Fremde

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Du liegst in deinem Zimmer, alleine, hörst Musik, die Augen geschlossen.
Gehst raus auf den Friedhof im dunklen, beobachtest die Sterne.
Willst du auch dort sein?
Oder weiter weg?
Deine Blicke sind tot, dein Lächeln gespielt.
Du sitzt hinten im Unterricht, siehst aus dem Fenster, Fingernägel kratzen gedankenverloren die zitternde Hand.
Bist mit Freunden, unterwegs, lachst mit ihnen, doch passt immer auf, dass sie dir nicht zu nahe kommen.
Ich erkenne dich nicht mehr wieder.
Du versuchst anderen zu helfen, und überspielst damit deine eigenen Probleme.
Du stehst minutenlang an der Brücke, Tränen in den Augen, Kopfhörer in den Ohren.
Die Musik so laut, dass es weh tut, doch du stellst sie nicht leiser.
Willst du wirklich springen, oder ist es das Gefühl, es jederzeit tun zu können?
Du legst deine Hand auf das Geländer, beginnst hinüber zu klettern.
Plötzlich stockst du, siehst zurück.
Schwingst deine Beine zurück, glättest deine Jacke, gehst einen Schritt.
Drehst dich wieder um.
Deine Blicke kleben am Geländer, doch du wendest dich endgültig ab.
Rennst los.
Füße trommeln auf den Asphalt.
Die Lunge schmerzt doch du bleibst nicht stehen.
Zu viel Angst, das wenn du jetzt langsamer wirst, du wieder zurück gehst.
Was ist aus dir geworden?
Du warst mal anders.
Ich kannte dich.
Doch du bist eine Fremde für mich.

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