This can't be the Truth

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Auf dem Weg zurück zum Lager fluchte er. Wieso musste das auch ausgerechnet heute Nacht passieren? Erik Johnson fuhr sich durch sein schwarzes Haar. Verdammt! Als er im Lager ankam, waren wie immer zu dieser Zeit, viele Leute unterwegs. Sie huschten von links nach rechts und redeten miteinander. „Erik!" Er drehte sich um und erblickte James, der zu ihm rannte. „Was ist denn los?" Außer Atem kam er zum Stehen. „Wir habe einen Gast. Rick hat einen von Denen hierher gebracht." „Wo?" „Sie ist derzeit beim Doc." Erik setzte sich in Bewegung. Vor der Tür der Holzhütte des Doktors blieb er stehen und trat die Tür auf. Ein älterer Mann um die 60 Jahre mit weißem schulterlangem Haar sah überrascht von seinen Dokumenten, die fein säuberlich auf einem alten hölzernen Tisch gestapelt waren auf. „Erik?", fragte er überrascht. „Wo ist sie?" Der Doktor blickte ihn fragend an, doch er schien schnell zu verstehen und deutete auf die Tür hinter sich. Der Schwarzhaarige eilte zur Tür, riss sie auf und fand eine Bare vor, auf der etwas in einer weißen Decke eingewickelt lag. Er trat näher und blickte in das Gesicht eines schlafenden Mädchens. Er bemerkte, dass sich der Doktor zu ihm gesellt hatte, als der Körper der jungen Frau leicht zitterte, ehe sie ihre Augen panisch aufriss.

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Roxanne lief. Sie rannte in Panik, ehe sie an einer Klippe zum Stehen kam. Vor was sie weglief wusste sie jedoch nicht. Die Sonne war am Untergehen. Vor ihr, direkt über der Klippe hing ein rotes Seil. Aus der Tiefe blendete sie ein silbrig schimmerndes Licht. Es wirkte wie ein Traum, dennoch war es keineswegs ein guter. Es wehte kein Wind, es schien als stünde die Zeit still. Sie vernahm einen Donnerschlag hinter sich und drehte sich ruckartig um. Nicht weit von ihr entfernt befand sich Schwärze, die sich wie eine Mauer um die gesamte Welt zu erstrecken schien und langsam auf sie zukam. Tiefe Schwärze, dennoch war dort etwas, das überhaupt nicht hinein passte. Weißes Licht. Vier zusammenhängende verzerrte weiße Schlitze. Als sie hinein blickte kam es ihr vor, wie in eine unendliche Weite zu sehen. Da war nichts. Nur tiefe Leere. Die Schlitze verengten sich kurz und in jedem erschien ruckartig ein schwarzer Strich. Es war nur eine dünne Linie und schwer zu erkennen. Je näher die Schwärze heran kroch, desto mehr verzerrten sich die weißen Flächen. Roxanne wusste nicht was sie tun sollte. Sie stand einfach nur da und konnte ihren Blick nicht von dem, was vor ihr geschah abwenden. Sie bekam nicht einmal mit, dass die schwarze Mauer aufgehört hatte vorzurücken. Sie konnte sich nicht bewegen. Das einzige, wozu sie fähig war, war in das weiße Licht zu schauen. Es war ihr, als käme es nicht von dieser Welt. Es kam ihr vor, als würde die Schwärze leben. Als ob sich etwas darin versteckt hielt. Ein Raubtier, das mit seinen Augen direkt seine Beute anstarrte. Und diese Beute war sie. In diesem Moment wurde das bis eben noch verzerrte Weiß klar und aus der Schwärze schoss eine Schattenwelle nach vorne, direkt auf sie zu. Roxanne setzte einen Fuß nach hinten, nicht auf den Abgrund achtend und fiel. Sie versuchte nach dem roten Seil zu greifen. Ihre Finger näherten sich dem Strang. Vier Millimeter trennten ihre Fingerspitzen noch von diesem, doch auf einmal fing das Seil zu brennen an. Sie zog ihre Hand zurück und fiel weiter. Aus den Augenwinkeln sah sie die bekannte Schwärze die Klippe hinunterjagen. Nach ihr jagen. Sie schloss ihre Augen und da ertönte ein abscheuliches surren, sodass ihr Kopf zu schmerzen begann. Sie riss ihre Augen auf und setzte sich ruckartig hin. „Alles ist gut. Bitte legen Sie sich wieder hin, Sie müssen sich schonen." Die Stimme hatte einen wohligen Klang, sodass Roxanne sich schnell wieder beruhigte. Sie wurde zurück auf eine nicht gerade weiche Unterlage gedrückt, als auch schon ein älterer Mann in ihrem Blickfeld erschien. „Mein Name ist Anderson. Ich bin Arzt." Arzt? Wozu brauchte sie denn einen Arzt? Ihr ging es doch gut. Und dann kamen ihr all die Bilder wieder vor Augen. Ihr Bruder. Die schwarze Katze, und dann hatte sie etwas, oder jemand niedergeschlagen. Sofort setzte sie sich ruckartig wieder auf und ihre Atmung beschleunigte sich. „Ganz ruhig, Sie sind in Sicherheit. Wie heißen Sie?", fragte Anderson. „R-Roxanne." Da fiel ihr auf, dass noch jemand im Raum war. Ein schwarzhaariger junger Mann mit dunklen grauen Augen. Anderson schenkte ihr ein breites strahlendes Lächeln. „Schön, Roxanne. Was ist das Letzte, an das du dich erinnern kannst?" Roxanne starrte ihn an,  als wäre er ein Geist. Sie wunderte sich zu sehr darüber,  dass es anscheinend noch andere Menschen ausserhalb der Kolonie gab,  als dass sie jetzt ein paar Fragen  beantworten könnte. "Roxanne,  hallo?" der Doc wedelte mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum. "Was?", fragte sie träge. "Na schön, du scheinst einen schlimmen Schock erlitten zu haben,  vielleicht sogar ein Trauma. Ruh dich erstmal aus,  Fragen kannst du mir später auch noch beantworten." Anderson drehte sich um,  packte den fremden jungen Mann am Arm und verschwand mit ihm durch die Tür gegenüber von ihr. Roxanne nutzte die Chance und sah sich um. Sie befand sich anscheinend in einer Art Holzhütte. Sie war nicht in der Kolonie, so viel war sicher. Ärzte hatten zu Hause hohes Ansehen und würden niemals in einer Holzhütte wie dieser verweilen. Zu Hause... Vorsichtig stand sie auf und schlich möglichst leise zur Tür. Sie hielt ihr Ohr an die Tür und lauschte. Tatsächlich vernahm sie leise die Stimme des Doktors. „Was machen wir jetzt?" „Eigentlich müssten wir sie umgehend der SoC übergeben." „Aber sie ist doch noch so jung! Beim Gedanken daran wird mir schon übel." „Aber so sind nun einmal die Vorschriften! Sie ist aus einer der Kolonien." Der Arzt seufzte. „Erik, du kannst doch sicher deine Kontakte spielen lassen. Sie muss uns dann nur noch versprechen, dass sie nicht verrät, dass sie aus einer Kolonie ist, èt viola!" „Dir ist schon klar, dass mich das in Schwierigkeiten bringen könnte, sollte das je rauskommen. Verdammt große Schwierigkeiten." "Es wäre so spannend zu hören,  was Sir alles über die Kolonien erzählen kann. Das würde mich wirklich interessieren." Worüber reden die? Schritte näherten sich der Tür. So schnell und leise sie konnte lief sie zur Bare, und legte sich darauf. Die Tür wurde geöffnet und die beiden Männer traten ein. Roxanne setzte sich auf und warf beiden einen fragenden Blick zu. „Hör zu. Du wirst für eine Weile bei uns bleiben. Du wirst niemanden erzählen, dass du aus einer der Kolonien kommst, ja? Denn das könnte dir sonst große Probleme bereiten." Als der Grauäugige sprach viel ihr auf, dass er eine schöne tiefe Stimme hatte. Sie nickte,obwohl sie nur die Hälfte verstand von dem was er sagte. Aus einer der Kolonien? Es gibt nur eine. Probleme?wieso sollte- „Du wirst während deines Aufenthalts hier, bei Anderson wohnen.",unterbrach er ihre Gedanken.  Anderson gab einen quiekenden Laut von sich und sah den Dunkelhaarigen geschockt an. „Was? Du wolltest sie der SoC nicht überliefern, also bleibt sie auch bei dir." In seiner Stimme schwang der Ton mit, den sie schon öfter von ihrem Bruder gehört hatte, und der keine Wiederrede dulden ließ.

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