Verzweiflung

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Wir wussten nicht, wo wir waren. Und wir wussten nicht, wo die Anderen waren.
Marry... Wie konnte sie nur ins Labyrinth rennen?! Sie kannte die Regeln. Wenn wir hier überhaupt lebend raus kommen würden, würde das eine ganz schöne Strafe bedeuten.
Doch auf irgendeine Weise konnte ich ihr Handeln verstehen. Ständig ging es hier um Tod. 24 Stunden, 7 Tage die Woche, war man gefangen zwischen endlos scheinenden Mauern. Da war es klar, dass sie als emotionaler Mensch irgendwann durchdrehte und sich nicht - wie ich bis vor kurzem - zurückzog und Tränen und Schreie runterschluckte.
Trotzdem. Jetzt waren sie und wir in Gefahr.

"Und wo sind Max und Alice?", fragte ich. Auf Liams Frage gab es einfach keine Antwort.
Genau in dem Moment kam auch Max mit ein paar Speeren angerannt. "Es ist hoffnungslos. Im Dunkeln sieht man nichts."

Jetzt standen hier also Max, Liam, Emy und ich.
Doch Marry und Alice fehlten.

"Wir müssen uns einen Plan über-", wollte Emy gerade sagen, doch da schrie Liam: "ALICE, BLEIB STEHEN!"
Wir drehten uns fast gleichzeitig um und sahen Alice wenige Meter vor uns in eine andere Richtung rennen.
Liam rief nochmal nach ihr, doch sie schien ihn nicht zu hören.
"Okay. Liam, Finn - rennt ihr hinterher. Emy, komm' mit mir Marry suchen.", plante Max schnell und rannte mit Emy, die schnell reagierte, davon.
Doch Liam blieb stehen und schaute leicht panisch in Richtung  Lichtung. "Lass uns zurück gehen. Die Tore schließen sich gleich. Marry, Max, Emy und Alice sind intelligent, vielleicht schaffen sie es ja."
Ich konnte nichtmal widersprechen, da war Liam schon weggerannt. Schnell rannte ich hinterher. Erst als ich den Ausgang sah, verstand ich, was Liam meinte. Meine Meinung änderte das aber nicht. Wir konnten hier nicht ohne die Anderen raus.
"LOS! KOMMT! DIE TORE SCHLIEßEN JETZT DOCH!", brüllte er durch das Labyrinth, als er schließlich vor dem sich schließendem Tor stehen blieb.
Ich kam etwas weiter entfernt von ihm zum Stehen.
Liam sah mich auffordernd an. "Wenn wir jetzt nicht gehen, sterben wir alle, Finn."
"Aber..." Wieder setzte ich zu einer Widerrede an.
"LOS! ODER WILLST DU STERBEN?" Mit diesen Worten rannte er durch die Tore und versuchte von Außen vergeblich Max, Alice, Emy und Marry zu rufen.

"ICH GEHE NICHT OHNE MARRY UND ALICE!",hörte man dann Emys Stimme aus dem Labyrinth.
Auch ich würde natürlich nicht ohne sie gehen. Doch langsam bekam ich schon Panik, als ich sah, wie die Tore sich immer weiter schlossen. Trotzdem sah ich Liam wütend an. "Wir können nicht einfach gehen."
Dieser zeigte aber kein Verständnis. "DU STIRBST SONST, FINN!"
"WIR BRAUCHEN NUR MEHR WAFFEN, DANN KÖNNEN WIR MARRY GEMEINSAM FINDEN!" Dieses egoistische Denken machte mich wütend. Wir waren eine Gruppe. Niemand sollte hier zurückgelassen werden. Und das sagte ICH! Ich war es, der nie eine Gruppe gewollt hatte, Liam war immer bei Alice und Emy gewesen. Und jetzt wollte er sie im Labyrinth lassen?! Marry und Max waren vielleicht noch nicht lange hier, aber das war auch kein Grund sie hier zu lassen. Am liebsten wäre ich jetzt auch ins Labyrinth gerannt, um die Anderen zu finden, doch ich wusste, dass das ohne Waffen einfach nur dumm wäre.

"JA, MORGEN. HEUTE FINDEN WIR SIE EH NICHT MEHR!", war Liams Antwort.
"Und wenn sie in der Nacht..." Ich konnte den Satz nicht beenden. Plötzlich kam mir der schreckliche Gedanke, dass Marry vielleicht schon tot war. Als ob ich damit den Gedanken verdrängen könnte, schüttelte ich schnell den Kopf.
Daraufhin tat Liam etwas, was ich nicht erwartet hätte: Er rannte zu mir und zog mich aus dem Labyrinth. Ich war viel zu überrascht, um mich zu wehren.

Als ich dann auf der Lichtung stand, packte mich die Verzweiflung und ich ließ mich mich mit dem Rücken an der Mauer herunter sinken, wo ich einfach sitzen blieb.
Jetzt war das passiert, weshalb ich mich immer ausgegrenzt hatte. Wahrscheinlich würde ich jemanden verlieren und dann nicht damit klar kommen.

"Finn, es ist besser so!", sagte Liam. Das war es nicht. Es war falsch.
Gerade, als ich den Kopf schütteln wollte, kam Alice auf die Lichtung gerannt. Ihr Gesicht war Tränen überströmt und sie schaute sich hektisch um. "Wo ist Marry?"
"Wissen wir nicht.", antwortete Liam.
Alice schaute ihn entsetzt an. "Wie bitte was?! Ich... wir können sie doch nicht einfach da drin lassen!"
"Alice, komm, wir suchen sie morgen." Jetzt fing Liam wieder damit an.
"Aber was, wenn..." Auch Alice plagte wohl dieser Gedanke. Sie raufte sich die Haare und fing an zu weinen.
"Alice, wir werden sie finden!", versuchte Liam sie zu beruhigen.
"ABER SIE KENNT SICH DA DOCH KEIN BISSCHEN AUS!"
"Sie wird es schaffen!"
Liams Versuche, Alice zu trösten, scheiterten. Sie fing nur nochmehr an zu weinen.
"Ich hab Angst... so große Angst hatte ich in meinen ganzen 2 Monaten nicht, die ich jetzt hier bin.", sagte Alice nach einer Weile und sprach so ziemlich meine Gefühle aus.
Ich schaute kurz zu den Toren - sie waren nun fast geschlossen.

Im letzten Moment kamen Max und Emy auf die Lichtung gerannt. Erleichterung machte sich in mir breit, wurde aber sofort zerstört, als ich das Schließen der Tore hörte und Marry nirgendwo sah. Wenig später hörte man ihre lauten Schreie bis auf die Lichtung. Wir zuckten alle fast gleichzeitig zusammen. Diese Schreie würde ich niewieder vergessen können.
Emy fing an zu weinen, Max legte seine Arme um sie, Liam rief: "MARRY, HALTE DURCH! WIR RETTEN DICH BALD!".
Alice rannte zur Mauer und schlug dagegen. "MARRY, HÖRST DU MICH? GEHT ES DIR GUT?"
"Wir können einfach nichts tun...", murmelte ich und ein paar Tränen rollten meine Wangen herunter.
Ich hatte gewollt, dass sie immer einen Grund zum Lächeln gehabt hätte. Aber ich bezweifelte, dass sie das so bald wieder tun würde,falls sie überhaupt überleben würde. So gerne würde ich noch einmal ihr Lächeln gesehen, mit ihr geredet oder in ihre wunderschönen Augen geguckt. Ich hätte ihr sagen sollen, was ich für sie empfand. Jetzt war es zu spät.

Liam drehte sich weg und wollte weggehen, da blieb er plötzlich geschockt stehen. "LEUTE, DA LIEGT ALBY!"
Er rannte los. Nach kurzem Zögern folgten wir ihm.
"Er ist tot.", stellte Liam fest.
Dort, vor uns, lag unser Anführer. Wahrscheinlich von einem Griewer erstochen.

Alice drehte sich weinend weg und lief zum Teich.
Plötzlich schaute Emy entschlossen auf und rannte los. Max und ich folgten ihr. Sie rannte zu einer Mauer und fing an daran hoch zu klettern.
"Was machst du da?", fragte Max und schaute besorgt zu ihr hoch.
Emy kletterte entschlossen weiter. "Ich muss Marry finden."
Anstatt sie abzuhalten, folgte ihr Max auchnoch und unterstützte diese dumme Idee, die alles ausgelöst hatte. Dann musste ich das wohl tun. "Kommt da runter!"
"Nein. Ich schaffe das.", meinte Emy.
"Wenn ihr auchnoch da runterfallt..." Plötzlich wurde ich unglaublich wütend auf die Schöpfer. Die sahen gerade bestimmt lachend zu und freuten sich. Ich drehte mich um und rannte an mehreren Toten vorbei zum Teich.
Wie konnte irgendjemand uns soetwas antun?
Wir wussten nicht, ob Marry es schaffen würde. Viele waren in dieser Nacht gestorben. Wer opferte so viele Leben? Und für was?
Marry... Ich konnte nur hoffen, dass sie noch lebte. Das hatte sie nicht verdient. Vor 5 Tagen hatte sie wahrscheinlich noch ein ganz normales Leben. Dann hatte sie jemand in ein Labyrinth voller Monster gesteckt. Und jetzt...war sie vielleicht tot.
Irgendwo da draußen saßen vielleicht sogar ihre Eltern und Freunde und weinten um sie...
Wir alle hatten irgendwo Eltern. Ich hätte gerne wenigstens eine Erinnerung an sie. Doch wir hatten nichts. Es war zum verzweifeln.

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Hm... Irgendwie finde ich das Kapitel nicht so gut. :/
Aber EGAAAL, es ist weiterhin spannend!
xD

Was bei Marry im Labyrinth passiert, kann man hier lesen: BecauseIsaac

Und hier, wie die Anderen mit der Situation klarkommen:

Liam: LichtLiam

Alice: lutschii

Max: EthanFawson

Gefangen (Maze Runner FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt