Ein Blick

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Ich verstand es einfach nicht.
Wieso ich. Wieso verließen mich nun alle? Als es mir gut ging,waren sie alle da . Aber jetzt wo ich alleine war. Alleine und traurig. So traurig wie ich es nie gewesen war. Hör auf Valerie. Du brauchst niemanden,belog ich mich selbst. Die Wahrheit war,dass niemand mich brauchte. Und diese Wahrheit schmerzte. Sehr. Ich seufzte,strich mir eine Träne aus dem Gesicht. Nicht jetzt.
Ich musste hier raus. Ich blickte auf meine Uhr. Die Uhr die mein Patenonkel, der mich wie alle anderen verlassen hatte,mir geschenkt hatte. 12.06.
Ich machte die Uhr ab und schmiss sie auf mein Bett.
Ich nahm mir meine Jacke-die wie ich mit Befriedigung wahrnahm von meiner Mutter stammte-und ging nach unten. Magda werkelte zusammen mit anderen Mitarbeitern in der Küche herum.
"Hey Marta,kann ich noch ein wenig spazieren?"fragte ich sie. "Klar. Aber um 12.30 gibt es Mittagessen.Sei pünktlich"lächelte sie. Ich nickte und versuchte auch zu lächeln. Ich ging aus dem Haus,auf den Hof. Tatsächlich führte ein kleiner Waldweg vom Haus weg. Genau das was ich wollte. Ich steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und lief los. Nach ein paar 100 Metern kam mir ein kleines,geflecktes Katzenjunges über den Weg gelaufen. Es wirkte sehr verloren. "Hej du. Wohin willst du ?"sprach ich sanft mit ihm. Zögernd miaute es und kam an mich heran.
Ich streichelte es sanft und lächelte.
Die Babykatze schmiegte mich ihn meine Hand. Sie sah eigentlich sehr gepflegt und gut genährt aus-aber ihre Augen waren sehr matt. "Vermisst du deine Mum,hmm?" fragte ich sie. Ich nahm die Hand zurück-Mum. "Bloß nicht heulen. Es ist nur eine streunende Katze,Valerie. Ich dachte an unsere Katze Nila. Ich hatte sie abgeben müssen. Genau wie ich mein normales Leben und meinen Glanz in den Augen abgegeben hatte.
"Ich helf dir. Ich bring dich ins Tierheim." sprach ich ihr zu-stockte dann aber wieder. Hatten sie auch mir nur helfen wollen?Indem sie mich ins Heim brachten?
Unsinn. Sie hatten mich etwas wie lästiges abgeschoben. Etwas, das sie nur Zeit kosten würde.
Aber - was sollte ich jetzt tun?
Helfen konnte ich ihr nicht.
"Ich häng n Flyer aus. Im Gegensatz zu meiner Mum finden wir deine sicher wieder."
Jetzt redete ich mit einer Katze. Oh Gott.
"Ich denke dass wird nicht nötig sein. Sie gehört zu mir." erschallte eine tiefe,aber klare Stimme hinter mir.
Ich erschrak.
"Warst du hier etwa die ganze Zeit und hast mich beobachtet?!"rief ich ein wenig außer mir . Er legte den Kopf schief und überlegte kurz.
"Nein. Ich stehe erst seit" -er blickte auf seine Uhr-1Minute und 28 Sekunden als ich zu dir sprach hier. Ich hoffe das beantwortet deine Frage."sprach er deutlich, langsam und glasklar.
Ich fühlte mich ein wenig unwohl,weil ich so geschrieen hatte und er so ruhig blieb. Er - ein schmaler,vielleicht 19 Jähriger mit dunklen Klamotten-nahm die Katze an sich und sprach weiter.
"Sie gehört mir und ist vor ein paar Tagen weggelaufen. Ihr Name ist Nele. Ich danke dir dass du dich um sie gekümmert hättest. Ich wünsche dir einen schönen Tag."
Ich denke,hätte ich eine Erscheinung gehabt hätte ich nicht verwunderter schauen gucken. Der Junge lief mit seiner Katze einfach weg.
Die Begegnung hatte nur ein paar Minuten angedauert - wenn überhaupt. Kein Floskelnaustausch-nichts. Aber wenn ich so darüber nachdachte, mochte ich das auch nicht. Er hatte wenigstens darüber nachgedacht was er ins Gespräch einbringen wollte-und es schnell zum Punkt gebracht.
Ich drehte mich um und machte mich auf Richtung Heim. Das ich nur ein paar hundert Meter gelaufen war ,registrierte ich nicht.Lächelnd über seine akkurate Sprache und wie absurd diese Situation gewesen war lief ich zurück.

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