Ein Weg, der nie zu Ende geht

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"Nur noch 5 Minuten", nuschle ich in mein wunderschön weiches Kissen rein. Aber erbamungslos wie sie ist, zieht meine Mutter mir die Bettdecke weg. "Was habe ich dir nur getan, dass du mich so quälst?!" Bezog ich mich auf den Bettdeckenklau. "Du weißt genau, dass du heute in die Schule musst, also steh verdammt nochmal auf!"schimpft meine Mutter. Jep, das Fluchen habe ich definitiv von ihr geerbt. Da Widerstand zwecklos ist, stehe ich auf, und mache mich fertig für meinen ersten Schultag.

Eine halbe Stunde später stehe ich unschlüssig vor dem Schulgebäude und spiele ernsthaft mit dem Gedanken den Unterricht heute sausen zu lassen. Aber es hilft nichts, schon werde ich von der immer dichter werdenden Masse von Schülern in das Gebäude gezogen. Irgendwann muss ich eh dort hinein, da macht es keine Unterschied wann. Und schon stapfe ich auf das Schulhaus zu.

Als ich schließlich dort angekommen bin, krame ich aus meinem Rucksack den Schulplan und versuche mich in dem Gewirr aus Gängen und Räumen zurecht zu finden. Was nicht ganz so einfach ist wie gedacht. Verdammt. Nachdem ich gefühlte tausend Mal zu dem falschen Zimmer gerannt bin, habe ich endlich meinen zukünftigen Klassenraum gefunden. Bevor ich es mir anders überlegen kann, betrete ich das Klassenzimmer.

Meine schlimmsten Beürchtungen bestätigen sich. Kaum das ich in den Raum gekommen war, ziehe ich die Blicke der gesamten Klasse auf mich. Mit ruhigen, langsamen Schritten gehe ich auf das Pult des Lehrers zu, einem gewissen Mister Smith. Ich zeige ihm die nötigen Papiere und steuere anschließend auf den hinterste Platz am Fenster zu. Mir ist wohl bewusst, dass so ziemlich alle Augen der 25 Schüler auf mir ruhen, doch ich versuche so gut wie möglich mir äußerlich nichts anmerken zu lassen. Als ich schließlich an meinem Platz angekommen bin, lasse ich mich mit einem erleichterten Seufzer auf den Sitz sinken. Okay, du bekommst eine neue Chance, vermassle sie ja nicht, ermahne ich mich ihm Stillen. Ich bekomme das hin. Ich bekomme das hin. Ich bekomme das hin. Wie ein Mantra wiederhole ich diesen Satz immer wieder in meinem Kopf.  Ich bekomme das hin. Wenn ich es oft genug sage, kann ich mich vielleicht selbst davon überzeugen. 

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