Ein kleines Gespräch

32 3 2
                                    

Ein Geräusch ließ mich wieder aufschrecken.
Vor mir stand Marry. "Ups", flüsterte sie.
Ich setzte mich auf und rieb mir etwas Schlaf aus den Augen. Erst sah ich Marry genervt an, musste dann aber doch leicht lachen. Ihr Versuch, an mir vorbei zu schleichen, hatte wirklich super geklappt!
"Kannst du nicht schlafen?", fragte ich, obwohl die Antwort ja klar war.
"Nein, du?"
Obwohl sie es in der Dunkelheit eh nicht sehen konnte, schüttelte ich den Kopf. "Naja...geht so. Konnte am Anfang auch nicht schlafen. Es ist ungewohnt...auch wenn ich garnicht weiß, an was ich überhaupt gewöhnt bin..." Was redete ich da überhaupt?
Sie antwortete nicht, sondern drehte sich einfach weg und ging. Ich wusste auch, wohin.
Und da verspürte ich den Drang, ihr hinterher zu gehen. Denn ich wusste noch genau, wie es mir am ersten Abend ging. Und da war niemand für mich da gewesen. Ich hatte alleine am Teich gesessen, den Griewern zugehört und überlegt, wie ich mich am nächsten Tag am besten umbringen könnte. Seitdem war ich nichtmehr aus dem Selbstmitleid und der Wut herausgekommen. Vielleicht wäre das anders gewesen, wenn jemand mir in dieser Nacht Mut und Hoffnung gegeben hätte.

Also stand ich auf und lief Marry nach. Doch sie schien es nicht zu bemerken und ließ sich einfach am Teich nieder. Etwas zögerlich setzte ich mich neben sie und sah sie an, in der Erwartung, dass sie anfangen würde, zu reden. Aber das tat sie nicht, also fragte ich vorsichtig: "Was ist los?" Dabei war es mir schon klar.
"Das weißt du doch genau. Du tust zwar anscheinend so kalt, aber du kannst mir nicht sagen, dass du dich an deinem ersten Tag nicht so gefühlt hast." Eine Träne rollte ihre Wange herunter.
Meine 'Fassade' bröckelte so langsam. Sie hatte es durchschaut, auch wenn das wirklich nicht schwer war. Leugnen würde jetzt nichts bringen. Ich nickte langsam.
"Ich tue nicht kalt. Ich bin bloß sauer auf diejenigen, die uns hier reingesteckt haben. Sie hätten uns wenigstens Erinnerung lassen können. Und ja, ich habe mich am Anfang auch so gefühlt und tue es immernoch..."
"Mhmhm", machte sie. Aus einer Träne waren nun mehrere geworden. Sie schniefte und fragte dann: "Glaubst du, man gewöhnt sich dran?"
Diese Frage hatte ich mir selbst oft gestellt. Und meine Antwort war immer "Nein." gewesen. Doch einerseits konnte ich ihr das nicht einfach sagen und andererseits wusste ich, dass es anders war. "Ich glaube schon. Die Anderen haben es ja auch geschafft."
"Was glaubst du?
Kommen wir hier jemals raus?", war ihre nächste Frage.
Und wieder wollte ich ehrlich antworten. "Ich bin mir nicht sicher. Seit 2 Jahren suchen sie nach einem Ausweg, aber finden keinen..."
Bei diesen Worten fing sie wieder an zu weinen. Das hatte ich nicht gewollt. Sie wollte doch Hoffnung!
"...aber es muss einen Ausweg geben. Vielleicht ist er auch ganz nah und wir übersehen ihn nur.." Ich verstummte. Das waren falsche Hoffnungen, sowas brauchte sie auch nicht.
"Du glaubst das nicht wirklich, oder?" Sie durchschaute mich gut. Irgendwie war ich fasziniert von ihr.
"Nein, nicht ganz... Ich will die Arbeit der Läufer ja auch nicht unterschätzen oder so, aber es kann doch sein, dass die Schöpfer so fieß sind." Ich seufzte. Es war alles einfach zu kompliziert.
Wir saßen eine Weile schweigend nebeneinander und guckten nachdenklich über den Teich hinweg. Plötzlich ließ Marry ihren Kopf auf meine Schulter sinken. Ich war soviel Nähe nicht gewöhnt und wollte schon zurückzucken, doch irgendwie war es auch angenehm. Endlich jemand, der mich verstand. Vorsichtig lehnte ich meinen Kopf gegen ihren. In dieser Position verharrten wir. Bald wurde Marrys Atem gleichmäßiger und auch ich sank wieder in einen Halbschlaf.

Da wurde ich zum zweiten mal von Marry geweckt, als diese plötzlich hochschreckte. "Wir sollten los."
Leicht überrumpelt sah ich sie an und stand dann auf.
"Denkst du die anderen müssen was davon erfahren?
Von dem Gespräch?", fragte sie nur.
"Nicht unbedingt." Obwohl ich noch immer ziemlich überrascht, grinste ich leicht. "Ja, wir sollten wirklich mal zurück und noch ein bisschen schlafen."
Marry nickte. Dann drehte sie sich um und ging einfach wieder zurück zu ihrer Hängematte.
Ich zuckte grinsend mit den Schultern, tat es ihr aber schließlich gleich.

Normalerweise hätte ich noch ewig über unser Gespräch nachgedacht, doch ich war einfach zu müde. Außerdem realisierte ich kaum, was gerade passiert war. Ich - Finn, der Einzelgänger und Außenseiter - hatte mich jemandem geöffnet. Aber irgendwie hatte sich das richtig angefühlt.
Mit diesem Gedanken schlief ich ein.

Am nächsten Morgen weckten mich die Stimmen der Anderen. Ich gähnte, stand auf und lief nach draußen, wo Liam im Teich schwamm. Ich sah kurz zu dem Ort, an dem ich gestern mit Marry gesessen hatte und musste tatsächlich lächeln.
Aufeinmal hörte ich die Box hochkommen. Warte... Das konnte nur Einbildung sein. Mir wurde erklärt, dass immer nach einem Monat ein neuer Frischling kam. Und ich hatte sicherlich nicht einen Monat durchgeschlafen.
Es war wohl wirklich keine Einbildung, denn auch Liam rannte aus dem Wasser, zog sein T-Shirt wieder an und sprintete richtung Box. Marry kam auch angerannt, sie wirkte noch ziemlich verschlafen, als wäre sie gerade aufgewacht.
Dieses Mal rannte auch ich mit zur Box. Das interessierte mich jetzt. Was hatten...die Schöpfer...jetzt wieder mit uns vor?

Liam stieg wieder hinab in die Box. Ich hörte eine fremde Stimme. Also wirklich ein Neuer. Aber...wie konnte das sein?

------------------------------------------

Marry: BecauseIsaac

Liam: LichtLiam

Alice: lutschii

Gefangen (Maze Runner FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt