Angie saß am nächsten Morgen schon relativ früh in der Küche und schlürfte ihren Kaffee. Die Hitze hatte sie schon sehr früh aus ihrem Bett gequält, und auch die Gedanken an Sonia ließen sie nicht in Ruhe.
Niemals hätte Angie gedacht, dass diese Frau sie dermaßen aufregen würde. Sie hatte kein einziges Wort mit ihr gewechselt...und doch hingen ihre Gedanken die ganze Zeit bei dem Aufeinandertreffen dieser Frau und German. Es war verrückt....und doch stimmte es: sie war eifersüchtig.
Eifersüchtig, dass diese Schwarzhaarige ein Lächeln auf Germans Lippen gezaubert hat, nur weil sie aufgetaucht war. Die Art, wie sie ihn angelächelt hatte, hatte in Angie eine Wut aufkochen lassen, die sie selbst nicht wirklich verstehen konnte. Ob es wohl immer so war, wenn man eifersüchtig war? Lange würde sie dieses Gefühl nicht aushalten können, allein wenn sie nur an diese Frau dachte, drehte sich ihr Magen um.
Sie war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie nicht bemerkte, wie German die Küche betrat und so erschrak sie, als er plötzlich neben ihr stand und sie mit einem "Guten Morgen Angie!" begrüßte. Ein freundliches Lächeln umspielte seine Lippen, doch Angie fragte sich, ob German wirklich einfach nur gut geschlafen hatte, oder ob es an dem bevorstehenden Nachmittag lag. Letzteres schien ihr wahrscheinlicher, daher verschlechterte sich ihre Stimmung wieder etwas.
"Morgen." brummte sie und nahm einen weiteren Schluck Kaffee, während German frisches Wasser aufsetzte. "Ist deine Stimmung so gut wegen deinem bevorstehenden Date mit Sonia oder warum bist du so gut gelaunt?"
Auf Germans Lippen erschien ein kleines Lächeln, doch da er ihr gerade den Rücken zuwandte, konnte sie es nicht sehen. Dass Angie eifersüchtig war, das merkte er sofort. Ein klein wenig Schuldgefühle hatte er, schließlich verheimlichte er ihr etwas, das ihre Einstellung wahrscheinlich ändern würde. Doch er wollte sich im klaren sein über das, was sie für ihn empfand. Ob es eine Chance für sie, gemeinsam, gab. "Na ja, natürlich freue ich mich, schließlich habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Aber es ist kein Date." Mit dem fertigen Kaffee in der Hand setzte er sich auf den freien Stuhl neben Angie.
"Woher kennt ihr beiden euch eigentlich?" fragte Angie spitz, doch man konnte die Neugier deutlich in ihrer Stimme hören. "Relativ bald nachdem ich mein Studium beendet hatte, wurde mir eine Stelle in Spanien angeboten." begann German geduldig zu erklären. "Ich habe zugesagt und bin dann für eine Weile nach Spanien gezogen. Ich weiß nicht ob du dich erinnerst, Maria ist ja damals mitgekommen." Angie nickte. Ja, sie erinnerte sich. Der Abschied von ihrer großen Schwester war ihr damals sehr schwer gefallen, schließlich lag Spanien auf einem komplett anderen Kontinent.
"Und dort habe ich eben Sonia kennen gelernt, sie war eine Kollegin von mir. Wir haben uns sofort gut verstanden und sind gute Freunde geworden. Aber als ich dann merkte, dass der Job nichts für mich war und Maria und ich wieder nach Buenos Aires zurückgekehrt sind, ist der Kontakt leider etwas abgebrochen und wir haben kaum kommuniziert."
'Leider' dachte Angie missmutig und nahm erneut einen großen Schulck Kaffee, mit dem sie auch gleich versuchte, die Eifersucht auf diese Frau hinunterzuspülen. Was ihr aber nicht ganz gelang.
"Aber wie gesagt, Sonia und ich sind nur gute Freunde, nichts weiter. Also kein Grund zur Eifersucht." fügte German noch grinsend hinzu. Angie verschluckte sich prompt an ihrem Kaffee und hatte erst einmal eine ganze Weile mit einem Hustenanfall zu kämpfen, während German ihr auf den Rücken klopfte.
"Ich? Eifersüchtig? Ich bin doch nicht eifersüchtig! Es ist dein Leben und du kannst mit wem du auch willst befreundet sein. Ich mische mich da nicht ein, egal was ich denke, schließlich bist du ja schon groß und kannst für sich selbst entscheiden, wen du zu deinen Freunden dazuzählst und wen nicht! Ich bin nicht eifersüchtig,es sind deine Freunde, oder mehr als nur Freunde, das geht mich nichts an und interessiert mich auch nicht." Während die Worte aus Angie nur so hinausgesprudelt kamen, war Germans Grinsen immer breiter geworden. Als Angie merkte, was für wirres Zeug sie gerade von sich gegeben hatte, verstummte sie peinlich berührt. "Aber ich bin wirklich nicht eifersüchtig. Warum sollte ich auch?" murmelte sie noch schnell, bevor sie verlegen nach ihrer Tasse griff.