11. Juli 1789

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Clara Pouroux lief durch die engen Gassen von Paris. Sie war spät dran und musste sich beeilen um noch rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Wenn sie zu spät kam, würde Madame Saulloncle wütend werden. Vielleicht würde sie sie sogar feuern.

Clara bog in eine Nebenstraße ein. Sie war zu eng für Kutschen und am Gehsteig saßen Bettler und hungernde Kinder. Die junge Frau versuchte keinem von ihnen in die Augen zu sehen. Sie hasste es,so viel Leid zu sehen. Es gab sehr viele Leute in Paris und Frankreich,denen es schlecht ging. Clara spürte Wut. Die Wut, die sie immer überkam wenn sie an die Ungerechtigkeit der Welt dachte. Ihr selber ging es auch nicht viel besser. Auch sie musste früher Tag für Tag Angst vor dem Hungertod haben. Zur Zeit hatte sie zwar einen Job, doch der Lohn war nicht besonders hoch. Bei der nächsten Steuererhöhung, die sicher nicht lange auf sich warten ließ, würde sie wieder vor dem Nichts stehen.

Als Clara das Haus betrat, kam Madame Saulloncle schon auf sie zu. Ihre Arbeitgeberin sah nicht gerade erfreut aus, also begann Clara lieber gleich mit der Arbeit. Die Saulloncles gehörten zum gehobenen Bürgertum und hatten deshalb, außer ihr, nur noch einen Koch und ein Küchenmädchen. Clara war für den größten Teil des Haushaltes verantwortlich, sie machte die Betten, wusch Wäsche und staubte die alten Bücher in der Bibliothek ab. Heute allerdings sollte sie die Fenster putzen. Als sie im Arbeitszimmer von Monsieur Saulloncle ankam, sah sie auf seinem Tisch eine Zeitung liegen.

Clara konnte, wie die Meisten, nicht lesen, aber die Zeitung war voll mit Bildern und ein Bild sagt ja bekanntlich mehr als tausend Worte. Auf der Titelseite war eine Karikatur abgebildet, die die Königin Marie-Antoinette zeigte, wie sie dem um Brot bittenden Volk ein Stück Kuchen anbot. Clara runzelte die Stirn. Meinte die das ernst? Die Adeligen  verschanzten sich in ihren Schlössern und gaben das gesamte Steuergeld für rauschende Feste aus, zu denen aber kein „Pöbel" eingeladen war. Frankreich war fast pleite, weshalb das Volk immer mehr Steuern zahlen musste. Und das war aufgrund der vielen Missernten für viele der Ruin. In vielen Teilen Frankreichs gab es Hungersnöte und die Getreidepreise stiegen ununterbrochen.

Doch der Staat tat nichts. Er hatte versagt.

Statt ihren Pflichten nachzukommen, zogen der Adel und der Klerus sich lieber in ihre Traumwelt zurück. Man munkelte, dass in den Ballsälen Dinge vor sich gingen, von denen das normale Volk nicht einmal zu träumen wagte. Natürlich war dieses Leben sehr kostspielig und dafür mussten dann die Bürger büßen.

Plötzlich fühlte sich Clara hilflos. Es gab so viel Unheil in der Welt und es tat ihr weh untätig zusehen zu müssen.

Sie legte die Zeitung nieder und machte sich wieder an die Arbeit, schließlich wollte sie keinen Ärger haben.

Als Clara endlich Feierabend hatte, trat sie hinaus auf die dicht von Kutschen und Droschken befahrene Straße. Ein Pferd trampelte ihr fast über die Füße und ein vorbeifahrendes Fuhrwerk spritzte eine Ladung Schlamm auf ihr Kleid. Ihre kleine Ein-Zimmerwohnung lag am Stadtrand, sodass es, bis sie zuhause war schon längst dunkel geworden war. Nachdem sie angekommen war, legte sich Clara sofort schlafen. Es war ein anstrengender Tag gewesen und morgen musste sie wieder früh aufstehen.

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