Schule und so

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"Sackzement-ja ist den dass- aua!" Stolpernd und fluchend rumpelte ich in meinem übergroßem Shirt mit einem dicken Bären in Balettkostümchen mit der Aufschrift: 'Zu fett fürs Balett!' den Flur entlang. Durch meine vor Müdigkeit noch halb geschlossenen Augen konnte ich jedoch höchstens den langen beigen Teppich und ein paar geringelte Socken von mir ausmachen, die jetzt schon (man bedenke, ein einziger Tag reicht der Chaosqueen von Frankreich, um ihren neuen Wohnbereich bereits in Unordnung zu stürzen. Ein Tag!) überall verstreut lagen. Ich schwor mir, sie später, wenn ich meine Augen richtig aufbekam und nicht mehr wie ein Junkie auf Entzug rumschlurfte, sie zusammenzuräumen, um Mamman nicht jetzt schon einen Kabbelgrund zu geben. Als ich endlich im Badezimmer ankam (man denkt es nicht, aber ganze zwei mindestens vier Meter lange Flurabschnitte bis zum Bad, und das Morgens, zu überwinden, ist anstengender, als den Mount Everest zu besteigen. Andererseits.... woher will ich das wissen. Ich war ja noch nie oben! Aber ich schwor mir, ihn eines Tages zu besteigen und....- gut, ich schwöre zu viel, am Morgen. Streicht einfach die letzten paar Sätze! So, gut danke. Weiter im Text.
Ich putzte mir notdürftig die Zähne, unternahm einen (hoffnungslosen) Versuch, mit der Bürste meine dunkelblonden Locken zu zähmen und tuschte meine Wimpern. Und weil ich gerade Lust hatte, meine katastrophale graue Morgenmüdigkeit wegzuzaubern, trug ich noch einen mintgrünenen, dünnen Eylinerstrich auf.
Dann grinste ich meinem Spiegelbild entgegen. Meine braunen Augen funkelten belustigt, als sich meine innere Stimme (ja ich hab den Kollegen auch, ich nenn sie Joe) einmischte.
Schätzchen, wenn du dein verwuscheltes selbst endlich genug angegafft hast, könnten wir uns ja vielleicht wichtigeren Dingen zuwenden. Sowie... Dounats oder so?
"Klappe, Joe.'" Murfelte ich, stapfte aber aus dem Badezimmer und stolperte in mein Zimmer, wo ich mir ein Outfit raussuchte. Ich bin der Typ, der sich sein Zeug nicht schon am Vortag rauslegen kann, weil ichs dann am nächsten Tag krass scheise finde.

Unsicher drehe ich mich vor dem Spiegel. Doch, müsste so gehen. Éin weites schwarzes Shirt, kombiniert mit lockeren Highwaist- Hotpans in hellblau und weiß gestreift und einer langen silbernen Kette. Hm...Haare bleiben offen. Auch wenn mein halber Afro heute mal wieder extrem wild ist. Ich schlüpfe in meine knallpinken Chucks und schnappe mir noch einen Cherry Chocolate Cupcake (soooo...hmmmm!Lecker!) und rufe meiner Mamman noch ein schnelles Bey-autsch-bey! zu- Jop, es war ein Autsch dazwischen, weil ich so in den fabulösischen Geschmack...-

Fabulösisch?

mischt sich Joe ein. Klappe innere Stimme. Meine Story, meine Wor.te. Also, wo war ich. Es war also ein autsch dazwischen, weil ich so in den, ja Joe, fabulösischen Geschmack des Cherry Chocolate Cupcake vertieft war, dass ich gegen den Türrahmen gelaufen war. Badabumm Tsss! Okay, jetzt hattet ihr Zeit mich auszulachen. Jedenfalls erwischte ich den Bus nicht mehr, und zwar so knapp. Er fuhr mir praktisch vor der Nase weg. Ich wusste, dass der Busfahrer mich gesehen hatte, aber mich mit voller Absicht ignorierte.

Penner!

Ich stimme Joe zu. Von ganzem Herzen. Glücklicherweise machte eine alte Dame, die direkt hinter dem Busfahrer saß, ihn empört auf mich aufmerksam u'nd widerwillig bremste er noch einmal. Rasch stolperte ich in den Bus, und kassierte sofort diese typischen: "die hab ich ja noch nie gesehen, die scheint neu zu sein" Blicke. Einen kleinen Typ mit Zahnspange und roten Wirbellocken, der mich mit offenem Mund angaffte, schenkte ich eine spielerische Kusshand. Er wurde knallrot.
"Nicht doch", lächelte ich ihn sarkastisch an. "Rote Haare sind doch wirklich schon Strafe genug." Vielleicht war das ein bisschen fies, aber ich hasse glotzende Menschen. Er wurde wenn möglich noch röter, und ich ließ mich mit einem Aufstöhnen in den Sitz neben der freundlichen Dame, die den Busfahrer zuvor auf mich aufmerksam gemacht hatte, sinken. "Der Kerl ist unverschämt. Zum Glück habe ich dich noch rechtzeitig gesehen, Schätzchen. Deine Haare sind großartig. So... wollig." Díe Dame sah mich etwas entschuldigend an. "Wollig?" kicherte ich. "Na so..." Sie deutete mit ihren Händen einen ziemlich großen Umfang an. Ich grinste.
"Ich weiß."
"Bist du neu? ich fahr eigentlich jeden morgen mit dem Bus, aber ich habe dich noch nie gesehen."
"Ja, ich bin gerade erst mit meiner Mutter hergezogen, Mademoiselle."
Ihr Mund öffnete sich zu einem leicht überraschtem "Oh"
"Entzückend.", sagte sie schließlich. "Eine bildhübsche Französin mit schönen dunklen Augen, schönen vollen Lippen, geraden Zähnen und-"
"Wolligen Haaren." unterbrach ich sie kichernd. Sie grinste breit.
"Freut mich. Margharete."
"Anabel." Ich musterte sie. Sie hatte blondierte Löckchen, die höchstwahrscheinlich in Wirklichkeit schon grau wären, große blauen Kulleraugen und rot geschminkten Lippen. Sie war schon im SItzen ziemlich klein und zierlich. Der Bus hielt an. Ich reichte Margharete höflich die Hand. Sie warf mir ein:"Tschüssii!" Zu und steig aus. Lächelnd lehnte ich mich zurück in den Sitz.

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Der Bus hielt vor einem großen hellgrauen Gebäude. Auf dem Parkplatz wimmelte es nur so von Schülern. Und schon bevor ich ausstieg, konnte ich die Schülergrüppchen erkennen und bennen. Da waren die Nerds, die Chearleeder, die Sportler, die Grufties und die, die einfach allein oder zu zweit irgendwo rumstanden. Also die Normalos. Auch in meiner alten Schule, hatte ich Probleme, mich einem Grüppchen zuzuordnen. Bis ich Amelie kennenlernte. Amelie war ein Model, Kategorie Chearleeder. Blonde Haare, flacher Bauch, endloslange Beine. Sie war logisch eine kleine Zicke, aber sie war so verrückt, dass ich wusste. Sie und ich, wir sind seelenverwandte. Und so, war ich bei den Chearleedern eingeordnet, auch wenn ich nur tanze, und nicht am Feldrand herumhopse und mit meinem Hintern in den viel zz kurzen Miniröcken wackle. Nicht zu vergessen die Pompons. Ja, die Pompons. Jedenfalls wusste ich irgendwie, dass ich hier kein Modelmädchen das Chearleeder war und Amelie hieß finden würde. Also die Normalos.

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Nach dem ich zwei Stunden lang die Hölle besucht hatte, mit anderen Worten, eine Doppelstunde Mathematik durchstehen musste, rappelte ich mich müde vom Stuhl auf. Mein Po tat vom Holzstuhl unangenehm weh. Ich warf einen Blick zu meinem Sitznachbarn hinüber. Er hatte die ganze Stunde lang sein Gesicht in den Armen vergraben gehalten: wahrscheinlich hatte er geschlafen. Doch jetzt schnaufte er einmal tief auf und hob den Kopf. Seine dunkelblonden Haare standen in alle Richtungen ab und seine graublauen Augen schienen nur mit Mühe offen zu bleiben. Aber er sah sehr gut aus. Als er bemerkte, dass ich ihn abgescannt hatte, blitzte Schalk in seinen Augen auf und er schmunzelte.
"Na, Schätzchen, ist auch die Neue von meinem Aussehen beindruckt?"
Eingebildeter Idiot.
"Entsetzt trifft es eher. Lassen die euch hier wirklich SO rumlaufen?"
Er grinste: "So gut meinst du? Jaja, ich bin eine Gefahr für alle Mädels, die in meiner Gegenwart anfangen zu sabbern"
Darauf fiel mir nichts mehr ein.
"Anabel Scott. Und du bist..?"
Sagte ich deshalb der Einfachheit halber.
"Nenn mich Gott!"
Als er meinen dein-Ernst? Blick sah, zuckten seine Mundwinkel.
"Cole Anderson."
" Gut, Cole Anderson. Ich mag keine selbstverliebten Säcke .Aber du hast schöne Augen."
Er lächelte jetzt vollständig.
"Ich mag auch keine Kratzbürsten. Aber du hast schöne Haare. Irgendwie so-" "Wollig." Unterbrach ich ihn grinsend.

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Beez<3
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BabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt