Ich lief und lief. Wovor ich weglief, wusste ich nicht. Plötzlich stand ich vor einem Abgrund. Vor mir ging es bestimmt 70 Meter in die Tiefe. Hecktisch drehte ich mich um und schaute in das höhnisch grinsende Gesicht eines Mannes. Er kam mir irgendwie bekannt vor, auch wenn ich ihn weder zuvor gesehen, noch wirklich erkennen konnte. Es war, als würde zwischen ihm und mir eine Art Schleier schweben. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel in die Tiefe. Fast panisch schlug ich die Augen auf und setzte mich auf. Etwas verwirrt blickte ich im Zimmer herum. „Du hast alles nur geträumt, Cora", sagte ich mir und fiel wieder rückwärts in die weichen Kissen. Aber der Mann kam mir so bekannt vor. Wo hatte ich ihn bloß schon mal gesehen? Wie sehr ich mich anstrengte, ich wusste es nicht. Ich drehte mich nach rechts zum Nachttisch, wo ich eine kleine Uhr hingestellt hatte. 6:30 Uhr. Na super! Die anderen würden vermutlich erst um 8 aufstehen, da es um 9 Uhr Frühstück gab, und das dauerte noch eine Weile. Da ich nicht mehr einschlafen konnte, beschloss ich raus in den Garten zu gehen, um einen klaren Kopf zu kriegen. Ich schlüpfte in meine Schuhe und schlich nach draußen. Ich setzte mich auf eine der Hollywoodschaukeln und sah zum Himmel hoch. Die Sonne ging gerade auf und färbte den Himmel mit einem wunderschönen Rotton. Ich schloss die Augen. „Ist sie nicht wunderschön?" „Ja in der Tat, das ist sie." Ich schlug die Augen auf und sah mich um. „Oje, wir haben sie erschreckt. Wir sollten warten bis Tarek ihr alles erklärt hat, schließlich wird man ja nicht jeden Tag von Unseresgleichen angesprochen. Gehen wir." Über mir begann etwas zu flattern. Als ich hoch blickte, flogen gerade 2 Vögel weg, in Richtung Wald. Diese Art hatte ich noch nie zuvor gesehen. Verwirrt blickte ich mich um und blieb mit den Augen bei einer Gestalt hängen, die sich langsam aus den Schatten des Hauses löste und auf mich zugelaufen kam. Tarek! „Kannst du auch nicht schlafen?", fragte er mich und lächelte mir süß zu. „Ja. Naja, ich habe schlecht geträumt und brauchte einen kühlen Kopf." Ich sah ihn lächelnd an. „Wirklich? Ich habe auch nicht gut geschlafen heute Nacht. Darf man fragen, was du geträumt hast?" Er setzte sich zu mir auf die Schaukel. „Oh, naja..." Ich wusste nicht, ob ich mit ihm darüber reden sollte, schließlich gibt es bestimmt spannendere Themen als irgendwelche Teenie-Träume! Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es mir helfen könnte, mit ihm darüber zu reden. Warum auch immer. Ich fing also an ihm davon zu erzählen: „Ich stand oben auf einer Klippe und da war so ein Typ. Ich weiß nicht warum, aber er kam mir irgendwie bekannt vor. Er hat mich hässlich angelacht und dann bin ich die Klippe hinunter gefallen. Aber bevor ich auf dem Boden aufgeschlagen konnte, bin ich aufgewacht.", ich sah ihn an, „Aber das interessiert dich doch bestimmt eigentlich gar nicht oder?" „Doch tut es." Er sah weg und schien kurz nachzudenken. Dann drehte er sich wieder zu mir um und fragte: „Kannst du mir den Mann denn beschreiben?" „Willst du wirklich wissen, wie er aussah? Immerhin war es nur ein Traum." „Klar, in Träumen liegt sehr viel Wahrheit." „Naja, wenn du meinst... Also, er war etwas größer als du, denke ich und er hatte gruselige dunkle Augen. Und dunkle Haare hatte er, glaube ich. Und, ach ja er hatte eine große Narbe am Hals." Tarek musterte mich prüfend. „Bist du sicher?", fragte er. „Ja, ziemlich, wieso?" Ein sehr angespannter Gesichtsausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er schwieg. Er schwieg eine Ewigkeit, bevor er wieder etwas sagte. „Tja, ähm glaubst du nicht, wir sollten langsam wieder rein gehen? Es wird etwas frisch, findest du nicht?" Mit diesen Worten stand er auf und sah mich aufmunternd an. „Du hast Recht." Ich stand auf. „Aber, sag mal..." Ich erinnerte mich an den seltsamen Vorfall vorhin, „Du willst mir nicht zufällig was erzählen?" „Wieso?", fragte er und sah mich prüfend an. „Naja, vorhin war noch jemand hier. Ich weiß zwar nicht, wer es war, aber sie schienen mich zu kennen und sie meinten du müsstest mir erst was erklären, bevor sie mit mir reden könnten." Ich sah ihn fragend an. Er schwieg. Er schwieg schon wieder eine Ewigkeit. „Na gut. Gott, wie sag ich dir das jetzt, ähm..." Gerade als er mir verraten wollte, was hier eigentlich los war, drang ein panischer Schrei aus meinem Zimmer. „Das war doch Lina!", rief ich panisch, rannte einfach los und lies Tarek und vermutlich Antworten auf 1000 Fragen einfach stehen. Ich rannte so schnell ich konnte, bis zu unserem Zimmer. Auf das Schlimmste vorbereitet riss ich die Tür auf. Allerdings war das Schlimmste nicht ganz so schlimm wie das hier. Erstarrt vor Schreck und Überraschung blieb ich stehen. Das ganze Zimmer war voll mit Pflanzen! Dazu kam, dass der Boden mit Wasser überschwemmt war und die ganze Einrichtung wie nach einem Tornado im Zimmer verteilt lag. „Was ist denn hier passiert?", fragte ich mit einem etwas panischen Unterton. „Wenn wir das nur wüssten!", entgegnete Hanna. „Wir haben nicht die leiseste Ahnung! Als wir aufgewacht sind, war das Zimmer schon so." „Wenn wir nur jemanden hätten, den wir fragen könnten, was wir jetzt machen sollen!" Verzweiflung machte sich in Hannas Stimme bemerkbar. Verständlicher Weise. „Vielleicht kann ich euch ja helfen." Hecktisch drehte ich mich um. „Tarek!", überrascht sah ich ihn an. Ich hatte nicht bemerkt, dass er mir gefolgt war. „Das ist echt nett von dir, aber wie?", fragte Zoey. Tarek sah erst mich an, dann die anderen und dann wieder mich. „Es ist am besten, denke ich, wenn ihr euch hinter mich stellt", sagte er mit einem sehr bestimmten Unterton, der keine Widerworte duldete. Also taten wir, was er sagte. Auf einmal hörten wir Schritte hinter uns und drehten uns alle hektisch um. Es war Frau Maier. Als Tarek sie sah schloss er schnell die Tür hinter sich. „Was ist denn los? Ich habe Schreie gehört! Ist alles in Ordnung?", fragte sie besorgt. „Es ist alles in Ordnung. Ich, ähm, also ich...", begann Lina ohne wirklich zu wissen, was sie sagen wollte. „Lina hat einfach nur schlecht geträumt, das ist alles. Kein Grund zur Sorge.", beendete Jana Linas Satz. Wie alle wussten, dass wir das mit dem verwüsteten Zimmer besser nicht Frau Maier erzählen sollten. Wie die Unschuldslämmer sahen wir sie an. „Na dann...", seufzte sie erleichtert, „Dann geht zurück ins Zimmer und versucht wieder zu schlafen, einverstanden?" Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging. Ich weiß nicht, ob sie Tarek einfach nicht gesehen hat, aber anders kann ich mir nicht erklären, warum sie nichts zu ihm gesagt hat. „Das war knapp!", seufzte Lina erleichtert. „Ja, fast schon zu knapp!", meinte Tarek und öffnete wieder die Tür. „Also, dann wollen wir mal." Er seufzte und ein sehr konzentrierter Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er hob seine Hände und was dann geschah, kannte ich bis dahin nur aus Fantasiebüchern. Seine Hände fingen an zu glühen! Er schloss die Hände zu Fäusten, öffnete sie wieder und fixierte seinen Blick auf die Pflanzen, die überall im Zimmer verteilt jeden Zentimeter einnahmen. Kurz darauf fingen die Pflanzen Feuer. Es war als würden sie gezielt abbrennen. Wie erstarrt standen wir hinter ihm und keiner von uns wusste, was wir machen sollten. Tarek richtete seinen Blick und seine Hände nun auf das am Boden verteilte Wasser. Nur wenig später verdampfte das Wasser mit einem leisen Zischen. Seine Hände hörten auf zu glühen, er nahm die Hände wieder runter und drehte sich vorsichtig zu uns um. Wir sahen ihn ganz schockiert an. Die Erste, die sich rührte war Lina. Sie wollte schreien, aber Tarek hielt ihr schnell den Mund zu. „Ich denke es ist besser, wenn wir uns drinnen weiter unterhalten.", sagte er. Wir nickten nur, immer noch nicht in der Lage etwas zu sagen. Er sah Lina noch mal mit einem strengen Blick an der zu sagen schien: Bloß nicht schreien! , dann nahm er die Hand von ihrem Mund und wir folgten ihm in unser Zimmer. Ich schloss die Tür hinter mir, nahm mich zusammen und fragte leise: „Wie hast du das gemacht? Was bist du?" Er lächelte mich beruhigend an. „Ich komme aus Elementaria, einem Ort, der von der Welt der Menschen abgeschottet ist. Wir besitzen Fähigkeiten, die ihr als außergewöhnlich, magisch oder vielleicht sogar teuflisch bezeichnen würdet. Jeder Elementarier besitzt ein Naturelement, meins ist das Feuer. Normalerweiße würde ein Elementarier niemals freiwillig in die Menschenwelt gehen, aber Serafina hat mich geschickt, um den Stern der Hoffnung, wie sie ihn nannte, zu finden und zurück nach Elementaria zu bringen. Sie meinte, es wäre die einzige Möglichkeit, den bevorstehenden Krieg zu verhindern. Deswegen bin ich hier. Dass ich hier allerdings weitere Elementarier finde wusste ich nicht. Ich..." „Moment, hier sind noch andere von deiner Sorte?", fragte Jana entsetzt. Er lächelte sie an. „Wie willst du dir sonst das Chaos hier erklären?", er sah sie fragend an. Jana stand stocksteif vor Schreck da, was Tarek nicht daran hinderte weiter zu reden. „Jeder Elementarier hat eine Markierung, die den anderen zeigt, welches Element man besitzt." Mit diesen Worten zog er sein T-Shirt aus und drehte sich so, dass sein linker Oberarm zu uns zeigte. Dort war, wie bei uns, ein Tattoo, was wie eine Flamme aussah. „Das sieht aus wie meins!", schrie Jana und zog den Ärmel ihres Pullis hoch, sodass wir ihr Tattoo sehen konnten. Tarek lächelte(mal wieder! Irgendwie schien ihm das Lächeln im Gesicht festgeklebt worden zu sein, auch wenn man zugeben muss, das es ihm wirklich gut stand!) und sagte: „Tja, dein Element ist das Feuer, genau wie bei mir." Auch Hanna und Lina zogen ihre Ärmel hoch und sahen Tarek fragend an. „Und bei mir?", fragten sie gleichzeitig. Er betrachtete ihre Arme und sagte dann: „Dein Element, Hanna ist das Wasser. Du bist dann vermutlich auch dafür verantwortlich, dass das Zimmer geflutet wurde." „Das wollte ich nicht!" „Ich weiß." Er sah sie aufmunternd an. „Und Lina, dein Element ist die Erde." „Bin ich daran schuld, dass das Zimmer mit Pflanzen übersäht war?", fragte sie. Er nickte. Die beiden sahen Tarek schockiert an. „Das ist doch nichts Schlimmes! Das heißt doch nur, dass ihr in dieser Welt etwas Besonderes seid. Aber es ist trotzdem besser, wenn ihr das für euch behaltet. Menschen haben oft Angst vor dem, was sie nicht kennen und entwickeln schnell Hass und Abscheu." „Was ist mit mir? Mein Tattoo sieht so ähnlich aus, wie das von Hanna, ist mein Element dann auch Wasser?", fragte Zoey und zeigte auf ihren Arm. „Nein, dein Element ist die Luft. Aber du hast Recht, die Zeichen für Wasser und Luft sind sich wirklich sehr ähnlich." Er sah meine Freundinnen eine nach der anderen an. „Jedes Element ist hier Vertreten, interessant. Ich hatte nicht damit gerechnet, überhaupt ein Element in dieser Welt zutreffen." Ein überraschtes, aber fröhliches Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor ihm einzufallen schien, dass ja noch jemand in diesem Raum war und er sich zu mir umdrehte. Bis jetzt hatte ich keinen Ton heraus gebracht, aber mir war klar, dass das was Tarek uns gerade erzählt hatte etwas mit dem zu tun haben musste, was er mir im Garten hatte sagen wollen. „Und du? Was ist dein Element?" „Keins davon." „Das heißt du hast keine Markierung an deinem Arm?" Er sah mich ungläubig an. „Doch, aber meins sieht anders aus, als die anderen." Ein ungläubiger, angespannter Ausdruck lag auf seinem Gesicht, als er, begleitet von den gebannten Augen meiner Freundinnen, auf mich zu kam und mir den Ärmel meines T-Shirts hochzog um mein Tattoo sehen zu können. Das ging so schnell, dass ich nicht mal Zeit hatte, mich zu wehren. Als er den Stern auf meinem Arm sah, entdeckte ich etwas in seinem Gesicht, das mir noch mehr Angst machte als die Tatsache, dass ich Superkräfte zu haben schien: Angst! Er starrte ein paar Sekunden auf meine Markierung, dann schien er sich zu sammeln und sah mich an. Er lächelte tapfer, aber ich konnte in seinen Augen sehen, dass er nicht erwartet hatte, dass mein Tattoo so aussah. Er schwieg und sah mich eindringlich an. „Weist du was dein Name bedeutet?", fragte er. „Ja, meine Mum hat mir mal erzählt, das Cora die Kurzform von coraggio ist, also die Kurzform des italienischen Wortes für Mut.", antwortete ich. Er lächelte mir (immer noch gespielt Tapfer) zu. „In unserer Sprache heißt es Hoffnung." Er lächelte (definitiv entspannter) und schien über etwas nachzudenken, dann sagte er: „Ich bin hierhergekommen und war der festen Überzeugung, dass der Stern der Hoffnung ein Gegenstand ist, jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher." Er sah mich eindringlich an „Ich?", war alles, was ich heraus brachte. Er nickte. Ich überlegte und entschied mich dann dazu, etwas zu fragen, das mir seit etwa 5 Minuten auf dem Herzen brannte. „Warum sieht mein Tattoo anders aus, als das der anderen? Er ist kein Element übrig, also was ist meine Fähigkeit?" Da war es wieder der Blick! Allerdings konnte ich dieses Mal noch etwas anderes darin lesen als Ängstlichkeit: Besorgnis! Es dauerte eine Weile bis er mir antwortete. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit! „Ich weiß es nicht!" Ich spürte, dass die Angst in mir hochstieg. Das was er dann sagte, trug nicht gerade dazu bei, dass ich mich besser füllte. „Der Letzte, der dieses Mal hatte, hat Elementaria fast vernichtet!" mir stockte der Atem. „Er war ein ganz normaler Junge, das Einzige, was ihn von den anderen Unterschied waren seine Kräfte. Seine Mutter besaß die Elemente Luft und Wasser, sein Vater Erde und Feuer. Er hatte keine dieser Elemente, das machte ihm zum Außenseiter. Erst als er älter wurde zeigte sich, wie mächtig er eigentlich war! Er nutzte seine Kräfte, um sich an all denen zu rächen, die ihn in der Schule ausgelacht hatten und stürzte Elementaria in den Krieg. Viele tapfere Krieger verloren ihr Leben. Die Stärksten unter den Kriegern taten sich zusammen und mit allerletzter Kraft gelang es ihnen, ihn zu töten. Er soll eine Frau gehabt haben, allerdings konnte niemand sie ausfindig machen. Aus Angst, vor noch mehr Zerstörung, erließen die Könige aller Königreiche ein Gesetz, welches es Verbat, alle 4 Elemente zu kreuzen, damit nie wieder ein Kind wie er, gezeichnet mit einem Stern, geboren wird." Seine Worte brachten mir die Tränen nahe. „Mich dürfte es eigentlich gar nicht geben?", fragte ich und versuchte die Tränen herunter zu schlucken. Er nickte vorsichtig, er schien zu merken, dass ich den Tränen nahe war. „Eigentlich nicht. Aber Serafina hat mir aufgetragen, den Stern der Hoffnung zu finden und ich bin mir zu 99% sicher, dass du das bist! Serafina ist sehr weise, jeder vertraut ihr blind! Wenn sie also sagt, dass du die Einzige bist, die Elementaria vor dem Untergang retten kann, dann stimmt das auch! Nur, weil es dich eigentlich nicht geben dürfte, heißt das nicht, dass du automatisch dem Bösen verfällst! Ich kenne dich noch nicht lange, aber ich glaube, dass du sehr viel Gutes in dir trägst und dass du die Letzte bist, die als erstes an sich denkt! Also Kopf hoch Cora! Ich werde schon noch heraus kriegen, was in dir steckt, vertrau mir!" Er lächelte mir aufmunternd zu und dieses Mal ganz ohne Furcht in seinen Augen. Eine Träne kullerte mir über die Wange, aber mehr vor Erleichterung als vor Angst. Er nahm mich in den Arm und flüsterte mir zu: „Wir kriegen das hin, okay? Keine Angst!" Er wusste, wovon er sprach und ich vertraute ihm. Ich löste mich aus seiner Umarmung, wischte mir die Träne von der Wange und lächelte ihn an. „Ich will euch ja nicht stören", fing Jana an, „aber was machen wir jetzt? Ich meine wegen der Kräfte? Ich habe keine Lust, jemanden anzukokeln!" „Was das angeht...", begann Tarek, „Morgen fahren wir wieder zurück und bis dahin, versucht einfach euch nicht aufzuregen oder zu niesen." Als er niesen sagte sah er Zoey an und lächelte. „Ich werde Verstärkung anfordern, die euch helfen wird, eure Elemente in den Griff zu kriegen." Damit lächelte er in die Runde und verließ den Raum. „Krass! Könnt ihr euch das vorstellen? Wir haben jetzt Superkräfte!" Lina hüpfte ganz aufgeregt auf und ab. „Ich weiß noch nicht so ganz, was ich davon halten soll!", sagte ich etwas kleinlaut. Es dauerte nicht lange, bis ich von meinen Freundinnen umringt war. „Egal, was deine Eigenschaft ist, ich bin mir super sicher, dass es was Gutes ist.", sagte Hanna. „Ja!", fügte Jana hinzu. „Eine so gute Freundin wie du es bist, kann einfach keine bösen Kräfte haben!" Ihre Worte munterten mich auf. „Ihr seid die Besten!", lachte ich. „Wissen wir!", kam es im Chor zurück. Ich weiß nicht, wie lange wir so dastanden, aber plötzlich rief Hanna: „Oh scheiße! In einer viertel Stunde gibt's Frühstück und wir stehen hier noch im Pyjama!" Ich sah auf die Uhr. Es war wirklich schon viertel vor 9! Wie die Irren hetzten wir durchs Zimmer, auf der Suche nach etwas, dass man anziehen konnte. Wir hetzten ins Bad, um uns wenigstens Wimperntusche ins Gesicht zu klatschen. Um 5 vor 9 stürmten wir aus unserem Zimmer, rannten die Gänge zum Speisesaal entlang und kamen gerade so pünktlich zum Essen. Als wir uns erleichtert auf unsere Plätze schmissen, sah uns Tarek mit einem Blick an, der zu sagen schien: Das hat aber gedauert! Wir sahen uns an und lachten. Wir hatten es geschafft! Da störten uns die seltsamen Blicke der anderen nicht. Frau Maier hatte beschlossen, zum krönenden Abschluss mit uns ins Museum zu gehen. Kaum hatte sie es ausgesprochen, da verdrehte schon die ganze Klasse die Augen. Das einzig Gute an einem öden Museum war, dass dort nicht wirklich was passieren konnte. Um 10 kam der Bus, der uns zum Museum fahren sollte. Lina und ich waren die Ersten, die den Bus betraten, nicht etwa, weil wir es nicht abwarten konnten, bis wir da waren, nein, sondern weil wir uns die hinterste Sitzreihe besetzen wollten. Nach uns strömte auch der Rest der Klasse in den Bus. Hanna, Jana und Zoey setzten sich zu uns in die letzte Reihe. Das Tarek sich in die Reihe vor uns setzte war natürlich kein Zufall. Als alle einen Sitzplatz gefunden hatten, ging es los. Während der Fahrt beugte ich mich vor, um näher an der Reihe vor mir zu sein. „Tarek?" „Ja?" Er drehte seinen Kopf zu mir. „Was meintest du damit, du holst Verstärkung?" er schmunzelte. „Ich habe meinen Freunden eine Nachricht geschickt, dass ich ihre Hilfe hier gut gebrauchen könnte. Sie sollten also in zwei, drei Tagen hier sein." Er schien das ängstliche Aufblitzen in meinen Augen bemerkt zu haben, denn er fügte hinzu: „Du brauchst keine Angst zu haben. Die Jungs sind echt nett und werden das verstehen. Wie der Zufall es will, ist in meiner –Clique- wie ihr es nennt, genau wie bei dir, jedes Element vertreten. Das bedeutet, dass ich mehr Zeit habe, mich um dich zu kümmern und um herauszufinden, was deine Gabe ist." Er lächelte. „Keine Angst, du wirst sie mögen! Ihr alle!" er sah in die Runde. Das Museum war wie erwartet tot langweilig! Zum Glück gab es keine Zwischenfälle, abgesehen davon, das Tarek einmal Zoeys Nase zuhalten musste, damit sie nicht die ganze Ausstellung durch die Luft wirbeln lies. Am Abend sollten wir unsere Sachen zusammenpacken und dann ein letztes Mal zum Abendessen kommen. Am nächsten Morgen fuhren wir ab. Wehmütig sahen wir zurück. Diese Klassenfahrt war wirklich besonders gewesen. „Weißt du, was ich mich gefragt habe?" „Du wirst es mir bestimmt gleich sagen" Ich kam aus meiner Erinnerung wieder zurück in die Wirklichkeit und hörte, wie Jana sich mit Tarek unterhielt. „Warum haben wir diese Kräfte bekommen, und warum jetzt?" „Ich gehe davon aus, dass einer eurer Eltern Elementarier ist und sich in einen Menschen verliebt hat. Wenn ein Kind eines Elementariers nicht in Elementaria aufwächst, so erhält es seine Kräfte erst mit 16, da sie in diesem Alter so vernünftig seien sollten, dieses Geheimnis für sich zu behalten. Und da ihr so ausseht, als würdet ihr alles zusammen machen, habt ihr auch eure Kräfte zusammen bekommen." Er sprach sehr leise, damit nur wir das hörten, doch Rose entging nicht, dass er mit uns sprach. Mit böse funkelnden Augen sah sie mich an. Mir war das ziemlich egal. Ich wollte nur nach Hause und etwas mehr Licht ins Dunkle bringen. Meine Gedanken schweiften ab und ich fiel in einen leichten Schlaf. Ich stand auf einer grünen Wiese, um mich herum wand sich ein kleiner Bach. Auf der anderen Seite des Baches zog sich ein Feuerring und kühler Wind wehte mir um die Ohren. Auf der anderen Seite des Feuers stand eine Frau. Es war eine unglaublich schöne Frau mit langen braunen Haaren und grünen Augen. Ihre Stimme glich der eines Engels als sie zu mir sprach. „Du bist etwas Besonderes Cora! Die Verbindung zweier Reiche, der Beweis, dass da wo Hass zu sein scheint auch Liebe herrscht. Unsere Rettung. Wir werden uns bald begegnen, bis dahin, bleib stark und glaube an dich! Wenn du Angst oder Zweifel hast, wende dich an Tarek, er wird dir helfen, ich weiß es. Ich habe ihn geschickt, um dich zu beschützen. Er passt auf dich auf, vertraue ihm!"
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Elementaria - Das Land meiner Eltern
FantasyAn ihrem 16. Geburtstag merkt Cora, dass sie anders ist. Sie hat die Fähigkeit, alle Elemente zu verwenden und sie findet heraus, dass sie die Einzige ist, die die Möglichkeit hat, den Krieg zu verhindern.