Kapitel 5

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Nach zwei Wochen war ich mir relativ sicher, dass zwischen mir und Dean nie etwas gelaufen war. Er ging jetzt mit Brittney, die letzte Woche mit ihrem Freund, dem heißen Schulschwarm Heath, Schluss gemacht hatte. Zwar gingen ständig Gerüchte herum, Dean würde neben Brittney noch einen Haufen anderer Mädchen daten (vorzüglich waren es Geschichten über heiße College-tussis), doch schien er mit seiner neuen Flamme ganz glücklich. Jedenfalls dachte man das, denn ungefähr immer wenn man sie zusammen sah, hingen sie eng umschlungen an den Lippen des anderen.

Dummerweise auch noch meistens unmittelbar vor meinem Spind, denn Brittneys war direkt gegenüber von meinem. Ich fragte mich grade, ob Dean mich mit Absicht quälte, um zu testen, wann ich wohl bereit wäre, mich vor seine Füße zu werfen und um eine zweite Chance zu betteln, als mich jemand von hinten um stoß. Ich knallte mit voller Wucht mit dem Kopf gegen meine Spindtür und schrie kurz auf, was anscheinend aber niemand zu bemerken schien. Der Junge der mich angerempelt hatte, entschuldigte sich nicht einmal, sondern machte sich so schnell es ging aus dem Staub. Alles, was ich von ihm erkannte, war sein blau kariertes Hemd und die ausgewaschenen Jeans. Dieses Schuljahr fing ja grandios an. Ich wurde nicht nur seelisch, sondern auch körperlich herum geschubst!

Nach Englisch war ich auf dem Weg zur Mittagspause. Ich setzte mich alleine an den einzigen freien Tisch im Raum und holte Brot und Wasser aus meinem Rucksack. Hey, ich sparte, wo ich nur konnte! Gordon war in der Bibliothek, um sich auf sein Chemiereferat vorzubereiten, dass er gleich halten würde, daher saß ich ziemlich einsam da, als plötzlich dieses Hemd und diese Jeans von eben wieder vor mir auf tauchten. Nur sah ich dieses mal auch das Gesicht des Typen und ich konnte meinen Augen kaum trauen. Dort, vor mir, stand ohne Footballjacke, ohne blondierte Freundin und ohne einer Horde von Brüllaffen alias Teamkameraden Heath Metthews. Dieser Anblick war einfach zu seltsam! Doch nun machte er auch noch Anstalten, sich neben mich zu setzen!

„Was soll das werden?“, fragte ich ihn monoton und musterte ihn erneut. Er sah ziemlich übel aus. Die Sache mit Brittney hatte ihn offenbar ziemlich mitgenommen.

„Nirgendwo anders ist ein Platz frei, Camel“, nuschelte er und widmete sich seinem Sandwich. Stumm fingen wir beide an zu essen und an mir nagte die Frage, was mit ihm passiert war, dass er nun hier bei mir sitzen musste. Freiwillig hätte das wohl niemand außer Gordon getan, denn keiner wollte Hannah oder Mary in die Quere kommen.

„Was ist mit dir passiert?“, fragte ich also, doch Heath warf mir nur einen bitteren Blick zu.

„Stellst du immer so viele Fragen?“, fragte er genervt, „Ich hab alles verloren! Und das nur wegen diesem Neuen, Dean Shane“

Mit alles meinte er offensichtlich vorerst mal Brittney, die gerade auf Deans Schoß hockte und ihn mit ein paar Pommes fütterte. Ich schaute angewidert von ihnen weg und wendete mich wieder an Heath.

„Sag mal, du mochtest Dean doch zu Anfang, oder?“, fragte ich weiter und Nutzte Heaths wütende Laune aus, um mehr über Dean zu erfahren.

„Ja, nur das war bevor Shane mir mein Mädchen und meinen Platz im Team genommen hat!“

„Na ja, ich glaube Brittney ist es nicht wert, ihr hinter her zu trauern...“, überlegte ich laut. Sie war wirklich nicht die hellste, ziemlich zickig und außerdem extrem Dauer-Not-geil. Heath schien das allerdings nicht besonders witzig zu finden, da er jetzt sehr zornig wirkte.

„Was verstehst du schon!? Du kennst sie nicht mal!“, rief er und die paar Leute, die um uns herum saßen, drehten ihre Köpfe zu uns.

„Ich meine doch nur, dass, wenn sie dich sitzen lässt, irgendwann ein Mädchen kommen wird, dass dich zu schätzen weiß und dich mehr respektiert!“, versuchte ich den Gorilla beschwichtigend zu beruhigen und hob schützend meine Hände vor mich. Heaths Gesichtsausdruck wurde wieder sanfter und ich musste zugeben, ich wusste auf einmal, warum er als einer der bestaussehendsten Jungen auf der Schule galt. Seine dunklen Haare passten perfekt zu seinen grünen Augen und seine Haut und sein Körper schienen makellos. Nicht, dass mich das interessiert hätte...

Marney's ChoiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt