Das Leben hinter dem Nebel

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  Erzähler Sicht:


Ein etwa 16 Jahre altes Mädchen, mit blonden Haaren, saß auf dem Baumstamm vor ihrem Zelt, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und betrachtete nachdenklich die Sterne.
Morgen war es wieder so weit, denn morgen würde Liona zwei weitere Brüder auseinanderbringen und eine weitere Fußballmannschaft zerstören.
Und sie, würde dabei helfen.
Fast ein ganzes Jahr war es nun schon her und morgen würde der alljährliche Freestyle Soccer-Contest stattfinden.
Die Wölfe würden dieses Mal gegen die Wilden Kerle antreten und Liona und sie würden dabei sein.
Vor einem Jahr gehörte auch sie noch zu den Wölfen, doch dann kamen die Silberlichten aus dem Nebel.
Erik ihr damaliger Anführer und Jaromir, sein älterer Bruder hatten sich damals in Liona verliebt. So war ihr richtiger Name, doch die Wölfe behaupten, sie habe keinen, da auch das Grauen keinen hat.
Damals waren ihr Jaromir, Erik und das blonde Mädchen gefolgt, die dafür ihre kleine Schwester zurückließ.
Doch nur einer der dreien ist zurückgekommen. Erik.
Er lag eines Morgens vor Ragnarök und konnte sich an nichts erinnern. Nur etwas ist ihm geblieben und wird für immer da sein. Ein auf tätowiertes Kreuz aus den Worten 'Verlierer' und 'Verräter'.

Das Mädchen schloss die Augen und versuchte die Erinnerungen an ihre alte Mannschaft zu verdrängen, doch sie tauchte immer wieder in ihren Gedanken auf.
Jaromir und sie, hatten sich damals dazu entschlossen bei Liona zu bleiben und hatten Erik das Kreuz auf die Brust tätowiert.
Doch das, würde sie mit ins Grab nehmen, da sie die Schuldgefühle immer noch plagten.
Die eigentlichen Verräter waren ja eigentlich sie und Jaromir. Sie hatten ihre Mannschaft verraten, sie im Stich gelassen.

„Yuna?", fragte eine Stimme und das Mädchen richtete ihren Blick auf Liona, welche vor ihr stand.
Yuna. Das war ihr neuer Name. Bei den Wölfen hieß sie Lara. Einfach nur Lara. Doch das hatte sie hinter sich gelassen. Kurz nachdem sie sich den Silberlichten angeschlossen hatte, ließ sie ihren Namen ändern.
Einfach aus dem Grund, nochmals neu anfangen zu können. Alles geschehene hinter sich zu lassen und vergessen zu können.
Doch die Vergangenheit holt einen immer ein, egal ob man jetzt einen anderen Namen hatte, oder nicht. Das wusste auch Yuna.
Und sie wusste auch, dass sie eines Tages ihrer alten Mannschaft wieder vor Augen treten musste.
Und morgen war es soweit. Morgen würde sie gemeinsam mit ihrer Freundin Liona nach Ragnarök fahren und den Wettkampf zwischen den Wölfen und den Kerlen zu beobachten.

„Ja?", fragte Yuna an ihre Freundin gewandt, „was willst du?"
Liona musterte sie. Die Anführerin der Silberlichten wusste ganz genau, dass Yuna es nicht gerade eilig hatte nach Ragnarök zu fahren. Dennoch sagte sie: „Leg dich schlafen. In zwei Stunden geht die Sonne auf und dann fahren wir los"
Die Blonde nickte, stand auf und kletterte in ihr kleines Zelt in welchem es recht warm war, da es den ganzen Tag über der prallen Sommersonne ausgesetzt war.
Sie kuschelte sich gähnend in ihren Schlafsack und schloss die Augen.
Kurz schweiften ihre Gedanken zu Klette, ihrer kleinen Schwester, ehe sie einschlief.


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Am nächsten Morgen waren die beiden Mädchen schon früh auf den Beinen und setzten sich, nachdem sie kurz gegessen hatten auf ihre Motorräder um gleich aufzubrechen.
Liona und Yuna waren beide in seidene Tücher eingehüllt und hatten eine Art Turban auf dem Kopf, der ebenfalls aus weißer Seide bestand und aus welchem nur noch die Augen heraus sahen und die Haare leicht herausfielen (jeder der DWK 4 angesehen hat, weiß was ich meine xD)
„Und du bist dir sicher, dass du mit willst?", fragte Liona sicherheitshalber nach.
Ihre Freundin nickte und antwortete: „Das alles ist jetzt über ein Jahr her... Irgendwann wäre ich ihnen sowieso wieder begegnet"
Mit diesen Worten startete sie den Motor und fuhr gemeinsam mit Liona in den Wald. Nach Ragnarök.


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Freyas Sicht:


„Sie wird wiederkommen und zwei weitere Brüder auseinanderbringen, nicht wahr?", fragte ich Erik, nachdem wir uns hinter die Kanonen auf den Wachposten versteckt hatten.
Erik nickte nur, als wir plötzlich von weitem sich immer nähernde Motorräder wahrnehmen konnten.
Kurz darauf verstummte der Lärm und eine Stimme meinte spöttisch: „Die schlafen ja alle... die sind schon im Bett"
Eine weitere Stimme antwortete ihm mit einem: „Na dann wecken wir sie hald auf. Nerv"
Der Junge, der anscheinend Nerv hieß gab ein „aber gerne doch, Leon", von sich und fummelte an seinem Kart herum.
Schließlich legte er seinen Finger auf einen Schalter, doch bevor er abdrückte, meinte er noch gespielt entschuldigend: „Es tut mir leid, ihr putzigen, kleinen Wölfe. Aber... das ist mein Schicksal"
Mit diesen Worten ertönte ein ohrenbetäubender Lärm aus den Lautsprechern, die links und rechts über seinem Kopf, am Kart befestigt worden waren.
„Wollen die etwa alle Tiere zu Tode erschrecken?", zischte ich unserem Anführer zu, welcher zustimmend nickte.

Von unserem Wachposten aus, konnten wir beobachten, wie die Kerle die letzten zehn Meter mit angeschalteten Lautsprechern weiterfuhren.
Doch als die Skelette sich aus dem Boden erhoben, wurde die Musik abrupt abgeschaltet und die Kerle hielten an.
„Jetzt!", schrie Erik und wir beide erhoben uns aus den Verstecken und zielten mit Pfeilen auf die Kerle.
Außerdem wurden zwei der Kanonen in Position geschoben, sodass sie genau auf die Gesichter der Kerle zeigten.
„Das sind Stinkbombenwerfer", erklärte ich.
„Und Silberfischmörser", fügte Erik hinzu.
„Die kleinen Tiere schlecken sich schon ihre glitschigen Mäuler", sagte ich fies grinsend.
Einer der Kerle holte eine Art Fernglas aus seiner Tasche und meinte, nachdem er unsere Kanone begutachtet hatte: „Er untertreibt. Sie haben Silberfische mit Asseln und Kakerlaken gemischt"
Bei dem Gedanken an die eklige Mischung verzog selbst ich mein Gesicht, fing mich aber wieder, als einer meinte: „Krumpelkraut Rüben. Dafür bin ich zu alt" und fuhr auf mich und Erik zu.
„Und ich erst", bestätigte ein anderer die Aussage des ersten und folgte ihm.
Beide blieben vor uns stehen und nahmen ihre Helme ab.
„Hallo Erik! Ich bin es, Leon der Slalomdribbler", stellte der dunkelhaarige klar.
„Und ich bin Marlon, sein Bruder, die Nummer 10", fügte sein älterer Bruder hinzu und ich schluckte.

Bitte lass die Silberlichten dieses Mal nicht kommen, bitte.
Sie darf nicht schon wieder zwei Brüder entzweien.
Es war genau wie vor einem Jahr. Jaromir war auch Eriks großer Bruder, jedoch sah Erik ihn nicht mehr als diesen an. Seitdem sich Lara und Jaromir den Silberlichten angeschlossen hatten, haben wir nichts mehr von beiden gehört oder gesehen.
Mit den Worten „wir sind gekommen um Fußball zu spielen", wurde ich wieder in die Realität zurück geholt. Ich schüttelte kurz den Kopf und konzentrierte mich wieder auf Leon und Marlon, welcher spöttisch sagte: „Aber wenn ihr euch weiter vor Angst ins Hemd macht, drehen wir auf der Stelle wieder um"
Ich wollte ihm zuerst eine fiese Bemerkung an den Kopf schleudern, als Klette ebenfalls aus ihrem Versteck sprang.
„Habt ihr das alle gehört?", witzelte sie, „die Wilden Kerle ziehen den Schwanz ein"
Ein paar der Wölfe fielen in Gelächter ein und auch ich und Erik mussten beim Mumm der kleinen Brünetten schmunzeln, jedoch verstummten wir wieder, als der Kleinste der Kerlen aufsprang und knurrte: „Sag das noch mal und ich verspreche dir, ich zeig dir den Seitfall Flugvolley Dampfhammer Buster!"

„Na dann bleibt uns nichts anderes übrig. Öffnet das Tor!", befahl Erik und das schwere Holztor wurde an zwei dicken Seilen nach unten gelassen, bis es auf dem Boden aufkam.
Nerv setzte sich wieder in sein Kart und gemeinsam fuhren die Kerle durch das Tor in unsere Burg und sahen sich neugierig um.
Ich und die restlichen Wölfe beobachteten sie nur und reagierten auch nicht auf den schlechten Witz der Nummer 10.
Ein großer, braunhaariger Junge, machte schließlich darauf aufmerksam, dass es in einer Stunde Nacht werden würde.
Gemeinsam gingen sie in die, von uns vorgesehene Unterkunft um ihr Lager aufzubauen.

„Du wirst sie warnen, nicht wahr Erik?", fragte ich unseren Anführer, nachdem wir von unseren Wachposten geklettert waren.
Dieser nickte: „Ich werde es zumindest versuchen"
Seine Worte klangen nicht sehr überzeugt, da er wusste, dass Leon genau wie er selbst war. Und wie diese Geschichte ausging, wussten wir alle.
„Der Nebel kommt immer näher", berichtete ich ihm, „und mit dem Nebel ', kommt sie"
„Ich weiß. Und ich werde alles tun, dass die Kerle nicht gegen uns antreten und schnellst möglich wieder verschwinden"
Seine Worte beruhigten mich ansatzweise und ich verschwand in meiner Hütte um mich für den morgigen Wettkampf auszuruhen.  

 Die Wilden Kerle gegen mich und die SilberlichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt