Kapitel 5

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Kapitel 5

Freitagabend. Endlich hatte ich die Schulwoche überstanden.

Alleine in meinem dunklen Zimmer saß ich vor meinem Laptop und sah mir die Fotos an, die ich vor einigen Tage geschossen hatte. Viele von ihnen waren perfekt getroffen und brauchten nur einen kleinen Schilf von meinem Bearbeitungsprogramm, doch im allgemeinen war ich zufrieden.

Als ich das letzte Foto mir angesehen hatte, bemerkte ich, dass ich keins von dem kleinen Wasserfall hatte, schuld daran war dieser große Wolf. Sofort bekam ich wieder eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper und meine Härchen stellten sich auf. Dieses Gefühl was ich bekommen hatte, als ich in seine Augen gesehen hatte, dieses Kribbeln...

Ohne darüber nachzudenken, was ich da tat, nahm ich ein Blatt Papier, knipste meine Schreibtischlampe an und zeichnete mit einem Bleistift den Wolf nach. Bei seinem Augen, die mir besonders in Erinnerungen geblieben waren, gab ich mir die meiste Mühe. Als ich die Skizze soweit fertig hatte, rollte ich mit meinem Stuhl zum Drucker, die auf der anderen Tischseite stand und scannte das Bild ein. Auf meinem Bildschirm, meines Laptops erschien die Skizze, die ich mit einem bestimmten Programm nun bearbeiten konnte. Sein Fell fühlte ich komplett mit schwarzer Farbe aus, nur bei seinen Augen brauchte ich etwas Zeit, um den richtigen Ton zu finden. Nach einer halben Stunde war ich dann fertig. Ein schwarzer Wolf mit leuchtenden Augen, die an Bernstein, der in der Sonne glitzerte erinnerte, schaute mich von meinem Bildschirm nun an.

Nachdem ich mit meinem Werk fertig war, ging ich hinunter ins Wohnzimmer, wo meine Eltern eingekuschelt auf der Couch saßen und sich 'Titanic' zum hundertsten mal ansahen, weil es Mums Lieblingsfilm war.

Genau neben Mum schmiss ich mich dazu und lehnte meinen Kopf auf ihre Schultern. Liebevoll tätschelte sie meine Wange, doch dann stoppte sie die Geste, weil jemand unsere Klingel betätigte.

Meine Eltern sahen sich zuerst fragend an, bevor sie dann zu mir sahen.

„Erwartest du jemanden?", fragte Dad mich. Ich schüttelte den Kopf.

Da meine Eltern mich immer noch ansahen und keine Anstalten machten aufzustehen, erhob ich mich stöhnend von der Couch und schritt zur Tür. Diese öffnete ich langsam und sofort erschrak ich, als Viviane vor der Tür stand und mir entgegen schrie: „Partytime!".

Kurz vor einem Herzinfarkt atmete ich schnell ein und wieder aus und sah meine Freundin mit aufgerissenen Augen an. Sie war aufgebrezelt mit ihren dunklen gelocktem Haar, ihrem auffälligen dunklem Makeup und mit ihrem Outfit, was aus einem weißen Cardigan, ein weißes Top, eine dunkel blaue Jeans und beige High Heels bestand.

„Was zur Hölle sollte das?!", fragte ich sie laut.

„Zieh dich um, damit wir schnell los können", sagte sie, ohne auf meine Frage einzugehen.

„Wohin gehen?", fragte ich sie wieder und hoffte, dass sie wenigstens diese beantworten würde.

„Es steigt eine Party bei Marvin und ich nehme dich mit."

„Wer ist Marvin?"

„Er ist in unserem Englischkurs, aber das ist auch egal. Jeder aus unsere High School wird dort sein. Es ist die erste Party nach den Ferien, also komm", befahl sie mir und kam ins Haus. Vivianes hohen Absätze trommelte auf dem Parkett, als sie ins Wohnzimmer ging und meine Eltern begrüßte.

„Dürfte Maya mit zur Party?", fragte sie und ich stand immer noch angewurzelt im Flur. Wieso fragte sie meine Eltern, aber mich nicht, ob ich überhaupt wollte?

„Aber natürlich", sagte Mum und zwinkerte mir zu. Wahrscheinlich war sie nur so begeistert von der Idee, weil ich in der ersten Woche schon Freunde gefunden hatte und sie mir das nicht verbieten wollte. Obwohl Mum mit dem Thema Party und spät Ausgehen nie sehr streng war.

The Legend of the White WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt