2. Kapitel

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"Amy, los wach auf!", meine Freundin Stasy stupste mich an. "Fräulein Amy, möchten sie uns die Lösung mitteilen?" Frau Müller sah mich fragend an. "-56! Da es ein rationaler Bruch ist." raunte mir Stasy zu. "-56, es ist ein rationaler Bruch, Frau Müller!", wiederholte ich laut. "Richtig, beim nächsten Mal besser aufpassen, Amy." Puh,... das war knapp gewesen, ich las den Zettel, den Stasy mir zuschob 'Warst du gestern wieder zu lange auf? Hast du an **** gedacht? xD' Ich wusste genau en sie meinte. Automatisch wendete ich meinen Blick nach vorne und ich sah ihn schwärmerisch an. Er war richtig süß und sein Lächeln erst...Fast so als könnte er Gedanken lesen, drehte er sich in genau diesem Augenblick um, sah mich an, zog eine Augenbraue hoch und lächelte dann (mit diesem unglaublich süßem lächeln, bei dem ich jedes Mal schwach werde). Im Augenwinkel sah ich, wie Stasy sich gerade noch zusammenriss um nicht vor lachen laut los zu brüllen. Ich war mir bewusst, dass ich lächerlich aussehen musste, so wie ich ihn regelrecht anschmachtete, doch ich konnte einfach nicht anders. Er war der angesagteste Junge auf der Schule, natürlich hatte er auch eine Freundin. Hinzu kam, dass er Schülersprecher war und jetzt schon wusste, dass er später studieren würde. Seine Freundin hieß Timea Gold, der Name passte perfekt zu ihren goldenen Haaren, welche sie im Gegensatz zu mir allerdings kurz trug. „Ding-Dong..." Es klingelte und ich war gerettet vor Stasys Frage, denn ich konnte ihr ja wohl schlecht sagen, dass ich gestern mit meinen Eltern mal kurz zu meiner Oma nach Italien gerannt bin. Meine Oma ist genau wie meine Eltern ein Vampir, nur das sie gestern ein tödlich verletzter Vampir war. Wir wissen zwar nicht von wem oder was sie gestern angegriffen wurde, doch sie hatte eine große meng an Blut verloren und sie hätte sterben können, wenn wir ihr nicht geholfen hätten. Das Problem ist, dass man als halb ausgebluteter Vampir das unbefleckte Blut eines unschuldigen Menschen oder Vampirs, der noch nie jemanden mutwillig getötet hat braucht. Da wir keinen Menschen verletzen wollten, war ich die Person, von der meine Oma das Blut nahm. Normalerweise wäre das auch nicht weiter schlimm gewesen, doch das war nun schon das dritte Mal in zwei Wochen und wir wussten immer noch nicht, wer meine Oma angegriffen hatte. Mein Vater hatte gesagt, er könnte keinen ungewöhnlichen Geruch riechen, das mag im ersten Moment zwar etwas komisch klingen, doch wir Vampire können außergewöhnlich gut riechen. So kann man zum Beispiel, wenn man den Geruch einer Person kennt und ihn zuordnen kann, diese Person ‚erriechen' noch bevor sie den Raum betritt. Man kann daher eigentlich auch immer den Geruch der Person wahrnehmen, welche eine andere zuletzt berührt hat, doch meine Oma roch laut meinem Vater einfach nur nach nichts. Und das ist sehr ungewöhnlich, denn jedes Lebewesen hat einen Geruch. Meine Mutter wusste auch keine Lösung und das sollte was heißen, sie hat sonst immer irgendeine Idee, doch diesmal war sie Ratlos. Das ist schon etwas gruselig, aber ich schweife vom Thema ab...Zurück zu Stasy! Nun ja, meine Freundin Stasy darf nicht wissen, dass ich ein Vampir bin. Du denkst jetzt sicher: „Ach was, sie hat ein Recht darauf es zu wissen und als echte Freundin wird sie dich auch als Vampir mögen. Es wird nichts an eurer Freundschaft verändern, schließlich veränderst du dich ja nicht plötzlich völlig, sondern du erzählst ihr nur die Wahrheit! Du musst es deinen Eltern ja nur nicht unbedingt auf die Nase binden!" Naja, es geht ja auch nicht darum, dass ich Stasy nicht vertraue, nein das Gegenteil ist der Fall, ich vertraue ihr voll und ganz. Ich bin sogar sicher, dass sie es mir glauben, wenn nicht sogar cool finden würde, doch ich kann es nicht! Es erinnert mich an das Schicksal meines Großvaters, vielleicht kann ich euch damit besser verdeutlichen, wieso ich es ihr nicht erzählen kann. Mein Großvater erzählte seinem besten Freund damals, dass er ein Vampir war und sein Kumpel hielt es für einen Scherz, er zog meinen Opa in der Öffentlichkeit mit seinem Geständnis immer mal wieder auf. Eines Tages tat er dies in der Öffentlichkeit, wo es ein sogenannter Vampirjäger mitbekam. Der Vampirjäger fing den besten Freund meines Vaters eines Tages ab, zwang ihn mit grausamen Mittel den Aufenthaltsort meines Großvaters preis zu geben und tötete ihn danach. Der Vampirjäger schickte meinem Großvater eine Nachricht in der stand, wo er hinkommen sollte, da er sonst seinen besten Freund nie wieder sehen würde. Als mein Großvater an dem Treffpunkt ankam, fand er dort den verschandelten und toten Körper seines Freundes vor. Von der Trauer überwältigt sank er auf die Knie und fing an zu weinen. Das war genau das worauf der Vampirjäger gewartet hatte! Er schlich sich leise von hinten an meinen Großvater an und tötete ihn. Seine Ermordung hatte unsere gesamte Familie sehr mitgenommen und mich beschäftigt sein Tod, obwohl ich ihn wegen diesem Vorfall nie kennenlernen konnte, auch heute noch. Meine Mutter hatte den Vampirjäger dreißig Jahre lang gesucht, sie hatte ihn gefunden, als er gerade einen anderen reinrassigen Vampir (Thomas) ermorden wollte... Als sie sah, wie blutrünstig der Vampirjäger war, wurde sie dadurch nur noch wütender und tötete den Vampirjäger nach einem erbitterlichem Kampf schließlich. Damit rächte sie dann nicht nur den Tod meines Großvaters, sondern sie rettete auch Thomas. Seit dem hat unsere Familie neue Vampirfreunde. Denn die Familie von Thomas, den meine Mutter vor dem Vampirjäger rettete, war uns so dankbar, dass sie mit unserer eine Blutvereinigung (ein uraltes Ritual, welches nur sehr selten durchgeführt wird) abschloss, sodass wir nun eine einzige große Familie sind. Thomas war gestern auch mit seiner Frau Serena und seinem Sohn Chris da, nachdem meine Oma angegriffen wurde...

„Hey Amy, warte doch auf mich!", Stasys Stimme riss mich völlig aus meinen Gedanken. Ich blieb stehen, drehte mich um und sagte. "Dann beeil dich doch mal, du lahme Schnecke!" „Wie bitte?" Stasy sah mich gespielt entsetzt an und blieb stehen. Als ich darauf hin Anstalten machte mich wieder um zudrehen und weiter zu gehen, sprintete sie aber wieder los. Schnaufende Geräusche nachahmend lief ich ihr entgegen. „Das ist nicht witzig, ich bin voll aus der Puste! Heb mal meine Tasche hoch, die ist richtig schwer!" Ich hob ihre Tasche hoch, für mich war sie leicht, doch das lag wohl daran, dass ich ein Vampir war und daher sagte ich: „Tja, die Schule will halt, das wir nicht zu schnell flüchten können!" Wir fingen beide an zu lachen. Immer noch prustend fragte sie mich schließlich: „Und, was hast du jetzt gestern so gemacht, das du jetzt noch müde bist?" Nun musste ich ihr eine glaubwürdige Geschichte erzählen: „Ich war gestern die ganze Nacht lang im Internet und habe nach einem schönen Kleid für die Cocktailparty von Leon..." Der Rest meines Satzes ging in Stasy's hysterischem Gekreische unter: „Was? Oh mein Gott! Das ist ja so cool, seine Partys sind immer voll der Hammer, ich fasse es nicht, dass er dich..." Diesmal war ich es, die sie unterbrach: „Ich korrigiere: ‚uns' er meinte ich könnte ruhig Freunde mitbringen!" „Hey, meinst du das ernst oder sagst du dass nur, damit ich die nächsten Tage nicht rumschmolle?" „Wegen beidem würde ich sagen!" erwiderte ich zwinkernd. „Hast du denn auch ein schönes Kleid gefunden?", fragend sah sie mich an. „Es könnte sein, da war so ein schulterfreies Cocktailkleid, es war... >Hupp,Hupp< „Hey Stasy, hier bist du, wir wollten doch heute zu deiner Tante!", rief Stasy's Mutter aus dem Auto. „Oh stimmt, hatte ich ganz vergessen. Sorry Amy, ich sehe sie so selten, wir telefonieren heute Abend gegen 21 Uhr, in Ordnung?" „Ja klar, bis heute Abend Süße!" rief ich Stasy noch hinterher, bevor ich meinen Weg alleine fortsetzte...

Geschichte vom anderen LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt