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Chapter 10

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Zu ignorieren ist für besondere Mädchen schwer

Emma Thompson

Obwohl ich von dem gewohnten Klingelton meines geliebten Weckers geweckt werde, kann auch er mir den Tag nicht versüßen – schließlich muss ich trotzdem zur Schule. Da es heute am wolkenverhangenen Himmel stark nach Regen aussieht, entscheide ich mich für Hotpants, ein Top und darüber einen dicken Hoodie von Florian. Mit einem Stirnkuss meines Dads lasse ich mich auf dem Stuhl im Esszimmer nieder und beginne, das kleine Sandwich zu verschlingen, das er mir vorbereitet hat. Auch wenn mir die Blicke meiner Brüder wieder den Appetit verderben. Gleichwohl liegt mein Blick auf meinem Dad, dessen Augenringe immer tiefer werden. Ich lege das Sandwich nieder und frage besorgt: „Brauchst du nicht mal eine Pause?"

Er schenkt mir ein aufmunterndes und liebevolles Lächeln, ehe er die Zeitung zusammenfaltet und sie auf den Tisch legt. „Mir geht es gut, Engel. Mach dir keine Sorgen." Sanft küsst er meinen Scheitel, bevor er sich auch von den Jungs verabschiedet und nach draußen verschwindet. Träge schaue ich ihm hinterher. Er arbeitet zu viel. Viel zu viel. Und das bemerken wir alle hier. Immerhin kommt er jeden Tag später nach Hause und versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Dazu geht mir das Gespräch von vor zwei Wochen nicht aus dem Kopf, bei dem er sich darüber beklagt hatte, dass Geld fehle. Wie es aussieht, hat er es weder wiederbekommen noch irgendwo gefunden.

„Endlich nimmt sie mal nicht meinen Hoodie", sagt Taylor lachend, als er die Küche betritt, und setzt sich mit einem Apfel an den Tisch.

„Eh! Das ist meiner", beschwert sich Florian lautstark.

Ich verdrehe amüsiert die Augen über die eigentlich doch liebe Kabbelei, die zwischen den beiden ausbricht, ehe ich meine Aufmerksamkeit auf Henry richte. „Willst du mir sagen, warum du mich mit deinem Blick zu erdolchen versuchst, oder eher nicht?"

Er erwidert mein betont unschuldiges Lächeln nicht im Geringsten. „Tu nicht so, als ob du nicht wüsstest, warum ich so gucke", grummelt er stattdessen schlecht gelaunt, woraufhin ich meine Arme abwertend in die Luft hebe.

„Meinst du etwa, weil ich Aiden meine Zunge in seinen Rachen geschoben habe?" Ohne einen weiteren Kommentar stehe ich auf, greife nach einem Apfel und meiner Tasche und gehe bereits in den Flur, um mir meine Schuhe überzustreifen. Mir ist bewusst, dass Henry mich am liebsten einsperren würde, bis ich wieder zur Vernunft komme, aber er hat sich in manche Entscheidungen nicht einzumischen.

„Das wird noch ein Nachspiel haben", trällert Taylor unheilvoll, ehe er durch die Tür verschwunden ist. Seufzend folge ich meinem Bruder unter den schwarzen Wolkenhimmel, welcher jederzeit bereit scheint, sein Sommergewitter über uns zu ergießen. Meine Füße tragen mich automatisch zu unserem Auto, wo ich beginne, sekündlich auf meine Uhr zu schauen. Nach und nach kommen auch Ben, Toby und Henry, welche erstmals wohl alles still über sich ergehen lassen. Auch wenn ich bemerke, dass Ben mit dieser Stimmung nicht so gut zurechtkommt.

„Wir begleiten dich, Schwesterchen", kommt es von Toby, als wir bei der Schule angekommen sind, und legt seinen Arm um meine Schultern. Ich entdecke Lexi, die mir einen verwirrten Blick zuwirft.

„Ihr seid paranoid", murmle ich leise und lasse mir die Strähnen von dem Wind aus dem Gesicht pusten.

„Wenigstens nicht naiv genug, um uns was unterjubeln zu lassen", kontert Henry mies gelaunt. Meine Hände ballen sich instinktiv zu Fäusten, als ich wieder diesen Unterton höre, der nach Vorurteilen schreit. Er soll einfach damit aufhören. Schließlich hat Aiden mir keine Drogen verabreicht! Wie denn auch?

Die Augen der Schüler verfolgen uns auf Schritt und Tritt, was mir zunehmend unangenehmer wird. Vielleicht sind meine Brüder diese Aufmerksamkeit gewohnt, ich aber nicht. „Sorry Jungs, aber das geht mir wirklich zu weit." Ich wende mich aus den Armen meines Bruders und flüchte zu Lexi, welche ich an ihrem Arm ins Innere zerre.

He Owns My WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt