Kapitel 1

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Mein Kopf dröhnte. Um mich herum war nichts als Dunkelheit, die drohte, mich jeden Moment vollkommen zu verschlucken. Ich hatte jegliches Gefühl für Raum und Zeit verloren, was mich nicht unbedingt beruhigte.

Was ist nur geschehen?

Ich versuchte mich aufzurichten, aber der stechende Schmerz, der sich durch meinen ganzen Körper zog, hinderte mich daran. Es war, als würden tausend Nadeln in meinen Rücken stechen.
Jedoch war das nicht einmal das Schlimmste. Voller Entsetzen bemerkte ich nämlich, dass dies das einzige war, was ich überhaupt noch spürte. Überall war nur noch dieser Schmerz, so mächtig, dass alles andere in den Hintergrund gerückt war und er seine volle Kraft entfaltete.
Panik ergriff mich. War das hier der Tod? Warum traf mich diese Vorstellung nur so? Ich hatte es doch selber gewollt. Ich hatte mich damit abgefunden. Ich wollte sterben.
Und trotzdem versuchte mein Körper vergeblich, gegen diese vollkommene Leere anzukämpfen.

"Hey! Ich glaube, sie hat sich gerade bewegt!", hörte ich eine Stimme, doch ich konnte sie nicht zuordnen. Wie lange war es her, seit ich das letzte mal eine Stimme gehört hatte? Wie lange war es her, seit irgendwas außer Schmerz zu mir durchgedrungen war? Ich wollte schreien, mich bewegen, ein Lebenszeichen von mir geben, aber ich konnte nicht. Der kleine Funken Hoffnung, der mich überkam, wurde von dem Schmerz einfach verschluckt, so wie es die unendliche Zeit davor auch schon der Fall gewesen war.

"Bist du sicher? Sie liegt schon eine ganze Weile reglos da. Man möchte nicht meinen, dass sie noch unter den Lebenden verweilt." Eine weitere Stimme, aber auch sie kannte ich nicht. Ich war mir nicht sicher, ob ich mit der Zeit den Klang von all den Stimmen vergessen hatte, oder ob diese Personen mir wirklich fremd waren. Allerdings hatte sie mir wenigstens eine Frage beantwortet; ich lebte noch. Das hier war weder die Hölle, noch das Leben nach dem Tod. Das hier war die bittere Realität, wobei es ersterem ziemlich nahe kam.

"Irgendwann muss sie aufwachen. Sie kann nicht ewig so liegen bleiben", ergriff die erste Person wieder das Wort. Es handelte sich um einen Mann, genauso wie bei der anderen Stimme auch. Wenigstens das konnte ich noch erkennen.
Es entstand eine lange Pause, in der niemand von den beiden etwas sagte. Ich hatte es mittlerweile aufgegeben, zu versuchen mich bemerkbar zu machen, da es sowieso keinen Sinn hatte. Mein Körper gehorchte mir nicht, egal, wie sehr mein Bewusstsein im Innern tobte.

"Weißt du...Manchmal ist es auch einfach zu spät. Manchmal haben die Menschen keine Kraft mehr, um zu kämpfen und lassen einfach los. Vielleicht ist es besser so."

"Sie ist nicht so ein Mensch."
Der Widerspruch kam der ersten Person sofort über die Lippen, was sie mir irgendwie sympathisch machte. Wie gerne würde ihn ihm Recht geben, sie beide davon überzeugen, dass ich eine Kämpferin war. Aber tief in mir drin wusste ich, dass dies nicht der Wahrheit entsprach.

"Das kannst du nicht wissen. Die Umstände von ihrem Unfall sind zwar ungeklärt, aber du weißt, worauf alles hindeutet."

Worauf alles hindeutet? Was sollte das denn bitte heißen? Verdammt, was sollte das alles hier?

"Nur weil sie für einen Moment schwach war heißt das nicht, dass sie das immer noch ist. Ausrutscher passieren", entgegnete Mr. Sympathisch. Ich lächelte, oder zumindest stellte ich mir vor, dass ich es tat, denn nach wie vor hatte ich immer noch keine Kontrolle über meinen Körper, was mich wahnsinnig machte.

"Dann hoffen wir mal, dass sie aus ihrem Ausrutscher gelernt hat. Komm jetzt, wir müssen gehen. Die anderen warten schon." Das Geräusch eines zurückschiebenden Stuhls ertönte, gefolgt von schweren Schritten, die sich ihren Weg Richtung Tür bahnten.

Wie gerne würde ich schreien, dass sie bleiben sollten. Dass sie mich nicht wieder alleine lassen sollten, denn ich wusste nicht, wie lange ich dem Schmerz noch standhalten konnte.
"Kleine Kämpferin", hörte ich da plötzlich eine Stimme an meinem Ohr, so nah, dass ich ihren warmen Atem in meinem Nacken spüren konnte. "Falls du mich hörst..." Er stockte, während er nach den richtigen Worten suchte. "Sei einfach stark, okay? Kämpfe dagegen an. Halte dich an etwas fest. Und vor allem sei noch am Leben, wenn wir wiederkommen."

Mit diesen Worten verließ auch er das Zimmer und ließ mich alleine zurück.

Hey Leute!
Ich hoffe euch hat der erste Teil gefallen! Es ist noch nicht so viel passiert, aber das erste Kapitel dient ja eher als Einführung :)
Falls ihr irgendwelche Anmerkungen habt, könnt ihr gerne ein Kommentar da lassen, ich würde mich freuen!

They are my lifesavers, I will be their destroyerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt