Kapitel 2

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Um punkt 6:00 Uhr klingelte mein Wecker. Ich stand also auf und zog mich an. Dann ging ich noch etwas verschlafen in die Küche. Ich aß mein Müsli, wie jeden Morgen und schmierte mir dann mein Pausenbrot. Ich packte das Salamibrot in meine Tasche und ging dann ins Bad, um mir die Zähne zu putzen. Um 7:00 Uhr ging ich in den Flur und schlüpfte in Jacke und Schuhe und schnappte mir dann meinen Rucksack. Dann ging ich aus dem Haus. Ich holte mein Fahrrad aus dem Schuppen, schwang mich aufs Rad, trat in die Pedale und fuhr die Einfahrt hoch in Richtung Schule. Nach ca. 15 Minuten fing es an zu regnen. Ich zog mir die Kapuze meiner Jacke über den Kopf und fuhr tapfer weiter. Allerdings wurde der Regen nach ein paar Minuten so heftig, dass ich kaum noch etwas sah. ‚Zum Glück ist es nicht mehr weit bis zur Schule. ', dachte ich mir und fuhr triefend nass weiter. Kurze Zeit später kam das Schulgebäude in Sicht. Ich fuhr auf den Schulhof und schloss mein Fahrrad an einem freien Gatter fest und sprintete dann in das Schulgebäude hinein. Drinnen angekommen, zog ich mir die triefend nasse Kapuze vom Kopf. Ich ging in Richtung Klassenraum und bemerkte gleich ein bekanntes Gesicht, das auf mich zu gerannt kam. Lina! Sie kam so schnell auf mich zu, dass sie mich fast umgerannt hätte. Ich musste grinsen, als sie mir um den Hals fiel. Immerhin hatten wir uns nur 2 Tage nicht gesehen. „Alles Gute zum Geburtstag nachträglich!" „Danke!" „Wenn du noch ein bisschen fester drückst, erwürgst du sie!" Lachend kamen auch Jana, Hanna und Zoey auf mich zu, gratulierten mir und drückten mich. Plötzlich zog Jana ein kleines Päckchen aus ihrer Tasche. „Hier, das ist für dich, von uns allen." Sie strahlte und ich riss neugierig das Päckchen auf. Es war ein wunderschönes Armband aus Silber mit kleinen Silberanhängern daran. „Vielen, vielen Dank!" Ich fiel ihnen glücklich um den Hals. „Wir haben uns schon Gedacht, dass es dir gefällt." „Sonst hätten wir es ja nicht gekauft.", sagt Lina, während sie mir die Kette am Handgelenk fest machte. Glücklich hakte ich mich bei meinen Freundinnen ein und wir gingen kichernd zum Klassenraum. Dort angekommen, fiel mir ein Junge auf der am Freitag noch nicht da gewesen war. Ein sportlich muskulöser Typ, etwa 17. Seine kurzen dunkelbraunen Haare waren etwas verwuschelt, was nebenbei bemerkt echt süß aussah und seine braunen Augen ließen ihren Blick etwas skeptisch durch den Raum schweifen. „Wer is das?", fragte ich. „Er is neu hier, aber wie er heißt weiß ich nich, da musst du Rosalie Fragen, die hat nämlich ein Auge auf ihn geworfen.", antwortet Jana. „Und, was hältst du von ihm?" „Er sieht eigentlich ganz nett aus, aber ich kenn ihn ja gar nicht richtig." „Pfoten weg, der gehört mir!", kam es mir sofort von hinten entgegen gezischt. Genervt drehte ich mich um. „Morgen Rosalie." Ich lächelte süß. „Du musst dich gar nicht anstrengen, du würdest eh gegen mich verlieren, Cora!" Ich verdrehte nur die Augen. Als sie meinen Namen gesagt hatte, sah der Neue zu mir herüber und musterte mich genau. Auch Rosalie war das nicht entgangen. „Hey, du bist der Neue oder? Ich bin Rosalie, aber du darfst mich auch gerne Rose nennen." Der Neue sah etwas genervt zu ihr und sagte: „Hallo... Rose. Nett dich kennenzulernen." Er lächelte und drehte sich weg. Als sie ihn nach ein paar Minuten immer noch schwärmend ansah oder besser anstarrte, drehte er sich wieder zu ihr und fragte noch etwas genervter: „Is was?" „Nein", lächelte Rosalie Zuckersüß. „Na dann." Er drehte sich wieder weg. Als er sich wieder umdrehte, sah sie ihn immer noch an. „Sag mal steht auf meiner Stirn: Bitte angaffen, oder was? Oder bist du eingefroren? Du das nervt mich gerade total, hast du nichts Besseres zu tun als mich anzustarren? Geh bitte irgendwo anders hin und vor allem: guck wo anders hin!", und damit drehte er sich total genervt weg. Alle Jungs lachten darauf hin laut los und auch Jana und ich brechen in Gelächter aus. Rosalie zog sich beleidigt zurück. So war sie noch nie von einem Jungen behandelt worden und ich hatte das Gefühl, dass seine Aktion ihn noch interessanter gemacht hatte. „Weißt du was das Beste ist? Dass jetzt auch die letzte im Kreis 16 geworden ist.", lächelt Zoey. Das war gar nicht böse gemeint, das wusste ich auch, aber es stimmte schon. Ich war die Jüngste in meiner Clique, auch wenn Lina auch nur 2 Wochen älter war als ich. Auch Hanna lächelte mir süß zu und wir begannen über das vergangene Wochenende zu quatschen. Mir entging jedoch nicht, dass der Neue mich nachdenklich, naja, betrachtete. Es klingelte und Frau Maier betrat den Raum. „Guten Morgen Kinder.", sagte sie wie jeden Morgen und unsere Antwort war wie jeden Morgen: „Guten Morgen Frau Maier." „Setzt euch. Wie ihr sicherlich schon bemerkt habt, haben wir seit heute einen Neuen in der Klasse. Komm nach vorn!", sagte sie in einer zucker-süßen Stimme. Der Junge kam langsam nach vorne gelaufen und stellte sich neben Frau Maier. „Kinder, das ist Tarek und er geht ab heute in unsere Klasse und ich möchte dass ihr nett zu ihm seid! So, wo ist denn noch ein Platz frei? Ah, da in der letzten Reihe hinter Cora. Setz dich doch." Er schlurfte in die letzte Reihe und setzte sich hin. Nach ein paar todlangweiligen Grammatikregeln und ein paar Arbeitsblättern klingelte es dann endlich. Alle packten ihre Sachen zusammen und gingen in die Pause. Hanna, Zoey, Lina, Jana und ich setzten uns unter den Großen Baum und redeten über alles Mögliche. „Sag mal Cora", fing Zoey an, „kennst du den Neuen von irgendwo?" „Nein, wieso?", fragte ich. „Weil er dich die ganze Zeit anguckt, darum." „Vielleicht mag er sie ja!", kicherte Lina. „Ganz bestimmt!", sagte ich und als alle anfingen zu lachen lachte ich mit. „Seht mal, Rosalie versucht es nochmal, ihn um den Finger zu wickeln!", sagte Hanna in die Runde. „Und wird schon wieder abserviert!", entgegnete ich ihr und musste lachen. „Arme, arme Rose!" Das fanden auch die anderen lustig und lachten. Es klingelte zur 3. Stunde. Ein Schaar aus ungefähr 800 Schülern strömte in das Schulgebäude, um in die Klassen zu gehen um am Unterricht teilzunehmen. Unsere nächste Stunde war Klassenleitung oder kurz KL. Eigentlich gibt es das in der 10. nicht mehr aber Frau Maier fand das es nötig sei einmal in der Woche über Probleme zu reden, darum hatte sie es wieder eingeführt. Außerdem nutzte sie diese Stunde um die Ausflüge zu planen. Heute wollten wir unsere Klassenfahrt planen, die nächste Woche Montag losging. Wir besprachen was wir alles einpacken sollten und darüber, was erlaubt war und was nicht. Frau Maier hatte beschlossen, dass wir das Handy nur im absoluten Notfall benutzen sollten bzw. durften, womit Rosalie so gar nicht einverstanden war. Also stritt sie noch eine ganze Weile mit Frau Maier, die blieb aber bei ihrem Entschluss und machte auch keine Ausnahmen. Verärgert ging Rose aus dem Klassenraum und stapfte wütend davon. Die Tage vergingen wie im Flug und schließlich war der Tag gekommen, an dem wir abfahren sollten. Rose und ihre Clique machten einen riesen Aufstand, als sie ihrer Familie auf Wiedersehen sagen mussten. Ich verdrehte nur die Augen, winkte meinen Eltern noch ein letztes Mal zu und stieg dann in den Bus der uns an unser gewünschtes Ziel bringen sollte. Ganz hinten entdeckte ich die anderen und ging lächelnd auf sie zu. „Bald geht's los!", säuselte Lina ganz aufgeregt. Ihre dunkelblonden Haare wippten auf und ab, während sie vor Begeisterung auf und ab hüpfte und mich mit ihren grünen Augen ansah. „Ja, endlich. Ich hab heut Nacht kaum geschlafen vor Aufregung!", fügte Hanna hinzu und bindet ihre hellbraunen Haare zu einem Zopf zusammen. „Endlich keine Eltern, die einem sagen, was man zu tun hat und was man lassen soll." „Hanna, du weißt schon, dass wir nur 7 Tage weg bleiben oder?", fragte ich. „Ja, weiß ich. Ist doch trotzdem cool oder etwa nicht?" Als sie mich mit ihren blauen Augen ansieht scheinen sie mir sagen zu wollen-Ich hab Recht!-. Ich grinste nur. Der Bus füllte sich allmählich und es wurde immer lauter, je mehr Leute den Bus bestiegen. Als sich die Türen schlossen, trat der Busfahrer nach vorne und sprach in sein Mikrophon: „Also, erstmal Herzlich Willkommen hier an Bord von meinem Reisebus. Damit unterwegs keine Unfälle passieren, kommen hier ein paar Sicherheits..." ab diesem Punkt hörte ich nicht mehr zu. Diese Routineansage kannte ich schon auswendig. Ich stöpselte mir meine Kopfhörer ins Ohr, lehnte mich zurück und schlief ein. Irgendwann wurde ich durch ein kräftiges Schütteln wach. Verwirrt schreckte ich hoch und zog mir einen Stöpsel aus dem Ohr. „Was ist?", fragte ich. „Du darfst dir doch nicht diese grandiose Landschaft entgehen lassen!", sagte Jana total fasziniert. Sie muss auch geschlafen haben, denn ihre rotbraunen Haare stehen leicht ab und auch ihre braunen Augen sehen etwas schläfrig aus. Als ich aus dem Fenster sah, war die Landschaft an der wir vorbei fuhren wirklich nicht schlecht. „So, wir werden unser Ziel in etwa 10 Minuten erreichen. Genießt die Aussicht noch ein bisschen und dann sind wir auch gleich da.", ertönte in diesem Moment die Stimme von Frau Maier. Ich schaltete mein Handy aus und verstaute es sicher in meinem Rucksack. Der Bus fuhr an riesigen Feldern vorbei und dann in einen Wald. Der Wald schien gar kein Ende nehmen zu wollen. Irgendwann fuhren wir dann aber doch wieder heraus. Die Straße, auf der wir fuhren, war nicht besonders gut in takt. Überall waren Schlaglöcher und der Bus wurde gut durchgeschüttelt. Die nächste Ausfahrt war dann unsere. Am Ende dieser Straße stand ein riesiges Gebäude. „Jugendherberge zum alten Schloss" stand in großer schwarzer Schrift auf dem Schild, das wir gerade passiert hatten. Ein Schloss, ja, das war der perfekte Ausdruck für das, was da am Ende der Straße stand. Die Erste, die sofort in Jubel ausbrach war Rosalie. Überglücklich schrie sie in die Runde: „Das nenne ich eine würdige Unterkunft für meine Wenigkeit." Ich verdrehte die Augen und stupste Zoey an, die neben mir eingeschlafen war. „Hey Zoey, wir sind da.", sagte ich. „Was, wie, wo?", fragte sie etwas hektisch. Ich musste lachen. Ihre graublauen Augen sahen mich müde an und auch ihre blonden Haare standen ab. Das Schloss war unbeschreiblich schön. Das ganze Schloss war hier und da mit Efeu überwuchert. Das Gepäck wurde ausgeladen, die Zimmer bezogen. Wir hatten ein Zimmer mit Blick auf den Garten. Das Zimmer war groß und hatte 5 einzelbetten die im Zick-Zack Muster im Zimmer aufgereiht waren. Aus dem großen Fenster hatte man einen wunderbaren Blick auf den Garten. Es war ein riesiges Gelände, auf dem es überall von Blumen nur so wimmelte. Schmale Wege ermöglichten es, sich auch alle aus der Nähe ansehen zu können. Mittendrin war eine runde Terrasse, auf der 4 große Hollywoodschaukeln standen. Wir fühlten uns sofort wohl, bis ein Schrei uns aus unseren Träumen riss. Es war Rosalie. „Ich erwarte ein Zimmer, das meiner würdig ist.", schrie sie. Ich musste lachen. Das war einfach typisch Rosalie. Sie musste einfach immer im Mittelpunkt stehen, einfach immer. Wenn etwas nicht ihrer Vorstellung entspricht, dann muss sie sich sofort beschweren. Das gehört quasi zu ihrer „Natur". „Dieses Zimmer ist viel zu klein und außerdem muss ich es mir auch noch teilen.", jammerte sie. „Rosalie wir können für niemanden eine Ausnahme machen, hörst du, für niemanden. Jetzt stell dich nicht so an und bezieh dein Zimmer. Alleine!", sagte Frau Maier ruhig, aber bestimmt. Maulend verzog sich Rosalie mit ihrem Gepäck im Zimmer. Wir hörten sie noch eine Weile fluchen. „Tja, ja, man hat's schon nicht leicht in dieser Welt.", sagte Hanna. Ein Kichern ging durch den Raum. „Dieser Ort ist einfach unbeschreiblich schön. Er übertrifft einfach alles, was ich erwartet hatte.", quietschte Jana erfreut. „Er ist wirklich wunderschön. Tausendmal gemütlicher als die letzte Jugendherberge!", fügte Lina hinzu. „Allerdings ist es nicht schwer, das zu toppen.", schnaubte Hanna. „Alles ist gemütlicher, als ein Kinder- und Jugendknast." Bei der Erinnerung an dieses Triste Gebäude, lief uns allen ein Schauer über den Rücken.

Elementaria - Das Land meiner ElternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt