Schneeglöckchenzauber

Ich erinnere mich...

„Ich erinnere mich daran, wie sehr du mich von der ersten Sekunde an, da ich dich alleine an diesem Holztisch in dieser schäbigen Bar gesehen hatte, fasziniert hast. Ich erinnere mich, dass du unter all den Menschen in diesem überfüllten Raum herausgestochen hast wie ein Fabelwesen. Du hast gleichzeitig so wunderschön und zerbrechlich ausgesehen, dass ich dich einfach kennenlernen musste. Ich erinnere mich an die Stärke, die aus deinen traurigen Augen geblitzt ist und an die kompromisslose Aufrichtigkeit, mit der du mir begegnet bist. Ich erinnere mich an die vielen kleinen Locken, die dir wie verspielte kleine Kinder immer wieder ins Gesicht gefallen sind. Vor allen Dingen erinnere ich mich an das Gefühl, das ich hatte, als ich dich von mir weg und zu diesem verfluchten Taxi hingehen sah.
Ich erinnere mich, wie du deine Nase kraus gezogen hast, als du so konzentriert damit beschäftigt warst, eine Armee aus deinen Kartoffelecken zu basteln. Wie gelöst und unschuldig du wirktest, weil du für einen flüchtigen Moment vergessen hattest, wo du warst."
Er machte eine kurze Pause, um für einen Moment dieser liebgewonnenen Erinnerung nachzuspüren. Ein Moment, in dem Nadines Herz drohte, aus ihrer Brust und ihm direkt in die Arme zu hüpfen.
„Mein Gott, war das niedlich!", stieß er hervor und seiner Kehle entfuhr ein leises Glucksen.
Sie sog scharf die Luft ein, als sie seine Lippen auf ihrem Haar spürte. Sein Daumen fuhr zärtlich über ihren Handrücken und Nadine fühlte sich wie elektrisiert. Sie musste sich zwingen weiter zu atmen und befürchtete, jeden Moment den Verstand zu verlieren.

Mit geschlossenen Augen inhalierte er ihr Parfüm, an das er die letzten Wochen so oft hatte denken müssen und hauchte kaum hörbar, jedoch mit einer Bestimmtheit, die keinen Zweifel zuließ, „Ich erinnere mich an absolut alles."