Geschichte vom anderen Leben

5. Kapitel

Als ich morgens aufwachte schien die Sonne und ich hatte das Gefühl, dass es ein schöner Tag werden würde. Nachdem ich mich für die Schule fertig gemacht hatte ging ich in die Küche im Erdgeschoss und wurde dort sofort von Sunny, meiner Katze begrüßt. „Oh Sunny, du hast wieder auf mich gewartet. Komm her Süße!", ich streckte meine Arme aus und nahm sie auf den Arm, sofort fing sie an zu schnurren. „Guten Morgen.", begrüßte ich meine Mutter "Wo ist Dad?" „Morgen Amy. Er ist oben bei Anne, sie besprechen was Wichtiges." Sie reichte mir den Teller mit meinem Frühstück. „Mhm Speck und Spiegelei!", der Tag wurde ja immer besser. Sunny hatte es sich inzwischen auf meiner Schulter bequem gemacht. Ich hielt ihr ein Stück Speck hin, sofort schlang sie es herunter und sah mich mit einem hungrigen Blick an. „Du Vielfraß!", meinte ich lachend und kraulte sie am Kopf. „Amy, wenn du aufgegessen hast, warte bitte auf Chris und Thomas, sie nehmen dich dann mit zur Schule." „Okay." murmelte ich mit vollen Mund, das Spiegelei schmeckte wirklich köstlich. Ich hatte mich gerade fertig für die Schule gemacht, als es klopfte. Ich öffnete die Tür und davor stand ein grinsender Chris: "Bist du fertig? Können wir los?" Ich schnappte mir meine Jacke von Hacken, nahm meine Tasche und lächelte ihn an: "Von mir aus klar!" Ich schloss die Tür hinter mir und lief Chris zum Auto hinter her. Er hielt mir Gentleman-like die Tür auf und ich sieg ein. Thomas begrüßte mich mit den Worten: „In welche Klasse gehst du eigentlich?" „9c, wieso?" Chris, der vor mir saß, drehte sich um: "Na wenn ich schon auf die gleiche Schule gehe wie du, warum dann nicht auch in dieselbe Klasse?" Ich verdrehte die Augen und stöhnte innerlich auf, dass war ja vorhersehbar gewesen. „Muss das sein?"

Seine Augen blitzten mich amüsiert an. „Ich kann ja auch nach jeder Stunde auf dich warten und..." Ich unterbrach ihn: "Okay, von mir aus, aber meine Klasse ist sowie so schon die Größte!!" Er grinste:" Geht doch!"

Als ich in die Klasse kam, wurde ich von Stasy stürmisch begrüßt:" Hey, wusstest du schon, dass wir einen Neuen auf unserer Schule haben? Er kommt vielleicht sogar in unsere Klasse und er soll sogar echt gut aussehen..." Sie grinste mich kokett an und ich lachte nur. In diesem Augenblick trat Frau Hahn in die Klasse: „Ruhe und Guten Morgen! Wie einige von euch vielleicht schon mitbekommen haben, bekommt eure Klasse einen neuen Schüler. Bitte nehmt ihn freundlich in der Klasse auf." Im selben Moment trat Chris auch schon in die Klasse: „Entschuldigen sie bitte meine Verspätung, ich bin neu hier und habe die Klasse nicht auf Anhieb finden können" Frau Hahn lächelte ihn freundlich an: „Schon in Ordnung, stell dich kurz der Klasse vor und such dir dann bitte einen Sitzplatz." Chris nickte ihr zu und drehte sich zur Klasse: „ Hey Leute, ich bin Chris, 17 Jahre alt und am Wochenende mit meinen Eltern hierhin gezogen. Daher werde ich ab heute wohl in eure Klasse gehen. Noch irgendwelche Fragen?" Johannas Finger fuhr sofort hoch. „Ja?" „Bist du Single?" Stasy neben mir verdrehte die Augen und stieß ein kurzes Lachen aus:" Typisch Johanna! Andere hätten jetzt gefragt, wo er herkommt, doch sie fragt ihn nach seinem Beziehungsstatus!" Ich musste grinsen und stimmte ihr zu. „Ja, ich hab zur Zeit keine Freundin!", antwortete Chris ihr zwinkernd und lies dann seinen Blick durch die Klasse streifen, wie nicht anders zu erwarten blieb er bei mir hängen. Wie der Zufall es nicht anders wollte, war der Platz rechts neben mir noch frei. Er kam lächelnd auf mich zu und setzte sich mit den Worten:" Was für ein Zufall, dass neben dir noch ein Platz frei ist!" Ich spürte die neidischen Blicke meiner Klassenkameraden auf mir und aus den vorderen Reihen kamen die zu erwarteten Lästereinen der Klassenzicken. Ich verdrehte die Augen und schaltete ab.

„Amy!" Die Stimme meiner Lehrerin lies mich aufschrecken. Verdammt, hatte ich was verpasst? Mit einem orientierungslosen Blick schaute ich mich um. „Nummer Acht!" raunte Chris mir ins Ohr.

Schnell las ich die Aufgabe durch, es ging um den Satz des Pythagoras. Zum Glück war ich gut in Mathe und so rechnete ich die Aufgabe schnell im Kopf aus:" Die Hypotenuse ist ungefähr 7,27 cm lang!" Die Lehrerin sah mich zufrieden an und lächelte:" Richtig wie immer Amy! Den Rest der Stunde berechnet ihr bitte Seite 67 und 68, was ihr nicht schafft ist Hausaufgabe! Wenn ihr wollt könnt ihr auch in Gruppen arbeiten." Das ist der Vorteil daran, wenn man gut ist, die Lehrer mögen einen und man bekommt nicht so leicht Stress. Ich lächelte Stasy wissend an und sie nickte. Okay, wir würden als Gruppe arbeiten. „Also Amy, arbeiten wir als Zweiergruppe oder als Dreiergruppe mit deiner Freundin?" Ich sah ihn verwirrt an:" Was?" „Naja, außer dir kenne ich hier noch keinen aus der Klasse, aber ich kann gerne zu der Brünnenten in der ersten Reihe gehen. Die starrt mich sowieso schon die ganze Stunde über an!" Er lächelte Johanna an. Oh nein, bitte nicht die Klassenzicke! „Nein, nein! Wir machen eine Dreiergruppe!" Er sah mich wissend an und so fügte ich schnell hinzu:" Außer du willst mit ihr eine Gruppe, mir ist das egal." „Schon gut Amy, ich.. Ach egal!", er reichte Stasy seine Hand" Hey, ich bin Chris. Ist es in Ordnung für dich, wenn ich bei euch mitarbeite?" Stasy zog eine Augenbraue hoch und blickte mich an:" Nein, schon in Ordnung Chris. Ich bin übrigens Stasy!" Sie schüttelte seine Hand und sah dann uns beide an:" Also, mit welcher Aufgabe fangen wir an?" „Mir relativ egal, ich würde einfach mit der ersten anfangen!" Stasy nickte zustimmend:" Ja, find ich auch, dann bleibt es übersichtlicher! Bist du einverstanden Chris?" Er grinste mich frech an:" Ich glaub mit Amy in der Gruppe sind wir sowieso als erste Gruppe fertig!" Ich merkte, dass ich leicht rot wurde, was Stasy sichtlich amüsierte, doch nach einigen Sekunden erlöste sie mich und lenkte unsere Aufmerksamkeit auf die erste Aufgabe. Verdammt, warum bin ich vorhin bloß rot geworden? Das passt gar nicht zu mir...Ich bin sonst doch immer schlagfertig und selbstbewusst! Er ist irgendwie anders. Er hat was an sich, was ihn besonders macht, nicht nur vom Charakter... Er ist irgendwie umwerfend...umwerfend gut aussehend! Oh mein Gott, dass kann nicht mein Ernst sein! Nein, das klingt eher so, als würde ich über Leon nachdenken und da wäre es immerhin auch passend, den ich war in ihn verliebt...Um nicht weiter darüber nachzudenken rechnete ich die Aufgaben aus und stellte fest, dass sie echt einfach waren. Noch bevor Chris und Stasy mit der ersten Seite fertig waren, hatte ich alle beiden Seiten ausgerechnet und langweilte mich nun ein wenig. „Wie ich es gesagt hab! Wir sind als erstes fertig!", meinte Chris, als er und Stasy 10 Minuten später schließlich auch fertig waren. Den Rest der Stunde redeten wir über die Schule. Chris und Stasy schienen sich echt gut zu verstehen. Irgendwann klingelte es und gerade als ich die klasse verlassen wollte, steckte mir jemand einen Zettel zu. Da ich mir am Kiosk noch ein Brötchen holen wollte, bevor alle Klassen auf dem Schulhof waren steckte ich ihn einfach in meine Hosentasche und machte mich auf den Weg nach draußen.

Im weiteren Verlauf der Schulzeit verlor mich Chris immer mehr aus den Augen, da er von Johanna und den anderen Mädchen umgeben war. Das nutze ich aus, um nach Unterrichtsende schnell mit Stasy unbemerkt in die Stadt zu verschwinden. Als wir im Bus saßen stupste Stasy mich an:" Amy, jetzt sag schon! Ist das mit Leon noch aktuell?" Ich sah ihr in die Augen und wusste, dass sie dieses Mal nicht aufgeben würde. Daher gab ich nach und öffnete mich ihr:" Ja, ich finde Leon immer noch richtig gut und ich möchte auch noch was von ihm. Aber irgendwie ist da auch noch Chris. Er taucht immer wieder in meinen Gedanken auf und dann vergleiche ich ihn mit Leon, aber ich weiß nicht wieso? Ich meine, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Leon immer noch gerne als Freund haben würde! Nur Chris ist auch irgendwie aufregend, in seiner Gegenwart fühle ich mich immer sicher. Ich hab das Gefühl; dass ich ihm alles erzählen kann, verstehst du?" „Also stehst du auf ihn!" Das war keine Frage, sondern eine Feststellung, aber trotzdem musste ich ihr widersprechen:" Nein, ich weiß nicht, ob ich auf ihn stehe. Außerdem hat er ja in den Letzten Stunden sowieso nur noch Augen für Johanna! Leon hat zwar eine Freundin, aber er beachtet mich. Er gibt mir das Gefühl etwas Besonderes zu sein, ich bin ihm wichtig! Er richtig süß zu mir. Chris ist... wie soll ich das beschreiben? ER ist anziehend und sieht gut aus, ja aber... Ich habe nicht das Gefühl, dass er Interesse an mir hat!" „Das sah in Mathe aber ganz anders aus, dass musst du zugeben! Da hatte er nur Augen für dich, obwohl ihn Johanna die ganze Zeit über beobachtet hat!" „Ja, da dachte ich auch, dass er Interesse an mir haben könnte, aber danach? Er war danach nur noch bei Johanna..." Stasy schüttelte den Kopf:" Das stimmt nicht! Er hat dir die ganze Zeit über immer wieder heimliche Blicke zugeworfen! Fast so, als würde er auf ein Zeichen oder eine Reaktion von dir warten." „Hm?" Jetzt war ich verwirrt. Das hatte ich gar nicht mitbekommen! War Chris echt so auf mich fokussiert gewesen?