Schwarz

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Ich rannte wieder zurück.
Dort saß sie.
Ihre Augen immernoch
gebunden.
Trotz der Dunkelheit
war hier noch ganz viel los.
Noch immer fielen Bomben.
Noch immer starb jemand.
Ich nahm das Mädchen
wieder Huckepack.
Sie blieb still.
Vielleicht eingeschlafen?
Ich sah nicht nach und rannte.
Mein Magen knurrte,
meine Lippen waren
aufgerissen und bluteten schon.
Die giftige Luft schnürte
meine Kehle zu.
Ein paar Meter vor mir
explodierte eine Bombe
und ich flog. Mein Körper
riss sich in viele Stücke.
Meine Augen waren weit
aufgerissen und mein
Mund zu einem Schrei
geformt. Als ich mit voller
Wucht auf dem Boden aufprallte,
keuchte ich.
Röchelte nach Luft.
Ich sah an mir runter.
Ich bestand nur noch aus
einem halben Oberkörper.
Sah nach rechts.
Da lag sie.
Vermutlich schon am
Baum
an Vergiftung gestorben.
Vor der Explosion.
An mir vorbei rannten
Kinder,
Eltern,
Omas,
Opas,
Frauen,
Männer.
Niemand sah mich,
mich und die Kleine.
Wie sie wohl hieß?
Ich berührte leicht ihre Wange.
Vor meinem Auge tanzten
schwarze Punkte.
Vorsichtig zog ich sie
mit all meiner Kraft
zu mir.
Krächsend sang ich für sie: "My..little..sunshine..my.on..only..sunshi..."

Meine Welt wurde schwarz.

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt