22 - Luca

346 25 3
                                    

Ich höre alles.
Die guten wie die schlechten Nachrichten.
Die Unterhaltungen zwischen den Ärzten.
Jeder noch so kleine Tratsch von Krankenschwestern.
Aber was mir am wichtigsten ist, Max' Stimme.

Er bleibt bei mir. Die ganze zeit. Jeden Tag sagt er morgens, mittags, abends und nachts das selbe. Dass er mich liebt, mich nicht verlieren will, nicht will, dass ich schwerwiegend verletzt bin und ich dann mit einer Gelähmtheit zu kämpfen habe.
Jedes mal möchte ich ihm sagen, dass ich ihn auch über alles liebe.
Schon seit sechs Tagen geht das so.
Ich schlafe nicht.
Es ist unmöglich.
Ich möchte nichts davon verpassen, was Max sagt.
So weit ich es mitbekomme, sitzt er Tag und Nacht an meinem Bett. Er scheint auch auf dem Stuhl neben mir zu schlafen und zu essen.
Am sechsten Tag, abends, sagt er, wie sehr er sich wünscht, dass ich wieder aufwachen würde. Der Arzt habe gesagt, ich würde nach spätestens einer Woche aufwachen.
Und diese Woche war bald um.
Es war zeit aufzuwachen, der Arzt sagt es, Max sagt es und ich will es. Und ich habe langsam wieder die Kraft dazu, endlich auf zu wachen.

Ich hole tief Luft und öffne tatsächlich langsam und zittrig die Augen. Wieso habe ich das nicht davor versucht?! Schwer ist es nicht, nur leicht unangenehm.
Es ist dunkel und ich denke schon ich bin blind, da ich nichts sehe. Nach einiger Zeit erkenne ich aber Max Silhouette auf dem Stuhl und ein paar kleine Lichter im Raum. Es scheint Nacht zu sein, ich drehe meinen Kopf in die Richtung, wo ich das Fenster erwarte und bestätige somit meine Vermutung.
Langsam drehe ich meinen Kopf in die andere Richtung und sehe Max auf dem Stuhl schlafend.
Na toll, hab ich mir ja einen super Zeitpunkt zum aufwachen ausgesucht. Niemand bekommst es mit. Ich versuche Max' Namen zu sagen, was mir aber misslingt, da ich meine Stimme zu lange nicht benutzt hatte. Also versuchte ich mich zu räuspern oder einfach lauter zu atmen.
Währenddessen bewegte ich in Zeitlupe meine Hand in Richtung Max.
Ach ja ich hatte vergessen, ich bin vorübergehend gelähmt wie es einer der Ärzte berichtet hatte.
Also huste ich einfach schwach um ihn auf mich aufmerksam zu machen.
Sofort schreckt Max auf.
Er scheint anfangs nicht zu verstehen, dass ich derjenige bin, der ihn aufgeweckt hatte. Doch dann sieht er mich an und bemerkt meine geöffneten Augen. "Luca!" flüstert er geschockt "Du bist wach!"
Ihm kommen die Tränen und ich möchte sie weg wischen. Es funktioniert aus bereits erwähnten Gründen natürlich nicht und dennoch lächelt er unter den Tränen.

Wie ich festgestellt hatte, kann ich noch nicht reden, weswegen ich meine Lippen einfach zu dem erwünschten Satz forme: Ich liebe dich.
Er weint noch mehr und sagt "Ich liebe dich auch"
Danach drückt er auf einen Knopf neben meinem Bett und in gefühlten Sekunden kommen zwei Ärzte und eine Krankenschwester herein geeilt.
Das Licht aus den Lampen blendet mich und ich schließe die Augen halb.

"Hallo, Luca. Kannst du mich hören?" fragt einer der Ärzte.
Ich nicke.
"Spürst du das?" fragt er und legt mir seine Hand an die Stirn.
Ich nicke.
"Spürst du das?" fragt er und legt mir seine Hand an den Hals.
Ich nicke.
Nach einer kurzen Pause fragt er "Und spürst du das?" und fasst mich an den Arm.
Nein. Ich schüttle langsam meinen Kopf.
Max holt tief Luft und weint wieder.
Ich möchte auch weinen.
Ich kann mich nicht bewegen.
Ich kann nicht sagen wie es mir geht und was ich fühle.
Ich kann nichts.
Und mir kommen die gewünschten Tränen.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
SO.
DIESES KAPITEL IST GEWIDMET TO SOFIA!❤
....am liebsten weinen wir alle zusammen okay? :'(

#Mauzisrealbitches Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt