Kapitel 4

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Marneys P.O.V.

Ich schloss die Haustür hinter mir und seufzte. Was war nur plötzlich so fürchterlich schief gelaufen? Hätte ich lieber nicht fragen sollen, was Dean an mir findet? Als er mich um ein zweites Date gebeten hatte, war ich ein wenig überrascht gewesen. Schon morgen?, hatte ich gedacht. Unglaublich gerne hätte ich es nochmal mit ihm versucht, jedoch musste ich morgen arbeiten. Vielleicht war das aber auch nur eine dumme Ausrede, weil ich befürchtete, Morgen könnte es genauso laufen.

„Marney!“, schrie Mary und kam auf mich zu gehüpft.

„Du musst mir helfen!“, jammerte sie mir ihrer nervigsten weinerlichen Stimme und drehte sich mit dem Rücken zu mir um. Ich seufzte erneut, als ich die Bürste in ihren verknoteten schwarzen Haaren sah. Ganz leicht zog ich an ihr und Mary schrie auf.

„Autsch! Pass doch auf, du Nilpferd!“, keifte sie los und schlug mir auf die Finger.

„Ich muss dir ja nicht helfen...“, sagte ich und hoffte, dass Mary ihre Mutter und mein Collegegeld für einen Moment vergessen würde.

„Pah, Hannah hätte das besser hinbekommen!“, meinte sie schnippisch und wollte gehen.

„Und warum macht Hannah es dann nicht gleich?“

„Sie ist doch schon auf der Party, Dusselchen!“

Wieso war Mary dann noch hier und nervte mich? Es kam äußerst selten vor, dass man die beiden getrennt sah. Ich sprach meine Frage laut aus und folgte meiner nicht-Schwester in die Küche.

„Weil es immer viel cooler ist, wenn man nach allen anderen auf der Party erscheint. Machst du mir jetzt endlich mal einen Tee?“

Bevor Marney viel zu spät verschwand, teilte ich ihr noch mit, dass sie sich die Haare wahrscheinlich abschneiden müsste, aber sie hatte einfach nur ihre Extensions raus genommen und war verschwunden. Ich vermutete mal, dass Violetta bei irgendeinem Schickimicki-Event für reiche Leute war, also hatte ich das ganze Haus für mich. Wenigstens würde ich für ein paar Stunden Ruhe haben. Ich holte einen Becher Ben&Jerrys aus dem Kühlschrank und setzte mich ins Fernsehzimmer. Um Mitternacht einen Horrorfilm zu schauen war zwar nicht die beste Idee, die ich je hatte, aber er würde mich zumindest von meinen seltsamen Gedanken ablenken.

„Nein, mach den Schrank nicht auf!“, rief ich und hielt das nächst beste Kissen schützend vor meine Brust. Die junge, blonde Schauspielerin öffnete langsam und ängstlich den Wandschrank und schrie plötzlich. Ich erschreckte mich zu Tode. Normalerweise würde ich die Frau zu diesem Zeitpunkt für ihre Blödheit auslachen, doch aus irgendeinem Grund gruselte ich mich grade sehr. Als der Abspann lief, schaltete ich den Fernseher aus und es wurde plötzlich ungemütlich still im Raum. Ich war grade auf den Weg in mein Zimmer, als mich ein Klopfen am Fenster des langen Flures auf schreien ließ. Ich befürchtete schon, mein Kidnapper/Stalker/Mörder würde gleich an der Scheibe erscheinen, doch es war nur Gordon, der seine Nase gegen das Glas drückte. Wieso benutzte der Idiot nicht die Tür?!

Ich ließ ihn durch das riesige Fenster einsteigen und fuhr ihn wütend an.

„Was machst du hier Gordon?! Warum klingelst du nicht, wie jeder normale Mensch es tun würde? Du hast mir eine heiden Angst eingejagt!“

„Ich bin aus der anderen Richtung gekommen, hab dich gesehen, wie du durchs Haus gegangen bist und hab einfach geklopft“, meinte Gordon kleinlaut.

„Was hattest du in unserem Garten zu suchen?“, fragte ich dann nur noch verwirrt.

„Nicht der Garten, ich war im Wald“, sagte er noch leiser und starrte dabei auf den Boden. Ich fragte besser gar nicht, was er dort nun wieder zu suchen hatte. Ich war einfach nur froh, dass ich in diesem großen, einsamen Haus nicht länger alleine war. Unweigerlich fiel mir ein, was Dean heute gesagt hatte, dass Gordon doch gar nicht mal so übel aussähe. Kritisch betrachtete ich meinen besten Freund und mir kam der Gedanke, ob ich jemals mit ihm zusammen kommen würde. Oh nein. Was für komische Sachen heute nur in meinem Kopf rum spukten!

Marney's ChoiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt