Nach kurzer Zeit habe ich eine Wohnung gefunden, welche sich perfekt für ein Nachtlager eignete. Keine kaputten Fenster, der Schlüssel steckte noch in der Tür, 1. Stock. Perfekt. Ich war blitzschnell dank meiner geliebten Vampirgeschwindigkeit wieder bei Lucy. Sie hatte sich hingesetzt und ruhte mit dem Kopf auf den Knien. Nicht besonders schlau, bedenkt man, dass jederzeit ein Zombie um die Ecke kommen könnte... Ich hörte sie schluchzen. Warum weinte sie? Oh... deswegen. Keine 2 Meter von ihr entfernt lag ein Zombie und wieder einen Meter weiter lag sein gespaltener Kopf. Lucys Axt lag mit geronnenem Blut verschmiert neben ihr.
Ich ging langsam auf sie zu und achtete darauf fest aufzutreten, dass ihr menschliches Gehör meine Schritte wahrnehmen konnte. Sie zuckte zusammen und starrte mir schockiert in die Augen. „Oh Gott sei Dank, du bist es!", rief sie, sprang auf und fiel mir in die Arme und stammelte fast schon verzweifelt: „Es tut mir leid. Ich will nicht, dass du mich so siehst... Man denkt, man gewöhnt sich ans töten, aber das stimmt nicht! Es stimmt nicht!"
Ich strich ihr tröstend über den Rücken „Alles wird gut. Die Welt ist jetzt nun mal so. Wir können nichts daran ändern. Töten, oder getötet werden... Komm. Die Sonne geht in weniger als einer halben Stunde unter. Ich habe etwas zum Übernachten gefunden."
Sie nickte stumm an meiner Schulter, nahm ihren Rucksack und sah traurig auf den Leichnam. Ich nahm wortlos ihre Axt und führte sie an der Hand zu der Wohnung, die ich ausgesucht hatte.Als wir dort ankamen, hatte Lucy sich bereits wieder beruhigt und lächelte auch schon wieder. Sie hatte vorhin wahrscheinlich einfach einen Schock gehabt, von dem sie sich gerade wieder erholte. Sie war irgendwie anders als andere Menschen. Sie strahlte etwas besonderes aus und das gefiel mir. Trotzdem könnte ich mich wohl nicht mehr lange beherrschen. Ich brauchte dringend Blut.
Gemeinsam gingen wir die Treppe hoch und betraten die Wohnung. Die meisten Zimmer waren zugenagelt. Man konnte nur noch ins Wohnzimmer und in die Küche. Gegenüber gab es aber eine Toilette, die Lucy benutzen konnte, wenn sie mal für kleine Mädchen müsste.
Im Wohnzimmer gab es nur ein scheinbar sehr altes Klappbett. An der Wand konnte man an den blassen Stellen erkennen, dass hier mal viele Bilder gehangen haben und anscheinend stand gegenüber von dem Klappbett mal ein Fernseher. Wer nahm denn in so einer Zeit seinen Fernseher mit? Das Klappbett war gerade so groß genug für Lucy und mich auch wenn ich eigentlich nicht schlafen musste. Vampire schliefen nur, wenn sie nichts besseres zu tun hatten – und das hatte ich.
Lucy strahlte mich an. Ihr gefiel die 'Wohnung' anscheinend.
„Wow. Das ist perfekt. Aber wie konntest du so schnell sein? Wir haben zu zweit hierhin solange gebraucht, wie du für den Hin- und Rückweg...", fragte sie mich.
Verdammt. Daran hätte ich denken sollen...
„Nun ja. Wir sind ja auch normal gegangen. Als ich allein war, bin ich gelaufen.", antwortete ich. Das schien die einzig logische Erklärung zu sein.
„Aber wenn man läuft hören doch einen die Zombies. Warum hast du das riskiert?"
„Wenn mir ein Zombie über den Weg läuft, stirbt er."
„Ja, aber...", setzte sie noch an, aber ich legte einen Finger auf ihren Mund.
„Nichts aber. Ein Zombie hat gegen mich nicht die geringste Chance.", während ich das sagte legte ich meine Hand auf ihre Wange und sah ihr tief in ihre wunderschönen blauen Augen. Verliebte ich mich etwa doch? Selbst wenn... Ihr ging es scheinbar genau so. Sie schloss genießerisch die Augen und legte ihre Hand auf meine.
„Ich will dich nur nicht verlieren. Ich mag dich sehr, weißt du? Ich weiß es ist komisch, dass ich nach so kurzer Zeit schon so fühle, aber es ist so... Bitte halte mich nicht für verrückt.", flüsterte sie.
„Du musst dir keine Sorgen um mich machen." ...sondern eher um dich... fügte ich in Gedanken noch hinzu. In meiner Nähe war sie solange ich nicht bald etwas zu trinken fand keinesfalls sicher, obwohl ich lieber vertrocknen würde als sie zu verletzen, würden meine Instinkte früher oder später die Oberhand gewinnen und sie gegen meinen Willen beißen. Das durfte nicht passieren. Heute Nacht, sobald sie eingeschlafen war würde ich die ganze Stadt nach einem anderen Menschen durchsuchen. Und wenn ich keinen finde? Darum würde ich mich kümmern, wenn es so weit wäre.
„Ich mag dich auch sehr.", hauchte ich in ihr Ohr.
Sie öffnete überrascht die Augen und sah mir tief in meine. Wahrscheinlich um zu überprüfen, ob ich log. Sie lächelte mich breit an und ich küsste sie. Es war ein leidenschaftlicher Kuss, den wir leider schon viel zu früh unterbrechen mussten, weil Lucy Luft brauchte.
Sie legte ihren Rucksack in die Ecke und ich stellte ihre Axt daneben. Ich hatte diese auf dem Weg hierher mit einem Taschentuch vom Blut befreit, sodass sie jetzt im dämmrigen Licht der untergehenden Sonne wunderschön glänzte.
Gemeinsam setzten Lucy und ich uns auf das Klappbett. Sie öffnete ihren Pferdeschwanz, schüttelte ihre Haare aus, kuschelte sich in meinen Arm und schlief kurz darauf ein.
So gerne ich jetzt auch ihre Nähe genießen würde, musste ich jetzt einen anderen Menschen suchen. Vorsichtig schlüpfte ich unter Lucy weg. Ich wollte sie auf keinen Fall aufwecken. Ein letztes mal sah ich sie an. Sie war wunderschön und sah so unglaublich glücklich und entspannt aus. Wer weiß wann sie das letzte mal so ruhig geschlafen hatte...
Kaum auf den Straßen nahm ich einen Geruch war. Es war frisches Blut und zwar in der Nähe. Zwei vielleicht drei Straßen weiter. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Hier war tatsächlich noch ein lebender Mensch außer Lucy. Ich musste dort hin, bevor die Zombies diesen Geruch wahrnahmen und dort hin strömten. Nachts waren die ja zudem auch sehr viel aktiver als Tagsüber – da kenne ich noch jemanden...
Mit Vampirgeschwindigkeit folgte ich diesem himmlischen Geruch. Er führte mich in eine Seitengasse, die der ähnlich war, in der ich Lucy gefunden hatte. Dort lag ein wimmernder Mann zusammengekauert hinter einem Müllcontainer und mit einem Messer in der Hand. Scheinbar wollte er gerade Selbstmord begehen. Nun. Das konnte ich ihm erleichtern. Ich ging mit beherrschter Langsamkeit auf ihn zu, aber da hörte ich plötzlich hinter mir schlurfende Schritte. Das konnten nur Zombies sein. Den Geräuschen nach zu urteilen zwei. Ich drehte mich um und fletschte meine Zähne. Ich ließ meine immer vorhandene Blutlust zu, wodurch sich meine Eckzähne ein ganzes Stück verlängerten. Das verfärbte auch meine Augen. Was sonst normale menschliche Augen sind werden dadurch leuchtend rot und bedrohlich. Meine Instinkte übernahmen die Führung.
Es waren tatsächlich zwei Zombies. Sie beachteten mich kaum. Sie wollten einfach nur zu dem halbtoten Mensch in der Ecke. Ich war aber zuerst da also war das meiner. Ich packte den ersten Zombie am Schopf und riss ihm ohne große Anstrengung den Kopf ab. Geschickt kickte ich ihn wie einen Fußball in den Müllcontainer. Da gehörten diese Dinger ja auch hin. Anschließend widmete ich mich dem zweiten Freak. Diesem riss ich auch den Kopf ab und kickte ihn zu seinem Kollegen. Meine Blutlust hatte ich wieder unter Kontrolle. Der Boden neben den beiden Körpern war jetzt voll von diesem ekelhaften, geronnenem Blut und stank. Sogar meine Hände waren voll davon. Angewidert trocknete ich meine Hände an dem Oberteil von einem von den beiden Zombies ab. Als ich mich gerade meinem Opfer zuwenden wollte hörte ich die beiden Freaks im Müllcontainer stöhnen und zuschnappen. Konnten diese Viecher eigentlich auch noch etwas anderes? Ich schloss den Deckel, was die Geräusche dämpfte. Besser.
Jetzt konnte ich endlich in Ruhe was essen.
Das Blut roch so gut, dass ich mich kaum konzentrieren konnte. Also kniete ich mich einfach vor den Mann. Er sah mich unter Tränen an.
„D...danke, aber das hätten sie nicht... tun müssen. Ich will sowieso... sterben. Lassen sie mich einfach... hier liegen.", schluchzte er. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen.
„Oh, da liegt wohl ein Missverständnis vor. Ich wollte sie nicht retten. Ich möchte Sie gerne bei ihrem Vorhaben unterstützen.", sagte ich mit einem freundlichem, vielleicht etwas sarkastischem Grinsen. Ich schaute ihm in die mittlerweile panischen Augen (da wollte jemand wohl doch nicht sterben), um ihn zu manipulieren „Jetzt halten Sie die Schnauze und bleiben ruhig sitzen."
Er sah mich leer an. Gut. Bei ihm wirkte die Manipulation. Ich nahm sein angeschnittenes Handgelenk und führte es zu meinem Mund. Wozu auch eine Bisswunde hinterlassen, wenn er ausreichend Vorarbeit geleistet hat? Ich ließ wieder meine Blutlust zu. Ich brauchte zwar die Zähne nicht, aber wir Vampire wollen eigentlich nicht töten. Wir tun das nur zum Überleben und damit wir das mit unserem Gewissen vereinbaren können lassen wir unsere Instinkte übernehmen und tun es einfach. Natürlich gab es Vampire, die es genossen zu töten, aber das waren dann doch eher Ausnahmen.
Gierig fing ich an zu saugen. Die Lebensspendende Flüssigkeit füllte nach und nach meine eigenen Adern und ich konnte spüren, wie meine Verfassung immer besser wurde. Ich wurde immer stärker und gieriger. Ich saugte immer kräftiger. Der Mann war schon längst bewusstlos und saß nur noch aufrecht weil ich ihn in einem Stahlgriff festhielt.
Nach kurzer Zeit war er blutleer und ich wieder gestärkt. Er hatte sich gerade erst geschnitten also ist auch kaum Blut geflossen bevor ich ankam. Das würde wieder für eine Woche reichen.
Ich rannte wieder zu Lucy. Ich war jetzt auch wieder sehr viel schneller und das tat verdammt gut. Am liebsten wäre ich jetzt noch zehnmal um die Stadt gelaufen, nur um die wahnsinnige Geschwindigkeit und die Nacht zu genießen, aber ich wollte nur so schnell es geht wieder zu Lucy.
Ich wich auf dem Weg zu ihr zahlreichen Zombies aus. Normalerweise hätte ich jedem einzelnen den Kopf abgerissen einfach nur, um diese Plagen tot zu sehen, aber heute nicht. Ich musste zu Lucy. Das war alles was ich wusste.
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Apokalypse mit Biss
FantasyDer Vampir Damian ist alleine auf den Straßen einer verlassenen Stadt mitten in der Zombieapokalypse unterwegs. Er sucht nach einem Menschen, dessen Blut er trinken könnte und findet eine junge Frau, die aber gegen seine Manipulation immun ist.