Harrys POV
"Es tut mir sehr leid, aber wir konnten ihn bisher nicht auffinden. Um ehrlich zu sein, nach meiner Einschätzung, werden wir ihn nicht in diesem Herrschaftsgebiet finden..", gab mein Berater zerknirscht von sich.
Wütend starrte ich ihn an, obwohl ich wusste, dass er wohl am wenigsten dafür konnte. Das war alles auf meiner Dummheit gewachsen. Das Weinglas in meiner Hand flog in hohem Bogen zu dem Gemälde von mir, das an der Wand hinter meinem Schreibtisch hing und zerbrach mit einem lauten Klirren.
Erschrocken sah mich mein kleinerer Berater an und ich bereute meinen Wutausbruch sofort. Ich verängstigte meine Mitmenschen oft, vorallem wenn mir etwas nahe ging - zu nahe. Ich hatte wohl sehr oft Stimmungsschwankungen, dies nervte nicht nur meine Mitmenschen, sondern auch mich. Ich habe meine Gefühle oft nicht unter Kontrolle, obwohl ich sie unter Kontrolle haben müsste.
"Tut mir leid..", flüsterte ich reumütig. Der kleinere verstand, nickte mir kurz zu und lies mich alleine. So wie wir es immer machten, wenn ich einen derartigen Gefühlsausbruch hatte.
Seufzend nahm ich an meinem dunklen Schreibtisch platz, blätterte haareraufend durch die Akten von 28-91. Allerdings kam ich zu dem selben Entschluss wie Darwin, mein Berater, ihn aufzufinden war nahezu aussichtslos.
"Was mache ich nur.. verdammt", murmelte ich.
Ich war wütend, verdammt wütend. Aber nicht auf irgendjemanden, sondern auf mich. Als mir das klar wurde, entschied ich mich, zu Eleanor zu reiten.
Zielstrebig lief ich zu den Stallungen und erblickte Niall, den kleinen irischen Stalljungen, den ich mittlerweile ins Herz geschlossen hatte.
"Hallo Nialler!", rief ich fröhlich und überspielte so meine achterbahnfahrenden Gefühle.
"Guten Tag Sir. Soll ich ihnen Baldúr fertig machen?", antwortete er respektvoll. Ich nickte nur und wartete einen Augenblick. Normalerweise mache ich ihn selbst fertig, aber ich war momentan einfach zu aufgewühlt.
Der Blonde kam mit dem gesattelten Hengst wieder zu mir und reichte mir die prunkvoll geschmückten Zügel, danach verneigte er sich und lief wieder in den Stall. "Danke Niall", rief ich ihm noch hinterher, ehe ich aufstieg und Baldúr antrieb.
Ich musste ihm nur kurz die Richtung angeben und ab und zu korrigieren, den Rest machte er von selbst.
Ich musste ungefähr eine halbe Stunde reiten, um bei Eleanors Hof anzukommen. Ihre Familie - und vorallem sie - legte großen Wert auf die Grünanlage des Grundstücks, was man auch sah. Rosenbüsche wurden akkurat geschnitten und das Gras war auf den Zentimeter genau getrimmt.
Ich beruhigte mich, als ich denn altbekannten blumigen Duft einatmete, als ich den Hof betrat. Ich brachte mein Pferd zu einem der Stallburschen. "Bring ihn in die Stalljungen und kümmere dich gut um Baldúr", befahl ich noch, ehe ich mich zum Eingang des prunkvollen Gebäude.
Ich legte meine große Hand an den goldenen Löwenkopf und klopfte mit den Ring in seinem Maul kräftig gegen die Türe.
Mit einem Knarzen öffnete sich die Mahagonitür und ein Butler sah mir erwartungsvoll ins Gesicht.
"Ah.. Sir Styles, sie sind es. Eleanor ist im Atelier. Sie wollen doch zu ihr, oder?", fragte mich der altbekannte Butler - ich glaube sein Name war Charles - und öffnete die Tür komplett, so das ich eintreten konnte.
"Ja, richtig. Danke Charles", antwortete ich freundlich und huschte sogleich zu dem Atelier von Eleanor. Sie verbrachte beinahe ihre ganze Freizeit hier und malte atemberaubende Bilder. Sie fertigte auch das Porträt, dass ich vorhin mit dem Glas zerstört hatte, an.
Ich klopfte nicht, ich trat einfach ein. Sie saß konzentriert vor einer leeren Leinwand und starrte sie mit einem undurchdringlichen Gesichtsausdruck an. Sie sah wunderschön aus, obwohl ihre Haare platt hinunter hingen, ihr Kleid falten hatte und sie Ringe unter den Augen hatte.
Sie hatte Probleme mit ihrem Vater, er wollte sie verheiraten, aber genaueres wusste ich nicht. Sie war nie sehr offen was ihre Gefühle anging, aber ich wusste, dass ich warten musste. Irgendwann würde sie darüber reden, nämlich dann wenn sie bereit dazu ist.
"El..", hauchte ich und legte meine Hand auf ihre Schulter, um sie nicht zu erschrecken. Sie zuckte trotzdem zusammen und sah mich mit ihren Rehaugen an.
"Hazza, was machst du denn hier?", fragte sie erstaunt und rieb sich ihre roten Augen, vermutlich wollte sie nicht, dass ich wusste das sie geweint hatte. Natürlich wusste ich, dass sie geweint hatte, aber ich wollte sie nicht verunsichern.
Entschuldigend sah ich sie an. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken."
Sie nickte nur und drehte sich auf ihrem kleinen Hocker, sodass sie mit dem Gesicht zu mir saß.
Ihre blassen Hände tasteten nach meinen. Ich merkte erst, dass ich sie wütend zur Faust geballt hatte und meine Fingernägel sich schon in meine Handinnenfläche bohrten, als sie meine Händ auffaltete und ihre hineinlegte.
"Was ist los?"
Eine große Frage, die schwer im Raum lag.
"Ich finde ihn nicht. Ich werde ihn auch nie wieder finden", krächzte ich und Tränen stiegen mir in die Augen. Ich wollte sie nicht damit belasten, aber ich musste mit jemandem darüber reden. Und ich konnte nur mit El reden.
"Harry, geh schon mal vor in den Pavillion, ja? Ich hole uns noch kurz Tee", flüsterte sie hilfsbereit und sah mir in die Augen.
Ich nickte nur, wusste was jetzt kommen würde. Ein Pavilliongespräch. Um ehrlich zu sein, war das ein Grund El unglaublich zu bewundern, denn sie hatte immer die richtigen Worte übrig oder wusste, wann es besser ist nichts zu sagen.
"Okay."
Ich setzte einen Fuß vor den anderen, zu der großen Fenster- bzw. Türenfront, um hinaus in den Garten zu schreiten. Der Pavillion war ebenfalls von Rosen umgeben, den Lieblingsrosen von Eleanor.
Dort waren Decken und Kissen ausgebreitet, für die gemütliche Atmosphäre. Sie wurden jeden Morgen von den Mägden dort hingebracht, damit sie nachts nicht nass wurden.
Ich nahm auf einem der Sitzkissen an und lehnte mich an das Geländer[A.d.V: So stelle ich mir den Pavillion vor, nur mit einer gemütlichen Liegecouch innen, perfekt auf die Größe des Pavillions angepasst.]
Ich hörte klirrendes Geschirr und sah sogleich El, die ungeschickt versuchte die beiden Tassen und den Tee auf einem Tablett zu transportieren.
Ich musste schmunzeln, was sie erwiderte. "Ich habe ein bisschen was verschüttet, ich hoffe das stört dich nicht", witzelte sie. Wir beide wussten, dass sie auf meinen Sturz mit dem gesamten Tablett (inklusive Gebäck) anspielte. "Sehr witzig El, das ist mir nur ein einziges Mal passiert und das auch nur, weil ich über eine Wurzel gestolpert bin", gab ich gespielt beleidigt zurück, musste dann aber doch lachen.
"Okay, Schätzchen", sie stellte das Tablett ab und setzte sich, "Erklär mir das noch mal genauer."
Und ich begann alles zu erzählen. Wie ich ihn das erste - und letzte - mal sah und dass ich alles tun würde um ihn zu finden. Und, dass ich glaubte, mich in ihn verliebt zu haben.
Sie lächelte und sah mich an. "Okay und du weißt nicht wohin sie ihn gebracht haben?"
Stumm schüttelte ihn den Kopf, ich hatte einen dicken Kloß im Hals.
"Okay das ist natürlich eine doofe Situation.. Hast du wirklich schon alles versucht? Er ist doch markiert oder nicht? Normalerweise haben Sklaven immer die Nummer und das Brandzeichen.. Also das wird doch wohl nicht so schwer sein", redete sie sich in Rage.
"Er hat nur die Nummer, zumindest hatte er bei Luke nur die Nummer", gab ich abweisend zurück und beobachtete zwei Amseln die sich um einen Regenwurm stritten.
Sie murmelte irgendwas vor sich hin und biss sich auf ihr Lippen. Ihre Hände verknotete sie immer wieder nervös ineinander. Sie war ebenso einfallslos wie ich.
"El, hör auf dir den Kopf darüber zu zerbrechen... Ich bin doch selbst schuld", murrte ich. Ich war immer noch wütend, Eleanor hatte mich zwar etwas beruhigt, aber ich war momentan wie ein Vulkan. Jede Sekunde zum Ausbruch bereit.
Sie sah mir entschuldigend in die Augen und ich sah ihr das schlechte Gewissen, dass sie keine Lösung hatte, förmlich an. Ich murmelte nochmal ihren Namen und legte meine Hand an ihre Wange, streichelte sie zärtlich.
"Was hast du eigentlich mit dem Typen gemacht, den du begnadigt hast?", versuchte sie mich abzulenken.
Okay, das hatte ich irgendwie verdrängt und ihr glaubt gar nicht wie sehr ich das gerade bereue. "Verdammt...", gab ich zischend von mir und biss mir auf meine Lippen. Ich hörte wie El "Nicht dein Ernst" flüsterte, aber ignorierte das. "Verzeih, ich muss los", verabschiedete ich mich und gab ihr einen Kuss auf die Hand, ehe ich zum Stall ging um Baldúr wieder abzuholen.
Ich führte den Hengst aus der Box, in der er untergebracht war und stieg auf. Mein Ziel war der Kerker...
Vermutlich wurde er momentan schon gefoltert, um seine Schuld abzuarbeiten. Da er ja nicht umgebracht wurde...
Ich galoppierte mein Pferd an und versuchte so schnell wie möglich zum Haftgebäude zu kommen.
Baldúr kam ganz schön ins Schwitzen, aber dafür kamen wir sehr schnell an. Ich band ihn an dem Anbindeplatz neben einem braunen Schecken an und lief zum Eingang, die mich sofort durchließ.
Als erstes musste ich zum Verwalter, um rauszufinden wo Liam untergebracht worden war.
"Hallo Josh, wo ist Liam Payne? Ich habe ihn letzte Woche begnadigt", fragte ich ihn und versuchte lässig zu wirken, in dem ich mich auf dem Schreibtisch abstützte. Er blätterte einige Male durch seine Unterlagen ehe er seufzend meinte: "Er ist bei Jefferson.."
Hallöchen, ich schon wieder :D Na, auf einer Skala von 1-10 wie angepisst seid ihr? :P ... EINE WICHTIGE FRAGE: Nächstes Kapitel aus Liams Sicht, oder soll ich bei dem Sichtwechsel zwischen 28-91 und Harry bleiben? Btw: Wer ahnt welche Rolle 28-91 hat? Wer weiß, welcher Name dahinter steckt...?Ich hoffe ihr bleibt dabei :D Bei Fehlern bitte unbedingt kommentieren, damit ich das verbessern kann, wäre super, thanks xoxo Tami
uff x.x sorry für die verwirrenden namensfehler x.x habs gerade verbessert :)
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Nummer 28-91
Fiksi Penggemar"[...] Denn mein Blick war auf einen schmächtigen, jungen Mann gerichtet. Seine blauen Augen waren trotzig nach oben gerichtet und er starrte mich an. Er sah jung aus, vielleicht 19 oder 20. Er sah nicht so gebrochen aus, wie die anderen Sklaven...