Der rote König

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Wenn du aufwachst, deine Lieder schwer sind und deine Haut brennt wie Feuer. Du fühlst dich starr, kannst dich nicht bewegen und jede doch noch so kleine Bewegung scheint unnatürlich schwer. Du fühlst dich schmutzig, die Decke über dir verstärkt den Geruch nach Krankheit nur noch mehr. Deine Sinne sind vernebelt.

Man lauscht in die Stille die einen umgibt und schaut vielleicht in die Lampe, die neben einem brennt. Aber man beachtet es trotzdem nicht. Die Stille scheint sehr weit weg, man vermisst weder Geräusche noch Gesellschaft. Es ist ein Treiben in endloser Gleichgültigkeit, die Zeit verstreicht ohne Wirkung, man spürt sie nicht. Stundenlang liegt man da, aber seltsamerweise wird einem nie langweilig. Man ertrinkt in Trance, unbewusst und gleichgültig, während das Fieber den Erreger verbrennt.

Nach Tagen, so kommt es einem vor, hebt man die Hand und betrachtet nach langer Zeit seine Finger. Sie lassen sich kaum bewegen, sehen aus wie die einer Puppe. Das Gefühl in ihnen beschränkt sich auf ein taubes Kribbeln. Die Augen sind nicht daran gewöhnt sich auf etwas Bestimmtes zu fixieren und es dauert, bis man sich auf die Kuppe des Zeigefingers konzentrieren kann und nicht ständig wieder davon gleitet.

Mit den Tagen wird es dann besser, man trinkt viel, weil man den Wunsch dazu äußern kann. Wenn die Langeweile wieder anfängt, ist das ein gutes Zeichen für Genesung. Auch wenn man den dringenden Wunsch verspürt, sich viel und schnell zu bewegen und mit Frustration bemerkt das man viel zu schwach dafür ist - alles Genesung.

Und eines Tages wachst du auf und fühlst dich gut. Du stehst auf, wackelig auf den Beinen, ja, aber du bewegst dich. In den nächsten Tagen wird es Rückschläge geben, aber bald bist du wie neu und die Zeit hat alle Erinnerungen und Wunden geheilt.  

Die kleine SamlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt