Und dann stehe ich in der Mitte der Brücke und schaue hinunter auf das Wasser. Wenn man genauer hinsieht, scheint es als würden unter der Oberfläche tausende von Energieadern pulsieren. Wenn die Sonnenstrahlen für einen kurzen Moment auf die Wellen treffen, beginnt das Wasser smaragdgrün zu leuchten. Und auf einmal schießt all das Gewusel nach oben an die Oberfläche und beginnt leuchtende Funken zu sprühen. Als die Sonne sich wieder hinter die Wolken zurückzieht, stoppt das Diamantenfeuerwerk urplötzlich und das grüne Glühen erlischt. Langsam hebe ich meinen Kopf und kühle Melancholie durchzuckt meinen Körper. Mein Blick schwebt auf dem Wasser davon und es fühlt sich für einem Moment an, als würde ich mitgerissen mit dem ständig fließenden Strom des Lebens. Getragen und geleitet, völlig frei. Der kalte Wind drückt mir in den Rücken und fordert mich auf, loszulassen, frei zu sein und mich der Natur hinzugeben. Ich höre das Rauschen des Wassers in meinen Ohren und es erfüllt mich gänzlich, brodelnd, flüsternd und schmeichelnd zugleich. Einen letzten Moment noch lasse ich zu, dass mich dieses Gefühl beherrscht. Ich schließe die Augen, lehne mich leicht nach vorne und spüre das Brückengeländer bereits gar nicht mehr. In meiner Fantasie wirble ich schon lange lachend durch die Luft und tanze mit der zuckenden Energie um die Wette. Dann atme ich langsam aus und fühle wieder festen Boden unter den Füßen. Vorsichtig öffne ich die Augen, atme einmal tief ein und verweile noch einen kurzen Moment. Dann drehe ich mich leise seufzend um und laufe die Straße entlang, irgendeiner unbekannten Zukunft entgegen.