Folge 1.2 - Wie man seine Bleibe verliert

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Zwischenzeitig bei Herrn Strobel:


,,Fuck, Fuck, Fuck, WAS IST DAS?" Lukas war gerade aufgestanden und in seine Puschen geschlüpft, da saugten sie sich schon mit Wasser voll. Sein Flokati hatte sich komplett vollgesogen und er bewegte sich watschelnd bis zum Flur fort. Dort stand das Wasser knöchelhoch.

Gerade raufte er sich die Haare und überlegte, was man wohl am Besten unternehmen könnte, da hämmerte es schon lautstark gegen seine Wohungstür. Nochmal stieß er ein entnervtes ,,Fuck!" aus, da er nur mit Shirt und Boxerstorts bekleidet da stand, ging dann aber doch zur Tür, um in das Gesicht zweier Männer in Blaumann zu sehen. ,,Herr Strobel?" ,,Ja?" ,,Heute Nacht gab's mehrere Rohrbrüche im ganzen Haus. Wir müssen sie bitten, die Wohnung zu räumen, wurde vom Vermieter angeordnet." sagte der Kleinere mit einem starken berliner Dialekt.

Erneut strich er durch seine Haare und sah sie ungläubig an. ,,Wie stellen sie sich das vor? Ich habe niemanden wo ich eben hinkönnte." sagte er noch ruhig, doch die Handwerker zuckten die Schultern. ,,Wissen Sie, wer sich so eine Wohnung leisten kann, der kann sich auch eben nen Hotel nehmen." Lukas hatte keine Lust auf die unverschämte Bemerkung einzugehen und seufzte nur. ,,Wann sind sie in etwa fertig?" ,,Kann man schlecht sagen, das Wasser wird auch unter das Pakett gelaufen sein... Rohrarbeiten fallen auch unterirdisch an, plus Renovierungsarbeiten... mit drei Monaten müssen sie rechnen."

Er zwang sich ruhig zu bleiben, drei Monate in einem Hotel zu leben überstiegen bei den Preisen in Charlottenburg selbst sein Budget. Da kam ihm eine Idee. ,,Geben sie mir ne halbe Stunde, ich packe eben meine Sachen." meinte er und schlug die Tür zu, stapfte durch das stehende Wasser in sein Schlafzimmer und packte ein paar Klamotten in eine Reisetasche, sowie ein paar Habseeligkeiten und zog sich ordentlich an. Dann schnappte er sich den Gitarrenkoffer mit seiner Gibson drin und verließ seine riesige Altbauwohnung, ohne zu wissen, was ihn erwarten würde.


Zwischenzeitig bei Herrn Weitkamp & Sohn:


Von einem dumpfen Klopfen wurde Timi aus seinem Tiefschlaf gerissen und tastete fast unbewusst nach seiner Brille. Er überlegte einfach liegen zu bleiben, aber das Klopfen wurde immer lauter und penetranter. Schlurfend schleppte er sich zur Tür, nur um in das ärgerliche Gesicht seines Vermieters zu blicken, gefolgt von einem glatzköpfigen Anzugsträger.

,,Kann ich ihnen helfen?" fragte er verwirrt. ,,Ob Sie mir helfen können? Herr Weitkamp, sie haben seit einem verdammten halben Jahr die Miete nicht bezahlt. Haben sie die ganzen Mahnungen nicht erhalten? Letzte Woche war die Deadline, heute müssen sie raus." Timi sagte erstmal gar nichts, sondern dachte eine Zeit lang über die Worte nach. Er hatte es ganz offensichtlich immer vergessen und erinnerte sich schmerzlich daran, dass alle Briefe die irgendwie nach Amt aussahen, gleich in den Müll wanderten.

,,Tut mir wirklich leid, können sie mir nicht noch ein paar Tage geben?" fragte er zerknirscht und lächelte entschuldigend, doch das Lächeln wirkte wohl nur bei Weibern. Sein Vermieter hingegen deutete es offensichtlich falsch und ging fast in die Luft: ,,Herr Weitkamp, ich hab's satt, falls sie es nicht bemerkt haben, sie haben die Kündigung bereits seit letzter Woche! Normalerweise müssten ihre Koffer schon gepackt im Flur stehen, denn sie müssen raus. JETZT!"

,,Ey, das können sie nicht machen.." ,,UND OB ICH DAS MACHEN KANN! Ich gebe ihnen sechs Stunden um zu packen und sich ins Auto zu setzen und sich ein neues Haus zu suchen." Timi hob abwehrend die Hände, wohlwissend, dass er ihn nicht mehr besänftigen könnte. ,,Okay, ich leg den Schlüssel dann in den Postkasten. Schönen Tag noch." Er schloss die Tür und trat einmal dagegen. Er hatte keine Ahnung wo er hin sollte, doch als sein Sohn die Treppe runterkam und ihn fragend ansah, kam ihm eine Idee.


Zwischenzeitig bei Herrn Matyssek:


Geweckt wurde Steven von einem spitzen Schrei, worauf sich gleich sein mächtiger Kater bemerkbar machte. Vorsichtig streckte er sich und bemerkte, dass er auf der Couch im Wohnzimmer lag, vollkommen nackt. Dann bemerkte er, dass es die Couch seiner Eltern war. Und dann bemerkte er, dass der Schrei von seiner Mutter nicht etwa daher kam, dass sie ihn nackt daliegen sah, sondern aus richtung Badezimmer herrührte.

So schnell es mit einem dröhnenden Kopf eben ging spang er auf, wickelte sich eine Decke um die Hüften, doch seine Mutter kam schon ins Wohnzimmer gestürmt, wo sie ihm einen Tanga an die Brust klatschte. ,,STEVEN! Hab ich dich so erzogen!?" Sie zog ihn an seinem Ohr zu sich runter und flüsterte ihm mit ihrem polnischen Akzent ins Ohr: ,,Ich musste dir lange genug bei deinen dreckigen Spielchen nachts mit irgendwelchen schmutzigen Huren zuhören. Und ich hab dir oft gesagt, dass ich das nicht mehr lange anhöre. Heute Nacht hast du es wortwörtlich zu weit getrieben, ich habe kein Auge zugetan. Und dann sehe ich im Badezimmer dieses Mädchen, nackt, mit einer Krawatte an jedem Handgelenk und einer um den Hals. Was ist nur aus dir geworden."

Steven wagte es nicht, sie zu unterbrechen, denn er wusste ganz genau, dass sie ihm bei einem falschen Wort den Hals umdrehen würde... oder ihn kastrieren ließ, das hatte sie ihm schon oft genug angekündigt. ,,Ehm Steven?" meldete sich das Mädchen von der anderen Seite des Raumes zu Wort, welches sich ein Handtuch umgebunden hatte. ,,Ich geh dann mal." Sie winkte ihm kurz und sammelte ihre Klamotten vom Boden, dann hörte er die Haustür ins Schloss fallen.

,,Los, geh hinterher." meinte seine Mutter plötzlich, woraufhin er sie verwundert ansah. ,,Wie jetzt...?" ,,Ja, geh hinterher. Aber vergiss nicht vorher deine Sachen zu packen und vorerst nicht wieder zu kommen." Sie sah ihm nocheinmal angsteinflößend in die Augen, dann ließ sie ihn stehen. ,,Mama, du kannst mich nicht einfach rausschmeißen."

,,Und ob ich das kann, Steven. Aus dir ist eine männliche Hure geworden." Das tat weh. Er wusste, dass er es zu weit getrieben hatte und dass er nicht versuchen brauchte, seine Mutter zu überreden. Sein Vater lehnte im Türrahmen und grinste ihn schelmisch an, bevor er auf ihn zukam. ,,Ich war damals auch nicht besser, Großer. Vergiss nicht, dich ab und zu zu melden." Er klopfte ihm auf die Schulter und ließ ihn dann auch stehen.

Wo Steven hinsollte wusste er nicht, doch als er sich auf den Weg in sein Zimmer machte und sein Blick auf die Superkräfte-Box fiel, kam ihm eine Idee.


Four and a Half MenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt