Kapitel 8

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Trotzdem das die Sonne um 9 Uhr am Abend noch schien, konnte man den Herbst schon an den Toren des Sommers klopfen hören. Nicht umsonst hatte Tom noch extra eine Stoff Jacke angezogen. Natürlich auch aus dem Grund, da er zu faul war sich etwas dezenteres anzuziehen. In Laim angekommen, einem etwas innen liegendem Stadtteil Münchens, ging er auch schon durch die alte hölzerne Tür der Kneipe, in der er sich mit der Fischer treffen wollte. Die Kneipe war nur einige Blöcke von seiner Wohnung entfernt und soweit er sich recht erinnern konnte, lag Fischers Wohnung ebenfalls nicht weit weg. Ja... Er hatte eventuell ihre Kontaktdaten durchstöbert. 

Kaum war er durch die Tür, hörte er auch schon einige Leute miteinander reden. Er blickte sich um und dort erkannte er sie. Sie saß am Tresen auf einem Barhocker, zwischen einigen Leuten. Der Platz neben ihr war jedoch noch frei, weshalb er sich ohne weitere Gedanken auf den Weg machte um sich neben sie zu setzen. Als Klaus, der Kneipenbesitzer aufblickte, grüßte Tom ihn mit einem kurzen Lächeln und dieser lächelte zurück. "Wie immer?" brummte seine tiefe Stimme und Hendriks nickte nur zustimmend. "Na, schon lange hier?" fragte er die Blondine als er auf dem Stuhl platz nahm. 

Ein Blick auf ihre schon angetrunkene Bierflasche sowie auf ihr Gesicht verriet ihm, das sie schon einige Zeit vor ihm da war. Gut er war 15 Minuten zu spät, doch es schien ihm wie als hätte sie um Punkt Neun Uhr den Schuppen hier betreten. 'Also doch ein Ordentlichkeitsvernatiker...' dachte er sich und stütze sich mit seinen Ellenbogen am Tresen ab.

Zu seiner Überraschung jedoch überspielte sie ihren leicht angereizten Gesichtsausdruck mit einem leichten Lächeln und hob die Flasche an. "Nein, aber danke der Nachfrage!" antwortete sie ihm und fing an, an ihrer Flasche zu nippen. 

Tom grinste leicht als er seinen Kopf sachte schüttelte. "Was?" Und schon fragte sie ihn. Klaus stellte die Flasche mit demselben Grinsen auf den Tresen bevor er sich auf den Weg machte, die weitere Kundschaft zu bewirtschaften. "Nichts.." Tom zuckte mit den Schultern doch konnte er sich das Grinsen nicht verkneifen. "Ach kommen Sie, raus mit der Sprache!" 

"Na gut. Ich finde es immer wieder verblüffend wie schnell Sie ein Pokerface aufsetzen können!" Antwortete ihr und seine Finger legten sich um die gekühlte Bierflasche. 

"Pokerface?" Ihre Stimme klang teilweise überrascht, teilweise beschämend da er hinter ihr Geheimnis gekommen war. "Ja, Pokerface. Immer wenn sie von etwas genervt sind  setzen sie solch einen Gesichtsausdruck auf." Er umspielte ihr Gesicht mit seinem Zeigefinger. "Doch dann, wenn man sie auf diesen einen Punkt anspricht, wechseln sie ihren Gesichtsausdruck so wie als würde es ihnen egal sein!" Und abermals zuckte er mit den Schultern, so als wäre es ihm egal... Doch im inneren wusste er das er diesen raschen Wechsel bewunderte. Und sie war gut... Verdammt gut. Aber Tom war besser!

Fischer blieb für einige Sekunden lang still. Ihre Augen lagen auf seinen. Sie konnte es immer noch nicht fassen das sie so leicht lesbar war. Vor allem nicht, nach dem sie eigentlich die Person hätte sein sollen, welche allein aus Gesichtsausdrücken Lebensgeschichten erzählen konnte. Laura setzte sofort zum Gegensatz an "Das...Das stimmt-" "Und wie das stimmt!" Unterbrach Tom sie grinsend. 

Hendriks hob nun die Flasche zu seinen Lippen und bevor er einen Schluck des alkoholischen Nektars nahm prostete er der Lehrerin. Die kühle Flüssigkeit lief ihm den Rachen hinunter und half gegen den trockenen Durst den er kurz zuvor verspürte. Immer noch ihren Blick auf sich spürend setzte er einen anderes Thema an. "Also,..." 

Fischer verstand sofort, und wendete ihren Blick nun zu ihrer eigenen halb leeren Flasche. Das mulmige Gefühl von vorhin breitete sich wieder in ihrem inneren aus. In den hintersten Gedanken war sie immer noch bei dem herrschendem Schülerproblem. Und wiedereinmal stelle sich ihr die Frage, wie sie es schaffen sollte den Jungen aus diesem Schlamassel zu ziehen. An ihrer vorigen Schule gab es solche Probleme nicht, jedenfalls zu ihrer Zeit als Lehrerin nicht. 

"Also..." Wiederholte sie seinen Wortlaut und Hendriks blickte beim Klang ihrer Stimme mit einem fragendem Blick hoch. "Haben Sie was von Jan gehört?" 'Gute Frage, nächste Frage...' Dachte sich Hendriks als er seinen Kopf ermüdend schüttelte. Den ganzen Tag hatte er damit verbracht sich zu überlegen, ob der Junge überhaupt Kontakt zu ihm aufnehmen würde. "Nein, leider noch nichts!" 

Klar er hatte sich vorgenommen seinen Feierabend nicht damit zu verbringen, an den Jungen zu denken. Doch das Leben eines Lehrers bestand zu 90 Prozent aus der Schule und den Jugendlichen um die sie sich kümmern mussten... Auch wenn sie eigentlich andere private Probleme hatten. 

Laura nickte stumm und hob ihre Flasche zu einem Schluck an. Auch wenn sie kein großer Fan des Alkohols geschweige denn des Bieres war, genoss sie in diesem Augenblick den betäubenden Nektar. "Und wie sieht unser Plan nun aus?" Fragte sie und konzentrierte sich auf die Flasche zwischen ihren Fingern. Sie traute sich nicht wirklich ihm in die Augen zu schauen, denn sie wusste das er sie mit dem Blick anschauen würde... Mit dem Blick das es kein 'Uns' in diesem Fall gab. 

Tom sagte für eine Weile nichts. Er blickte sie nur stumm an. Ihre Charisma sprach von einer stolzen und starken Frau und er bewunderte ihre Stärke. Doch so sehr ihm sein Herz sagte das sie keine schlechte Person war, wusste er das es für sie viel zu gefährlich war. Wenn Michael wirklich einen wichtigen Part in diesem Fall übernahm, konnte er sie nicht mit reinziehen. 

Nach einer Weile blicken ihn ihre sanften und doch so mutigen Augen an. Er war ein aber mal in ihren Bann gefangen. "Fischer..." Murmelte er beim ausatmen und ein Lächeln zuckte über ihre Lippen. In dem Moment war er wie geflasht. Seine Gefühle spielten verrückt und er wusste nicht einmal bis zum jetzigem Zeitpunkt das diese existierten. "Ich weiß!" Sie atmete tief ein, wobei sich ihre Brust anhob. "Aber auch wenn Sie mir jetzt sagen dass es viel zu gefährlich für mich ist, denken sie nicht das ich mich dennoch einmischen würde?" Fragte sie und während sie sprach wendete Laura den Blick ab. 

Dieses mal musste Hendriks grinsen. Er hatte nicht mit solch einer ruhigen Antwort gerechnet. Eher mit einer in dem sie ihm ihre Meinung geigen würde und ihm klipp und klar sagen würde das der Deal noch stehen würde. Eventuell konnte er doch nicht ihr Pokerface lesen. "Ich weiß!" Er nickte sanft und wendete ebenfalls den Blick ab. 

"Gut!" Stimmte sie ihm zu und Hendriks lachte leise. 

*** 

Die Zeit ging rasch vorbei und ein Bier nach dem anderem folgte. "Sind Sie sich sicher das ich sie nicht nach Hause begleiten soll?" Hendriks legte den Kopf schief und während die Straßenlaternen die Frau vor ihm richtig attraktiv wirken ließen übersah er fast ihr negatives Kopfschütteln. "Danke Hendriks. Ich denke das schaff ich noch alleine!" Antwortete ihm Laura. Ihre Augen verfingen sich in den seinen und sie war sich unsicher ob das wirklich die richtige Antwort auf seine Frage gewesen war. Klar, sie hatte einige Bier Intus, dennoch war sie in der Lage klar und deutlich zu denken. Einen Vorteil den sie von ihrer Mutter geerbt hatte. "Aber danke für das Angebot!" 

Tom nickte und wippte mit seinem Gewicht nach vorne. Sie war eindeutig trinkfest. Laura hatte ungefähr die selbe Menge an Bier getrunken wie er selbst und stand trotzdem noch gerade auf ihren Füßen. 'Beeindruckend' dachte er sich und stopfte dabei seine Hände in die Hosentaschen seiner Jeans. "Bis Morgen!" Sie lächelte ihn an und Tom nickte als sich ihr Lächeln auf seinen Lippen wiederspiegelte. "Bis Morgen... und Gute Nacht!" Laura lächelte ihm nochmals zu, bevor sie sich auf ihrer Verse umdrehte und sich auf den Heimweg machte. Nach einigen Schritten drehte sie ihren Kopf um nach hinten zu schauen und bemerkte das Hendriks ihr beispiel Folge geleistet hatte und sich in die andere Richtung bewegte. 

Sie brauchte nicht lange nach Hause, kein Wunder. Ihre neue Wohnung lag in der Nähe der Bar weshalb sie auf den Busverkehr verzichtete. Es war eine kühle Sommer Nacht und in allem gefiel es ihr in ihrer neuen Umgebung. Gut, eventuell war die Lage um ihre neue Wohnung nicht gerade die leiseste aber es störte sie nicht. Es war eine Art der Abwechslung... Ein neuer Lebensschritt. 

Sie war gerade dabei die Tür zum Eingang des alten Gebäudes aufzusperren als Laura eine ihr bekannte Stimme hörte. "Frau Fischer..." Der Schreck fuhr Laura durch das Rückenmark und ihre Schlüssel fielen klirrend zu Boden. "Verdammt..." Murmelte sie und bückte sich um nach dem Schlüsselbund zu greifen, als eine männliche Hand ihr zuvor kam. 

Die Blauen Augen lächelten sie an, während er ihr die Schlüssel reichten. "Herr Kranich..." Sie lächelte zurück und nahm dankbar die Schlüssel an sich. Er stand vor ihr, in seinem schwarzen dünnen Mantel während seine Haare durch den Wind etwas zerzaust wirkten. "Entschuldigen sie das ich sie so spät noch störe..." Er schritt eine Stufe zurück von der Treppe und blickte nun zu ihr hoch. "Aber ich hätte noch einige Fragen offen... Und naja, nach dem sie sich nicht mehr gemeldet hatten, dachte ich mir schau ich nach dem Dienst kurz vorbei..."

Sie war eindeutig überrascht. Sein Lächeln war attraktiv, dennoch fragte sie sich wie er  an ihre Adresse ran kam. "Wie..." Nun wendete er etwas schüchtern den Blick ab, während er immer noch lächelte. "Naja,... Ich bin ein Polizist. Sowas ist kein Problem.." Er zuckte mit den Schultern. "Außerdem, wie gesagt... Bin ich dienstlich hier.." Seine Augen fanden wieder die ihre und schluckte sanft. "Dienstlich, um die Uhrzeit?" Laura legte den Kopf zur Seite und betrachtete den gut gebauten Polizisten vor ihr. "Nicht nur.." gab er klein laut zu und das Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen. Selbst Laura musste lächeln. Noch nie hatte ihr ein Mann so imponiert. "Kommen sie rein!" Sie drehte sich um und schloss die Tür zu dem Haus auf. 

Kranich folgte ihr auf Schritt und Tritt, während seine Hände in den Taschen seines Mantels versteckt waren. 

***

Hendriks warf seine Schlüssel auf die Kommode neben der Tür, welche bedeckt war mit aller möglichem Kleinscheiß. Er machte das Licht an und zu seiner Überraschung war seine Wohnung nicht leer. Nein, eine braunhaarige Frau stand in seiner Wohnung mit einem spielerischem Grinsen. Ihr Körper war angelehnt an dem hölzernem Tisch in seiner Küche/Flur. "Kathrin...!" Er zog seine Jacke aus und warf sie zu Boden. "Was machst du hier... und wie kommst du hier rein?" Fragte er, während er sich seine schwarzen Chucks auszog. "Schon vergessen das du mir das letzte mal deine Schlüssel gegeben hattest?" Fragte sie, ihre Stimme in einem reizendem Ton versetz. Ihre vollen roten Lippen grinsten Hendriks an, während um ihren Zeigefinger ein Bund mit Schlüsseln hing... 'Ich hab doch noch was vergessen.'

Hendriks fuhr sich mit seiner rechten Hand über das Gesicht und schritt mit kleinen Schritten auf die Brünette zu. "Dennoch bleibt hiermit die erste Frage ungeklärt... Was machst du hier?" Fragte er abermals, diesmal in einem etwas harscherem Ton. Nicht das er sie nicht leiden konnte... Doch mit Kathrin war nicht zu spielen. Sie nahm sich das, was ihrer Meinung ihr zustand und ließ die Menschen genauso schnell wieder fallen, sobald sie die Lust verloren hatte. 

Dieses mal war sie diejenige die auf ihn zuging und ihre Arme legten sich um seinen Nacken. "Hast du mich nicht vermisst?" Gut, Hendriks selbst war nicht ein Beziehungsmensch dennoch lies er keine Person in einer ernsten Lage hängen. "Soll ich dich anlügen oder die Wahrheit sagen?" Fragte er sie, während sich auf seinen Lippen das Lächeln des Sarkasmus abspielte. "Die Wahrheit..." flüsterte und kam seinen Lippen immer näher. "Nein hab ich nicht!" Mit einem raschem Zug wendete er sich aus ihren Armen und lies das Lächeln wieder verschwinden. "Was willst du hier?" 

Sie lachte etwas und blickte ihn überrascht an. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und nahm wieder einige Schritte auf ihn zu. "Du weißt was ich will..." flüsterte sie wieder. Doch bevor sie ihn berühren konnte, klingelte es an der Tür und Hendriks war derjenigen Person auf der anderen Seite der Tür dankbar. 

Ohne sich zu entschuldigen schritt er auf die alte Tür zu und öffnete sie. Hierbei war er überrascht bei dem Anblick der Person die mit gesenktem Kopf vor ihm stand. "Jan..?" Fragte er etwas überrascht. Doch das Gesicht der Person war unter der Kapuze seines schwarzen Pullis und der schwarzen Mütze verdeckt. 

Tom blickte den Jungen immer noch verdutz an und nach einigen Sekunden, hob der Junge seinen Blick und dabei erkannte Tom die blutigen Wunden sowie blauen Flecken im Gesicht des Kindes. "Komm rein,..." Sagte er mit einer ruhigen Stimme während er zum Teil immer noch paralysiert vom Gesicht des Jungen war. "Hendriks?" Die nervende weibliche Stimme im Hintergrund holte ihn wieder zurück auf den Boden. Er legte dem Jungen sanft seine Hand auf die Schulter und gab ihm zu verstehen das er schon mal vor ins Wohnzimmer gehen sollte. 

Kaum war der Junge im anderem Zimmer, wendeten sich seine Augen zu der Frau die ungeduldig in seinem Flur stand. "Hör zu Kathrin. Du hast gerade gesehen was passiert ist. Lass mich bitte mit dem Jungen alleine... Und wir führen unsere Diskussion ein anderes mal weiter!" 

An ihrem Gesichtsausdruck bemerkte er das sie nicht wirklich bereit dazu war, den heutigen Abend kampflos vorbei gehen zu lassen. Doch als Tom ihr einen genervten Gesichtsausdruck zuwarf, erkannte sie das es eventuell doch besser war, ihn für heute in Ruhe zu lassen. Sie schritt auf ihren High Heels auf ihn zu, drückte ihm einen Schmatzer auf die Wange und ging durch die Tür.

"Kathrin mein Schlüssel!" Er drehte sich um und nun trug sie wieder ein Lächeln auf ihren Lippen. "Ich denke das du dich gerade mit anderen Problemen zu beschäftigen hast..." Sie zwinkerte ihm zu, während der Schlüsselbund eine Runde um ihren Finger flogen. "Außerdem muss ich dich ja wieder erreichen können!" und mit diesen Worten war sie aus der Tür. Tom atmete tief ein und wieder aus, schloss dabei seine Augen und fragte sich womit er dieses Leben eigentlich verdient hatte... Mit einem gekonnten Stoß seiner Seits fiel die Tür ins Schloss und er wendete sich seinem Wohnzimmer zu. Dabei fiel ihm die Fischer ein, und seine Hand lag schon auf seinem Handy... Doch wäre es ein guter Schachzug? Sollte er sie wirklich anrufen?

Er entschied sich nicht dazu die Blondine anzurufen und wollte erstmals selbst mit dem Jungen reden. Mit schnellen Schritten war er am Kühlschrank und öffnete das kleine Türchen für die Kühltruhe. So viel er im dunklem Licht des Ganges vom Jungen sehen konnte, brauchte dieser definitiv einige Kühlpads. "Also!" Er nahm neben dem Jungen auf dem Sofa platz und reichte ihm die Kühlpads. "Was ist passiert?" 


Der Lehrer, Die Neue und das neue SchuljahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt