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„Das sieht wunderschön aus", schwärmt Kate und lässt ihren prüfenden Blick über mich gleiten. Ehe sie bestätigend zu ihren Worten nickt, um sie noch zu unterstreichen.

Skeptisch sehe ich an mir herunter. Meine beste Freundin hat mich in ein halblanges, dunkelblaues Kleid gezwungen. Ich hebe meinen Blick und verschränke unsicher die Arme vor meiner Brust. Mein Blick trifft den der jungen Brünette in dem dunkelblauen Kleid im Spiegel des Umkleide. Sie sieht müde aus – und genervt. Kein Wunder. Jeder wäre genervt, wenn er mit Katherine Kavangah einkaufen müsste. Seufzend schüttele ich den Kopf und ernte einen strengen Blick von Ms. Shopping-Monster, die hinter mir steht.

„Ana", sagt Kate mahnend und macht einen Schritt auf mich zu. „Du siehst toll aus, wirklich. Bei der Veranstaltung werden den anderen die Augen ausfallen, Christian besonders. Du musst ihm zeigen, was er mit dir verpasst."

Als sie seinen Namen nennt, bildet sich in meinem Magen wieder der altbekannte Knoten. Verdammt, daran hatte ich gar nicht gedacht. In zwei Tagen würde am Abend eine Veranstaltung im College stattfinden. Jede Lehrkraft und einige wenige Schüler sind eingeladen, ebenso die Sponsoren. Natürlich würde dort auch Christian auftauchen. Er ist ja immerhin einer der wichtigsten Sponsoren.

Wie hatte ich das nur vergessen können, als ich zugesagt habe? Ich würde es keine fünf Minuten mit ihm in einem Raum aushalten können. Trotzdem musste ich da durch. Obwohl, ich könnte mich auch mit einer Grippe krank melden lassen. Dann bräuchte ich auch diesen Fummel hier nicht anziehen. Ganz einfach.

Als ob Kate meine Gedanken lesen könnte – mal ehrlich gesagt, manchmal denke ich wirklich, sie kann das - schüttelt die Blondine den Kopf. „Du gehst da hin", beharrt sie sanft aber bestimmt. Sie kommt auf mich zu, packt mich an den Schultern und sieht mir direkt ins Gesicht. „Ana, du schaffst das. Er wird sowieso mehr damit beschäftigt sein, sich mit der Leitung des Colleges zu unterhalten." Wie immer ist Kate die Optimistin in Person. Aber ich glaube es einfach, zumindest würde ich es versuchen.

Also nicke ich einfach nur und murmel ein leises Ja. Sie schien sich mit der Antwort zufrieden zu geben, denn sie schiebt mich zurück in die Umkleide und schließt den Vorhang hinter mir. „Ich suche Schuhe für dich", flötet sie durch den geschlossenen Vorhang und ich höre Schritte, die von Dannen ziehen.

Unsicher beiße ich mir auf die Unterlippe und schäle mich aus dem Kleid. Schön ist es, keine Frage. Aber noch immer bin ich niemand, der Kleider anzieht. Ich mag lieber Jeans und einen Pullover darüber. Ganz einfach und schlicht. Das versteht Kate aber natürlich nicht. Immer wieder versucht sie mich in eines ihrer Teile zu zwängen, damit ich nicht in einem, wie sie es so schön sagt, Kartoffelsack über die Straßen laufe. Ja, meine beste Freundin, die zu einer rasenden Reporterin mutiert ist, kann eine ziemliche Nervensäge sein, aber ich liebe sie. Sie ist wie eine Schwester für mich.

In der ersten Zeit hat sie mich ziemlich gelöchert, warum ich nicht mehr mit Christian zusammen sei, aber ich würgte ihre Gesprächsversuche immer wieder mit der Ausrede Es hat zwischen uns einfach nicht gepasst ab. Nach einigen Versuchen hat sie es schließlich aufgegeben, aber sie sieht mich heute noch mit diesem Blick an. Als würde sie versuchen, meine Gedanken zu lesen – die meiner Meinung nach zu oft um Christian Grey kreisen. Aber irgendwann wird sich das schon legen, rede ich mir ein und hänge das Kleid zurück auf den Bügel, nachdem ich wieder in meine Jeans und Jacke geschlüpft war.

„Ich habe welche!", höre ich die Stimme meiner besten Freundin rufen, also verdrehe ich kurz die Augen und stecke den Kopf durch den Vorhang. Kate steht grinsend vor mir und hält mir ein Paar sündhaft hohe High-Heels direkt vor die Nase. Skeptisch mustere ich die Schuhe, ehe ich Kate direkt ins Gesicht sehe und den Kopf schüttle.

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