euch spielen und aufpassen, während ihr all die falschen Entscheidungen trefft<<, spieh Damon ihm entgegen und war verschwunden, noch bevor Stefan blinzeln konnte.

Stefan konnte ihm keinen Vorwurf machen, sollte er die Stadt wirklich verlassen. Damon hatte gekämpft, immer wieder, und er hatte verloren. Seine Gefühle wurden von allen verletzt, weil niemand daran dachte, dass er wirklich welche hatte. Und Elena wurde immer mehr zu Kathrine, auch wenn sie beide Brüder wirklich liebte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 02, 2013 ⏰

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