K 1 - V e r l o r e n

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»Henry Graves?«

»Das ist doch derjenige, der in dieser reichen Villa lebt. Ich habe gehört, dass er schonmal in den Krieg gezogen ist und seitdem sich nicht mehr aus der Villa traut.«

»Und ich habe gehört, dass er so reich ist, so dass er die ganze Stadt kaufen könnte.«

»Wer diese Villa betretet, kehrt auch nie wieder zurück«

»Ach, rede doch keinen Schwachsinn«, Gelächter hallten im ganzen Raum. Die Sonne schien durch das riesige Fenster hinein, mit wehenden weißen Gardinen.

»Graves«, flüsterte ich leise in Gedanken versunken.

Die Abenddämmerung brach an und die Nachbarn versammelten sich in unserer Villa. Alexis und Bradley wurden noch immer nicht aufgefunden, aber die Suchtruppen waren schon im Einsatz. Wir warteten auf jeden Anruf, der damit zu tun könnte.

»Vor einem Monat ist so ein Junge namens Dean aus der Nachbarschaft auch verschwunden. Man hat ihn aber nie gefunden«, Mrs Hale, die sonst jeden Tratsch wusste, entging nichts.

»Das alles geschieht in Santa Barbara? Wenn das so ist, dann ziehen wir hier schnell weg«, Mutter machte sich extreme Sorgen und übertrieb wie üblich alles.

»Mach dir keine Sorgen. Alexis und Bradley werden wieder auftauchen«, flüsterte mir Noah zu, der neben mir saß und mich versuchte wieder aufzumuntern.

»Noah, du kennst Alexis. Sie würde nie so lange wegbleiben.«

»Ich weiß«, seufzte er.

Es verging noch weitere Stunden, bis endlich ein Anruf kam. Das Telefon klingelte nicht lange und Mutter ging schon ran.

»Ihr habt sie gefunden?«

Ich schaute in Mrs Donovan's verheulten Augen, die einen Hoffnungsschimmer hatte und sich aufrecht hinstellte.

»Aber was? «, rief Mutter ins Telefon, blieb geschockt stehen und hielt ihre Hand vors Gesicht. »Okay. Wir kommen sofort«, ihre Stimme wurde unsicherer und hörte sich brüchig an.

Mrs Donovan fing noch mehr an in Tränen auszubrechen, bei den Gedanken, dass tatsächlich etwas geschehen war. Ich wartete auf die Antwort meiner Mutter, die sich erst hinsetzten musste, um zu sprechen

»Bradley wurde gefunden, aber... Alexis wird weiterhin vermisst«

Erschrocken schaute ich Mrs Donovan an, die einen Zusammenbruch erlitt. Tränen rannten über meine Wangen. Noah versuchte sie so gut es ging, weg zu wischen. Ich hatte das Gefühl umzufallen. Meine beste Freundin wurde vermisst. Hätte ich sie aufgehalten, wäre sie nicht hingegangen und sie wäre bei mir gewesen. Ich möchte nicht wissen, wo sie sich alleine befand und was mit ihr geschehen war.

Das zerreißt mir das Herz.

»Amelia. Lass uns gehen!«, rief Noah mir zu. Ich war in Gedanken versunken, so dass ich nicht bemerkte, dass Noch an meiner kalten Hand zog.

Ich wusste nicht mal, ob ich mich bereit dazu fühlte Bradley zu sehen. Aber mit Sicherheit wollte ich die Gelegenheit nutzen ihn über Alexis auszufragen.

Ich nickte Noah zu und zog meine graue Jacke über, um den Anderen zu folgen.

Ein Paar Villen weiter, leuchteten die Sirenen der Polizei und Krankenwagen, was uns verunsicherte. Wir sammelten unsere Kraft zusammen, atmeten einmal tief ein und aus und eilten in Richtung des Tatortes.

»Bradley«, aufgewühlt hielt Mutter seine Hand. Er saß umhüllt mit einer Decke und Kaffee in der einen Hand auf dem Seitenrand. Gedankenversunken und mit einer zittrigen Haltung, beachtete er uns kaum mehr, blickte strikt geradeaus und wippte hin und her.

FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt