Todestoilette

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An einem naßkalten Wintertag in einer süddeutschen Stadt ging die fünfzehnjährige Ulrike L. kurz aus der Wohnung ihrer Mutter, um die Toilette aufzusuchen. In dem altem Mietshaus lag diese Örtlichkeit am Gang, einen halben Stock tiefer. Ulrike kehrte nicht mehr zurück.

Die Eltern erstatteten Vermißtenanzeige, ein Suchhund der Polizei konnte ihre Fährte nur bis zur Toilette aufnehmen. Diese war ein Plumpsklo mit einer hölzernen Brille, über dem Sitz befand sich ein Fenster. Ulrike könnte aus diesem gestürzt sein, aber im Hof lag keine Leiche, es gab auch keine Blutspuren. Der Fall blieb vorläufig rätselhaft.

Am Ende des Winters sollte die Fäkaliengrube geleert werden. Diese lag auf dem Hof und war mit einem eisernen Deckel verschlossen. Als ihn die Arbeiter abheben wollten, stellten sie fest, daß er gefroren war, sie mußten ihn erst abtauen. Als er sich abnehmen ließ, hatten sie plötzlich zwei Deckelteile in den Händen. Der Deckel war in der Mitte gebrochen, die beiden Teile waren so dicht aneinandergefügt, daß der Riß nicht sichtbar gewesen war.

In der Grube schwamm eine Leiche - es war Ulrike. Sie hatte noch gelebt, als sie in der Fäkaliengrube versunken war. Die Einatmung von Fäkalienmasse und Jauche hatte die Atemwege verstopft, sie war erstickt.

Die Kriminalpolizei rekonstruierte den Unfall folgendermaßen: Ulrike hatte sich aus dem Toilettenfenster gebeugt und dabei das Gleichgewicht verloren. Beim Sturz überschlug sie sich und landete mit den Füßen zuerst auf dem gußeisernen Grubendeckel. Dieser war durch den Frost spröde geworden, der Aufprall ließ ihn in zwei Stücke zerbrechen. Ulrike rutschte in die Grube hinab, die Deckelhälften klappten wieder nach oben. Sie froren aneinander und der Riß blieb unbemerkt.

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