"Kindheit"

Mama erfährt alles

Am nächsten morgen machte meine Mama ganz normal das Frühstück für meinen Vater für die Arbeit. Ihm sollte ja nicht auffallen das sie bescheid weiß. Sie wünschte ihm noch einen schönen Tag gab ihm einen Kuss und verabschiedete ihn und er ging zur Arbeit. Als er weg war packte sie alle unsere Sachen zusammen und weckte uns. Wir mussten uns schnell anziehen und sie setzte uns ins Auto. Sie packte die wichtigsten Papiere zusammen, schnappte sich unseren Hund und fuhr mit uns zur Polizei. Dort zeigte sie meinen Vater wegen Kindesmissbrauch an und ich musste eine kurze knappe aussage machen. Von dort aus rief meine Mama auch bei der Bank an und lies ihr Konto sperren. Danach mussten wir auf ein anderes Polizeipräsidium fahren um dort die Aussage zu wiederholen. Mein Vater wurde in der Zwischenzeit auf der Arbeit verhaftet und abgeführt. Das war am 06.06.2001. 

Ich musste also meine Aussage wiederholen und wurde darauf hingewiesen nix auszulassen oder zuzufügen. Es war schwer für mich mit fremden Leuten darüber zu sprechen. Ich fing immer wieder an zu weinen. Als die ganze Sache bei der Polizei vorbei war fuhren wir wieder nachhause da meiner Mama zugesichert wurde das mein Vater nicht frei kommen würde. Als wir zuhause waren kamen meine Tanten vorbei und wollten alle trösten usw. Das hätten sie sich sparen können da sie am ende zu IHM gehalten haben.

Ein oder zwei Tage später zerschlug meine Mutter alle Betten und sammelte die Matratzen in einem Raum und wir schliefen alle zusammen auf dem Boden in einem Zimmer. Mein großer Bruder äußerte zu diesem Thema immer wieder nur das er IHN umbringen würde und das er ihn hassen würde. Ich sagte dazu nur was wenn ich gefragt wurde. Irgendwann später, ich weiß nicht mehr genau wann, bekam meine Mutter einen Anruf das mein Vater versucht habe sich umzubringen. Sie solle schnell ins Krankenhaus kommen um ihn ein letztes mal zu sehen.  Sie fuhr zum Krankenhaus da sie von ihm hören wollte wieso er das getan hat. Aber als sie da ankam stellte sich heraus das es eine lüge war. Sie kam zurück nachhause und hörte den Anrufbeantworter noch einmal ab. Mein jüngster Bruder stand daneben und sagte auf einmal :" Das ist doch Papa!" Bei genauerem hinhören merkte meine Mutter auch das er es selber war. Richtig Krank.

Im September 2001 sind wir aus unserer Heimatstadt weg gezogen. Wir wollten von vorne anfangen. Meine Mutter hatte auch einen neuen Freund, mein Stiefvater. Ihr denkt jetzt bestimmt das ging ja schnell, aber das war das beste was meiner Mama passieren konnte. Aber dazu komme ich noch. Im Oktober 2001 war die Gerichtsverhandlung meines Vaters. Ich musste vor der Richterin nochmal aussagen und habe alles erzählt, alles was er mir angetan hat. Meine Mutter brach im Richterzimmer fast zusammen. Als ich meine Mama so sah musste ich anfangen zu weinen. Diese Richterin nahm meine Aussage auf Band auf und es wurde im Gerichtssaal abgespielt. Der Richter der die Verhandlung führte war geschockt. Und was für ein Zufall, es war der selbe Richter wie damals bei meinem Onkel. Dieser konnte sich noch gut an meinen Vater erinnern. Der Richter war sehr sauer da er sich auch noch gut an die Worte meines Vaters erinnern konnte. Er fragte meinen Vater warum er das getan habe und er sagte um meine Mutter zu verletzen. Später leugnete mein Vater wieder alles. Der Richter sagte das er ihm gerne eine höhere Strafe geben würde aber das er sich leider an die Gesetze halten muss. Mein Vater bekam eine Haftstrafe von 4 Jahren. 4 JAHRE! Dafür das er drei Jahre mit mir gemacht hat was er wollte. Ein Witz, aber naja, so ist das halt.

Im Januar 2002 wurden meine Eltern geschieden, an meinem 12 Geburtstag. Auch hierfür wurden meine Geschwister und ich von der Richterin befragt. Sie wollte wissen wo wir leben wollen und wie wir zu unserem Vater stehen. Wir waren uns alle einig das wir bei unserer Mutter bleiben wollen. Auch hier äußerte mein großer Bruder wieder das er unseren Vater umbringen würde für das was er mir angetan habe. 

In diesem Jahr sind wir nochmal umgezogen. Und dann fingen wir richtig von vorne an.