Dieses Tagebuch; dieser Name gehört nicht mir
Emma Thompson
Zwei Hände legen sich auf meine Schulter, als ich dabei bin, meine Nudeln aufzustechen. Ich blicke hoch und entdecke das leicht genervte Gesicht meines Bruders, welcher mich schon den ganzen Tag zum Reden bringen will. Doch bisher konnte ich Henry immer sehr gut ausweichen – nun, bis jetzt. Strengen Blickes setzt er sich mir gegenüber an den Esstisch, während Felix und Florian ihn gebannt im Auge haben. Scheinbar fällt ihnen auch auf, dass Henry bedrückt wirkt.
„Emma", beginnt er leise, was mich unruhig auf den Stuhl wiegen lässt. Ich hasse Gespräche, die so vorsichtig und behutsam beginnen. Mit unschuldiger Miene blinzle ich ihn an, als wüsste ich nicht längst, worauf seine Worte abziehen werden. „Kannst du mir verraten, was das heute war?"
Natürlich könnte ich das. Ich könnte ihm verraten, dass auch ich bemerkt habe, wie intensiv Aiden mich angesehen hat. Aber ich möchte nicht. Außerdem soll er nicht denken, dass ich darauf geachtet hätte, denn dann würde er mir unterstellen, dass ich ein besonderes Interesse an ihm hätte – und das wäre vielleicht nicht mehr so einfach aus ihren Vorstellungen zu bekommen. Also presse ich meine Lippen aufeinander, lege meinen Kopf schief und schaue ihn weiter fragend an, während ich mir eine neue Nudel in den Mund schiebe.
„Was meinst du?", frage ich zur Verdeutlichung meiner absoluten Unschuld nach. Felix und Florian scheinen blicken misstrauisch zwischen uns beiden hin und her.
„Du weißt, was ich meine", antwortet Henry mit hochgezogenen Augenbrauen, woraufhin ich ratlos meine Schultern zucke.
„Keine Ahnung", gebe ich trocken zurück und lege meine Stirn in Falten, damit er es mir abkauft. Überraschenderweise scheint es zu funktionieren, denn Henry steht mit einem Seufzen auf und lässt das Thema wieder fallen. Möglicherweise möchte er kein Drama um etwas machen, das ich nicht bemerkt habe.
Mit einer engelsgleichen Miene esse ich weiter, während ich noch immer die Blicke meiner Brüder auf mir spüre. „Willst du uns was beichten?", hakt Florian skeptisch nach, doch ich schüttle abermals grinsend meinen Kopf, was er leicht erwidert.
*
Anders als am Vortag werde ich von meinem Handy geweckt, da ich meinem Wecker kein Vertrauen mehr schenke. Die Zwillinge, die es nicht besser wissen, würden ihn bei einem wiederholten Streich ausschalten, aber nicht mein Telefon. Also dient es mir von nun an als Wecker.
Noch immer müde gehe ich runter ins Bad und erledige meine morgendliche Routine. Mit einem chaotischen Dutt, der fast schon einer einem zerrupften Vogelnest gleichen könnte, gehe ich hinunter ins Esszimmer und grummle ein verschlafenes: „Morgen."
„Also gut, Kinder." Mein Dad, welcher scheinbar nur auf mich gewartet hat, klappt seine Zeitung zusammen und schlägt diese auf den Tisch. Als wir bei diesem Knall alle in uns zusammenzucken, lacht er laut auf. „Tut mir leid, ich konnte nicht widerstehen. Jetzt seid ihr wenigstens alle wach, oder?" Er lächelt liebevoll, aber auch entgegen seiner Entschuldigung vollkommen ohne Reue in die Runde. „Seid brav und benehmt euch anständig." Er küsst meine Wange, wuschelt durch Taylors Haare und verabschiedet sich von allen. Kurz darauf fällt die Tür ins Schloss.
Sobald Henry, Toby, Ben und ich fertig sind, steigen wir in das Auto, welches uns heute zur Verfügung steht. Insgesamt haben wir zwei alte Autos und das Motorrad, für das meine Brüder unglaublich lang gespart haben. Letztendlich haben sie es dann für einen Sonderpreis bekommen, da Felix' Kumpel eine Werkstatt besitzt und er dieses dort nicht loswurde.
*
„Ich muss noch zum Spind", erkläre ich den drei Mädels, die mich wie beinahe jeden Morgen durch die Gänge lotsen.
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He Owns My World
Teen FictionAidens verwundete Knöchel deuten auf schwere Kämpfe hin. Doch sein allergrößter Kampf ist es, Emmas Herz zu erobern. * Als die 17-jährige Emma Ende des Sommers mit ihren Brüdern und ihrem Vater nach Jacksonsville zieht, blickt sie voller Neugierde a...
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