Kapitel 2

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„Was genau machst du hier?" frage ich in einem genervten Tonfall und kicke ihn mit meinem Fuss leicht an, um zu sehen, ob er überhaupt noch darauf reagiert. Er zuckt kurz zusammen, murmelt irgendwas und schliesst seine Augen wieder. 

Oh nein, so leicht wirst du mich nicht los, Bürschchen!

„Hei! Aufstehen, aber dalli! Es gibt auch noch andere, die das Bad mal brauchen!" motze ich munter weiter und beuge mich zu ihm herunter, um ihn an den Schultern zu rütteln.

„Mir....mir ist schlecht..." Ich realisiere, was er gesagt hat und noch wichtiger,  was es bedeutet, und ziehe ihn so schnell ich kann an seinem Arm näher zum Klo herüber, wo er sich sofort über die Kloschüssel beugt und sich übergibt.

Den Anblick hätte ich mir heut wirklich ersparen können. 

Aber als ich ihn da so sehe, zusammengekauert wie ein Häufchen Elend, erweckt er in mir Mitgefühl und ich fange an, ihm beruhigend über den Rücken zu streichen.

Ich bin einfach ein Engel ohne Flügel. Zu gut bin ich - ich, die Maria aller Säufer. 

Nach etwa zwei Minuten ist definitiv alles draussen, was sich zuvor noch in seinem Magen befunden hat, und Peter Pan lehnt sich erschöpft an der kalten Badezimmerwand zurück, während ich mich auf den Rand der Badewanne setze.

Ich reiche ihm etwas Toilettenpapier und einen Kaugummi, den ich in meiner Bauchtasche gefunden habe, und mustere ihn besorgt. Dann drückte ich auf die Spülung, da der Gestank im Raum auch so schon unerträglich genug ist.

Wie gesagt, Philippes Partys arteten des Öfteren aus. Die Polizei kennt seine Adresse bestimmt schon auswendig. 

„Was machst du hier, du lila Klobürste?" motzt das Häufchen Elend mich an, bevor er seine Augen schließt und tief durchatmet, als würde ihm gleich noch mehr hochkommen. Die schwarzen Haare kleben an seiner Stirn. 

„Wie bitte?!" gebe ich zurück, „ohne mich hättest du vorhin den ganzen Fussboden versaut! Also pass auf, was du sagst, sonst benutz ich deinen Kopf gleich wie ne Klobürste, du schlechte Peter Pan Kopie!"

„Ich hab dich nie um deine Hilfe gebeten!" Seine Augen flattern kurz auf, um sich gleich darauf erneut zu schliessen. Ihm geht es immer noch dreckig, aber wenigstens besser, als vorhin.

„Dann hast du eben Glück, dass ich so ein hilfsbereiter und netter Mensch bin, der eben auch Trotteln wie dir hilft, wenn sie in Not sind!"

„Ich brauche dich nicht! Ich komme auch ganz toll alleine zu Recht!" zischt er und funkelt mich an. Oh ja genau, du mich auch!

„Sicher, hab ich gerade gesehen! Du hattest alles total unter Kontrolle, vor allem, als du dir die Seele aus dem Leib gekotzt hast! Es wäre ganz nett, wenn du dich einfach mal bei mir bedanken würdest!"

„Hättest du wohl gern!" Machte der das jetzt mit Absicht?!

„Das nächste Mal, wenn ich dich so vorfinde, werde ich dich besser mit meinem Telefon filmen und das Video ins Netz stellen, das hättest du eher verdient, du Vollhorst. Dir helf ich sicher nicht noch mal!"

Ich stehe wütend auf und atme tief ein und aus. Was fällt diesem Dummkopf denn eigentlich ein?! Ich meine, ich bin so nett und helfe ihm und er fährt mich danach so blöd von der Seite an.

Hat ihm seine Mutter denn nicht beigebracht, sich zu bedanken? So schwer ist das nun wirklich nicht.

„Ok sorry, war nicht so gemeint. Bist doch nicht so übel, wie ich dachte, Monroe!" antwortet er und grinst, ohne dabei seine Augen zu öffnen. Offensichtlich ist er hundemüde.

Alles IdiotenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt