Kapitel 1

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Das regnerische Wetter an diesem Morgen des 6. Aprils 1998 machte es mir nicht leicht , der Versuchung zu widerstehen  , meinem gewohnten Alltagstrott zu entfliehen. Also weckten mich nun endgültig die Rufe meiner Mutter aus der Küche und ich sträubte mich dagegen aus meinem Bett zu kriechen. Während ich mich anzog hörte ich wie das prasseln des Regens , gegen die halboffenen Fensterscheibe , immer lauter wurde. Trotz des Regens war es nicht sonderlich kalt draußen also reichten mir eine Jeans und ein Shirt. Nach dem unheimlich ausgewogenen Frühstück, welches aus einer Scheibe Graubrot mit Nutella bestand, begab ich mich ins Badezimmer um mein Gesicht auf einen normaleren Stand  zu bringen. Ich putze mir die Zähne und blickte in mein eigenes Spiegelbild. Meine zerzausten Haare, meine Macke in der Augenbraue, das schiefe Lächeln an welchen sich wie jeden Morgen nix geändert hat. Ich war noch nie sonderlich zu frieden mit mir. Es gab immer etwas auszusetzen und schon lange versuchte ich mich für mich selbst zu verändern. Heute reichten meine Augenringe  mal wieder bis zum Kinn so dass ich versuchte sie zu verdecken und nach etwas Mascara war ich bereit den täglich Schritt in die Außenwelt zu wagen. Ich  zog  mir einen leichten Paker über und versteckte meine Mähne mit der Kaputze, den Blick gesenkt in Richtung Bushaltestelle, den Rucksack wie immer nur über eine Schulter gehängt .
Es roch  nach Regen . Als ich in die Feldstrasse einbog und die Sonne hinter dem angebauten Getreide aufgehen sah, beziehungsweise sich die Erde wieder in Richtung Sonne hin drehte blieb ich stehen und versank in meinen Gedanken. Der Wind strich leicht durch die Gerste so das es aus sah als würde sie zu dem zwitschern der Vögel tanzten. Der große Feuerball unseres Sonnensystems tauchte meine Welt in ein feuriges rot. Der Motor des Busses riss mich wieder aus meinen Gedanken, doch während der Busfahrt war ich wieder nicht ganz  bei Sinnen. Ich musste viel an alte Tage denken und kam so auf die Idee mal wieder meien Großeltern zu besuchen, ich wollte meine alte Heimat noch einmal neu erkunden. Der Schultag verlief ertragbar und ich machte mich etwas freudiger auf den Weg zurück nach Hause. Ich lief nach Hause denn ich fühlte mich nicht danach mit dem Bus der bis zum Rand gefüllt war, mitzufahren. Als ich vor dem Zaun der unser Grundstück umrandet stand und ihn öffnete, nahm ich den Geruch von Pfannkuchen mit Ahornsyrup war und sah meine Mutter auf der Veranda unseres Hauses sitzen, neben sich einen Stapel Pfannkuchen  auf einem großen Teller . Ich ging auf sie zu und ließ meinen Rucksack auf den Boden fallen. Ich setzte mich neben sie auf die Stufen. Sie reichte mit den Teller rüber und ich nahm mir einen pancake von dem nahezu riesigen Stapel. Wir redeten kurz über die Geschehnisse an diesem Tag. Meine Mutter hatte vor über die Feiertage mit ihren Freundinnen eine Art Wellnesswochenende zu machen, so bot es sich also für mich an meine Großeltern in Texas zu besuchen. Also machte ich ihr den Vorschlag und sie hatte wie immer nicht dagegen, im Gegenteil ihr kam es sehr gelegen da sie sich immer schlecht fühlte wenn sie mich alleine ließ. Sie half mir meine Tasche zu packen und wir machten aus das ich am morgigen Tag abreisen durfte. Ich ging an diesem Tag spät schlafen, ich hatte viele Gedanken wie es nun heute dort aussehen könnte, ich war schon etwa fünf  Jahre nicht mehr dort. Das letzte mal mit zwölf danach waren wir weg gezogen. Ich weiß überhaupt nicht, ob es immer noch so aussieht wie damals.
Mein Wecker am nächsten Morgen klingelte um 5:30am. Da eine längere Reise an stand machte ich keinen großen Aufstand in mein Aussehen und  band meine Haare zusammen. Nach dem ich das Bad verlassen hatte, huschte ich in das Zimmer meiner Mutter und drückte ihr einen Abschiedskuss auf die Wange. Ich lief leise die Treppen runter zur Tür und schloss sie ,mit einem leisen klicken des Schlosses, hinter mir. Heute ist der Tag gekommen mich zu verändern. Weniger naiv und weniger ich.
Ich nahm noch  einen tiefen Atemzug bevor ich die Stufen der Veranda nahm. Ich schloss das Gartentors hinter mir um aufzubrechen in ein neues Leben. Ich nahm das alte Fahrrad welches an den Zaun gelehnt war und fuhr, den Koffer hinter mir ziehend in Richtung Bahnhof.
Niemanden anderen musste ich auf Wiedersehen sagen, niemand anderes würde mich vermissen.
Nach einer Kleinen Fahrrad Tour von ungefähr zwanzig Minuten hatte ich den Bahnhof erreicht. Die Sonne ging gerade hinter den alten, verrosteten Wagons auf und ich kaufte mir ein Ticket. Der Zug fuhr um 6:15 . Ab
ich setzte mich also auf einen Stein vor den Schienen und hörte nach ein paar Minuten den Zug in den Bahnhof einfahren. Der Dampf der Lock stieg in die Luft und wurde eins mit ihr. Langsam öffneten sich die Türen, der Schaffner wünschte mir eine angenehme Fahrt. Die Tür schloss sich schon bevor ich einen Sitzplatz eingenommen hatte. Im Zug sass kaum jemand,ich hatte also eigentlich genug  Platz gehabt, doch ich hatte das Gefühl das ich mich neben eine älter Frau setzen sollte. Generell fragte ich mich warum die meisten Menschen sich immer auf einen  einzelnen Platz hinsetzten es gibt wenig kontaktfreudigkeit und es kommt einem so vor als wolle niemand etwas mit dem anderen zu tun haben . Also habe ich die Frau gefragt ob der Platz neben ihr noch frei sei. Sie hat sich sichtlich gefreut das ich Ihr Angebot dann auch annahm mich Neben sie zu setzen. Es war eine wirklich gut aussehende Dame  die einen sehr herzlichen Charakter besaß. Sie fing an sich mit mir zu unterhalten und stellte mir fragen. Es war erstaunlich wie aufgeschlossen sie war und es kam mir vor als hätte ich sie schon einige Jahre lang gekannt, ich redete mit ihr fast wie mit meiner eigenen Oma und schon fühlte ich mich weniger allein und ich glaube sie auch .
Sie vertraute mir viel an und so tat ich es auch, ich zweifelte keinen Moment daran das ich zu private Dinge preisgebe. Alles war so vertraut und die Zugfahrt nach Texas ging so schnell um das wir kaum bemerkten wie der Zug in den Hauptbahnhof einfuhr .
Die Türen hatten sich schon fast geschlossen als ich noch gerade eben so aus dem Zug, auf den Bahnsteig springen konnte. Es war bereits Mittag und ich habe kaum etwas davon mitbekommen wie der Tag seinen Lauf nahm.
Ich rief ein Taxi welches mich in ein etwas abgelegeneres Dorf zu meinen Großeltern bringen sollte, nach einer weile kam es auch an und als ich nach der Fahrt bezahlte und aus dem Wagen ausstieg, stand ich direkt vor der alten Farm meiner Großeltern. Das Haus war immer noch in einem guten Zustand. Ich hatte noch vor Augen wie ich damals in Garten spielte während mein Vater, meine Mutter und meine Großeltern einen Café tranken,sich miteinander unterhielten und gemeinsam lachten. Ich öffnete das Gartentor und stellte fest das es immer noch so quietschte, wie vor einigen Jahren. Ich lief auf die Türe zu und wie schon damals war auch diese nicht abgeschlossen.

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