Kapitel 5

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Nach einer Woche, in der ich noch zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben musste, wurde ich endlich entlassen. Inzwischen war die Polizei auch schon einige Male aufgetaucht, um neues in Hinsicht zu meiner Herkunft heraus zu finden, allerdings erfolglos.

"Na, bereit?" Mark kam mit seinem strahlenden Lächeln herein und riss mich somit aus meinen Gedanken.

"Klar, von mir aus kann es losgehen." Die Jungs - oder Take That, wie ich mittlerweile aufgeklärt wurde - waren so freundlich und hatten sich bereit erklärt, mich aufzunehmen. Zumindest so lange bis die genaueren Umstände über meine Familie und Herkunft geklärt waren.
Ich war ihnen sehr dankbar dafür, denn auch wenn ich sie nicht so wirklich kannte, war es mir lieber, bei Ihnen als bei irgendwelchen mir unbekannten Pflegeeltern zu landen oder alleine in einem Hotel nächtigen zu müssen, da ich ja ohnehin kein Geld hatte.

Die Ärzte konnten mithilfe einer gewissen Technik mein ungefähres Alter errechnen, und da ich laut dieser Technologie auf rund 18 geschätzt wurde, machte das Jugendamt auch keine Probleme.
Was soll ich sagen? Immerhin hatte ich ein ganz kleines bisschen Glück im Unglück.

"Gib her, ich nehme das." Bevor ich etwas erwidern konnte, schnappte sich Gary meine kleine Tasche, die jämmerlich Krankenhauskleidung und weitere Hygieneartikel enthielt.

"Keine Angst, als erstes zeigen wir dir dein vorübergehendes Zuhause und dann werden wir ein bisschen in die Stadt gehen, damit du dir neue Sachen kaufen kannst." Mark zwinkerte mir zu und ich fragte mich ein weiteres Mal, ob man mir meine Gedanken so leicht von meinem Gesicht ablesen konnte. Anscheinend war ich wie ein offenes Buch für andere, aber für mich selbst war ich verschlossen.

"Aber ich hab gar kein Geld. Und bevor ihr das anbietet, ich möchte nicht, dass ihr noch mehr für mich ausgebt als ihr es ohnehin schon tut", sagte ich schließlich, als wir beim Auto ankamen.

"Lieber willst du herumlaufen wie ein Zombie?", lachte Gary. "Wir haben genug Geld, ob wir das jetzt für einen Bourbon ausgeben oder für die Bedürfnisse eines Mädchens macht da keinen großen Unterschied."

"Also ich wäre ja für beides", kicherte Mark und stieg in das Auto ein. Ich selbst setzte mich auf die Rückbank und genoss für den Rest der Fahrt die Aussicht, die atemberaubend schön war.

"Wo genau sind wir hier eigentlich?", murmelte ich in Gedanken versunken. Gary fuhr mittlerweile etwas langsamer, was wohl bedeutete, dass wir bald da sein würden.

"In Manchester. Es ist schön hier, findest du nicht?" Mark deutete aus dem Fenster, um mir verschiedene Dinge zu zeigen. Ich konnte nur staunen.
"Ja, das ist es."
Als Gary schließlich in eine Einfahrt fuhr, konnte ich es mir nicht verkneifen, zu lächeln. Das hier war also mein neues Zuhause.

Wir stiegen aus und auch Howard und Jason kamen uns entgegen. Bei Jasons Anblick drehte sich sofort wieder mein Magen um.
Da musste ich wohl jetzt durch.

"Na ihr." Howard winkte uns herein und führte mich auch gleich in einen Raum, der vorerst mein Zimmer sein sollte. Er war groß und hatte alles, was das Mädchenherz begehrte: Ein Bett, einen großen Kleiderschrank mit Spiegel, eine Sitzecke mit Fernseher und eine Glasfensterfront mit einem wunderschönen Ausblick über die Stadt.

"Das ist...wow. Danke", flüsterte ich, was Ihnen ein Lächeln entlockte.
Ich konnte mich einfach nicht genug bei Ihnen bedanken.

"Fühl dich einfach wie zuhause", murmelte Gary und verschwand dann in Richtung Küche.
"Das Wort des Abends. Wir werden dir jetzt erst einmal was zu essen kochen, und dann sehen wir weiter bezüglich deines Kleidungsproblems."
Ich nickte dankbar und wartete, bis ich vollkommen alleine im Zimmer war und etwas Zeit für mich hatte.

Später am Nachmittag, nach dem nebenbei bemerkt köstlichen Essen, waren wir bereit, um in die Stadt aufzubrechen. Anscheinend sollte es hier so einige Läden geben, bei denen ich etwas geeignetes kaufen konnte.
Gary und Howard hatten sich bereit erklärt, mich zu begleiten, worüber ich glücklich war. Wenigstens einen kurzen Moment, wo ich Mr. Unsympathisch mit der sympathischen Stimme nicht mehr sehen musste.

Wir stiegen ins Auto, ich wie immer hinten und die anderen beiden vorne. In dem Augenblick klingelte Garys Handy.

"Hallo?" Unverständliches Gemurmel war zu hören, gefolgt von einem genervten stöhnen. "Ja..Ja, ist gut." Gary legte wieder auf.
"Tut mir leid Leute, das war unser Manager. Es gibt irgendetwas wichtiges zu besprechen, ich muss da hin. Könnte mich einer von euch noch begleiten?"

"Ich mach das", kam prompt Marks Antwort. "Ich hab sowieso mein Handy im Studio vergessen und wollte es später noch holen."

Oh nein. Ich ahnte Böses.

"Na dann, steig ein Jason", rief Howard und öffnete ihm die Beifahrer Tür.

"Ist es wirklich nötig, das ich mitkomme? Ihr könnt doch auch alleine..."

"Keine Widerrede. Ich brauche dich als Shoppingberater. Und jetzt komm."

Na toll. Irgendetwas sagte mir jetzt schon, dass das ein Heidenspaß werden würde.

They are my lifesavers, I will be their destroyerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt