Kapitel 3

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Ich sah erschrocken von meinem Laptop auf und drehte mich nach hinten zu meiner Wanduhr um. Erleichtert atmete ich auf. Es war erst 18:00 Uhr. Ich hatte mich, wie jeden Abend seit der Trennung von Tessa, mit Fanny zum Abendessen verabredet. Heute würde sie wieder zu mir kommen. Sie dachte, ich würde sonst zu einsam sein und da sie sich ebenfalls einmal von ihrem Mann getrennt hatte, wusste sie, wie ich mich fühlte. Dachte sie zumindest, denn ich fühlte mich eigentlich ganz gut. Ich hatte mir sowieso überlegt, mich von ihr zu trennen. Ich fuhr den Laptop herunter und klappte ihn zu. Dann ging ich zuerst zu meinem Balkon, um die Tür zu öffnen und dann zum Kühlschrank, um dort Käse, Wurst, verschiedenen Aufstrich und auch Butter zu holen. Ich stapelte alles in meinen Händen, in der Hoffnung, nichts zu verlieren und balancierte es vorsichtig über die Türschwelle nach draußen auf den Balkontisch. Dort breitete ich alles ein wenig aus und ging noch einmal in die Küche, um Teller und Besteck zu holen und Brot zu schneiden. Auch das trug ich vorsichtig nach draußen. Ich beschloss, es mir mit einem Buch auf dem Balkon gemütlich zu machen, als ich es schon wieder knacken hörte. Ich runzelte die Stirn. Es war schon sehr verwunderlich, was hier passierte. Hatte ich etwas verpasst und es war doch jemand über mir eingezogen? Ich nahm mir vor, bei Gelegenheit Fanny oder die Vermieterin zu fragen. Gerade als ich mich in das Buch vertieft hatte, klingelte es. Ich legte ein Lesezeichen auf Seite 125, wo ich aufgehört hatte und ging zur Tür. Wie erwartet stand dort Fanny, in einem geblümten T- Shirt und knielangem, sehr bunten Rock. „Hallo mein Guter!" begrüßte sie mich mit einem Lächeln, wie als hätte sie drei mal hintereinander im Lotto gewonnen. Ich bat sie herein und wir gingen auf den Balkon. „Wie war dein Tag?" fragte ich sie während ich mein Brot mit Butter und Schinken belegte. „Oh, wundervoll", rief sie, „ich war zuerst ein wenig einkaufen, dort habe ich Britta getroffen, du weißt schon, die vom Bingo. Dann haben Dackelchen und ich unsere Runde gedreht und dann habe ich noch Konrad besucht. Er zieht bald um, in eine WG!" sie strahlte. Konrad war Tessas Bruder, und studierte seit kurzem, weswegen er sich jetzt, nach seinem Auszug bei seinen Eltern, Gesellschaft holen wollte. „Das ist schön! Wo ist eigentlich Dackelchen?" fragte ich sie. Dackelchen war Fannys Hund und der Name kam von Tessas Mutter, die meinte, dass man anhand des Namens unbedingt erkennen müsse, um was es sich handelte. Zumindest bei Tieren. „Ihm geht es gut aber ich habe ihn unten bei Lupo gelassen, ich denke, dass er da ein wenig mehr Gesellschaft hat!" Lupo war der Hund unseres Nachbarn Herr Andersson. „Möchtest du Eis?" fragte ich. „Ja gerne. Aber nicht so viel!" sagte sie und es bildeten sich Lachfalten unter ihren Augen. Ich ging also in die Küche, um Schüsseln, Löffel und Eis zu holen. Da erinnerte ich mich wieder an das Knacken. „Sag mal Fanny, weißt du, ob in der obersten Wohnung jemand eingezogen ist?" fragte ich, als wir unser seid löffelten. Fanny zuckte mit den Schultern. „Nein, nicht soweit ich weiß. Warum fragst du?" „Ach, ich dachte, ich hätte neulich jemand fremdes im Treppenhaus gesehen. Aber vielleicht war es nur Besuch" log ich. „Vermutlich" stimmte sie mir zu. Hätte ich ihr von dem Knacken erzählt, wäre sie vermutlich in Panik ausgebrochen. Aber vermutlich war es das morsche Holz des Bodens, was ab und an Geräusche von sich gab. „Hast du noch Hunger? Es gibt noch etwas?" bot ich ihr an. „Nein danke. Ich denke, ich muss Dackelchen dann auch langsam wieder von Lupo trennen. Man weiß ja, dass sie sich auf lange Zeit nicht so gut verstehen!" sagte sie und zwinkerte. Ich lachte und begleitete sie noch bis zur Tür. Als sie im Treppenhaus verschwunden war, musste ich gähnen. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie anstrengend dieser Tag war. Ich beschloss, nur kurz etwas zu beenden und anschließend schlafen zu gehen, in der Hoffnung, etwas mehr Schlaf zu finden, als in der letzten Nacht.

Heute mal ein bisschen was über Fanny :) Im nächsten Kapitel wird's ein bisschen spannender ;)
CU
Theresa

Was es wirklich war-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt