05.07.2071

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"Du kriegst mich nicht!" schreie ich vollen Herzens durch den großen Wald. Die Blätter rauschen friedlich und die Sonne bahnt sich ihren Weg durch die Baumkronen. Ich spiele mit meiner Freundin fangen und gemeinsam laufen wir immer tiefer in den Wald.
"Clary ! Ich kann nicht mehr !" Cassy keucht hinter mir. "Außerdem sind wir schon ziemlich weit drin im Wald.." sie schaut ängstlich in die Richtung der Anlage.
"Was soll denn passieren, der ist doch sowieso eingezäumt. Was hat Thea immer gesagt: Wenn ihr euch verlaufen habt, lauft immer am Zaun entlang, dann werdet ihr einen finden ,der euch hilft."
Sie lächelt mich an. Wir setzen uns unter einen Baum ,um der warmen Sonne zu entfliehen.
"Denkst du nicht auch manchmal darüber nach was hinter dem Zaun ist ?" wage ich vorsichtig zu Fragen, " ich meine das ist doch nicht alles..."
Sie starrt mich mit großen Augen an.
" Das ist nicht dein ernst oder? Alle sagen außerhalb des Zauns ist es gefährlich! Denk doch nur an die ganzen bestrahlten Tiere. Elche mit zwei Köpfen, Meter große Insekten und du willst da raus ??"
Sie starrt mich immer noch an. Ich verstehe sie ja. Die Gefahren da draußen sind riesig ,doch hier drinnen kenne ich alles schon. Das Gelände ist riesig keine Frage, aber in acht Jahren kann man auch einiges erkunden.
" Dann nur bis zum Zaun, wir waren noch nie so weit hinten. Bitte, bitte bitte"
Ohne weitere Worte steht sie auf und läuft weiter in den Wald. Ich springe begeistert auf und laufe hinterher.
Wir laufen bis zum Seitlichen Rand des Waldes und folgen dem Zaun immer weiter. Die Bäume vereinzeln sich nach und nach und das Gestrüpp gewinnt die Oberhand. Ich werde unvorsichtig und mit lauten fluchen muss ich mir Dornen aus dem Bein ziehen. Man merkt das hier schon lange keiner mehr war.Doch auch Cassy hat die Neugierde gepackt und eisern kämpfen wir uns weiter. Dann an der großen Birke entdecke ich eine Unebenheit im Zaun.
Ich rufe Cassy zu mir und gemeinsam reißen wir die Pflanzen von dem Zaun. Zu vorschein kommt eine kleines Loch welches sich mit kleiner Anstrengung auseinander Flechten lässt.

Nach und nach löse ich die Maschen. Langsam wird das Loch groß genug, um durch zu klettern. Ich denke nicht lange nach und versuche durch zu klettern.
"Bleib hier...es ist doch gefährlich."
Cassy schaut mich besorgt an.
"Ach komm schon wir gehen auch nicht weit weg." Ich reiche ihr die Hand. Doch sie schüttelt nur den Kopf. Ich weise sie an hier zu warten und schlüpfe durch das Loch.
Wieder muss ich mich durch dichtes Gestrüpp kämpfen. Hier scheint niemand für Ordnung zu sorgen. Mein Herz klopft wie wild. Schon so lange frage ich mich was da hinter ist, doch nie habe ich eine richtige Antwort bekommen. Schritt für Schritt bahne ich mir meinen Weg weiter. Ich weiß das ist lächerlich, aber bei jedem Atemzug kann ich die Freiheit förmlich spüren. Hier ist alles so gleich und doch so anders. Ein paar Meter weiter zieht mich ein Licht förmlich magisch an. Ich trete auf eine wunderschöne große Lichtung, voller Blumen bedeckt und das Gras wächst mir schon zur Hüfte. Ich spüre die warme Sonne auf meiner Haut spielen und könnte vor Freude schreien. Ich fange an zu hüpfen, zu lachen, zu jauchzen und mich wild im Kreis zu drehen. Ich bin frei, hier ist eine neue andere Welt! Eine Welt in der eine wunderschöne Atmosphäre regiert. Hier fühle ich mich frei und endlos, daheim so eingesperrt und kontrolliert. Es ist nicht so als hätte man mir schlimme Sachen angetan, doch das Gefühl von Gefangenschaft ,habe ich seit dem erstem Tag. Erschöpft lasse ich mich ins Gras fallen, dieses überragt mich jetzt fast schon. Ich sitze im Schneidersitz und und freue mich schon mit Cassy hier nochmal herzukommen. Ich atme nochmal tief ein und schließe dabei die Augen, als ich ein rascheln vernahm. Ich springe auf und sehe nichts. Nur ganz hinten scheint sich das Gras von alleine zu Bewegen. Ich bin neugierig und will einen Schritt auf ihn zu gehen, doch im nächsten Moment springt es raus. Ein Hund der sich im hohen Gras versteckt hat. Doch das sieht nicht mehr aus wie ein Hund. Hüfthoch, breit gebaut mit riesigen Zähnen steht es da. Die eine Seite von seinem Kopf wird schon nicht mehr von Haut geschützt und die niedlichen Pfoten sind zu gefährlichen Krallen mutiert. Mit der Zunge durch den Mund schleckend, kommt er auf mich zu und eine Wolke von widerlichen Gestank steigt in meine Nase. Lauf! Schreit meine innere Stimme und ich gehorche. Ich renne über die Lichtung mit dem Ziel ihm im Wald abhängen zu können. Ich spüre wie das Adrenalin durch meine Adern fließt. Mich nach hinten umzublicken, traue ich mich nicht. Ich sehe das Ende der Lichtung ich kann es schaffen! Dann spüre ich einen heftigen Druck auf meinen Schultern, der mich zwinkt auf die Knie zu fallen. Dieses Hunde ähnliche Monster steht jetzt genau vor mir und schaut mich aus seinen eitrigen Augen an. Mein Körper ist gelähmt, ich kann nicht mehr. Wieso habe ich nicht auf alle anderen gehört ?! Warum musste ich auch so neugierig sein ?! Ich verfluche mich selbst dafür, nie auf das zu hören was mir gesagt wird. Ich schließe die Augen und bereite mich seelisch darauf vor, gleich in Stücke gerissen zu werden. Doch es passiert einfach nichts, dann höre ich ein zischen und der unangenehme Geruch wird weniger. Ich traue mich dennoch nicht die Augen zu öffnen. Schritte hinter mir, dann eine tiefe Stimme:
" Was tust du hier?!"
Die Stimme schreit fast. Erinnert mich an Zuhause.
"Antworte!"
Die Stimme wird lauter und forscher. Ich öffne die Augen uns sehe das Ding zuckend auf dem Boden liegen. Durch seinen Kopf geht gerade durch ein Pfeil. Erleichterung und Trauer erfüllt gleichzeitig mein Herz. Dann wage ich es nach oben zu sehen, die Sonne blendet mich und es dauert eine Zeit bis ich was erkenne. Ein Mensch steht vor mir und schaut mich böse an. Er erinnert mich an die Ärzte und Wärter Zuhause, denn er hat ebenso kurze Haare und harte Gesichtszüge wie sie. Doch sieht er viel jünger aus. Schlagartig fällt alle Härte und Zorn aus den Gesicht und er weicht einen Schritt zurück.
Nochmal fragt er, nur diesmal zöglicher:
" Verdammt nochmal wer bist du und wo kommst du her?"
Er versucht bedrohlich zu wirken, doch die Unsicherheit spüre ich bis hier.
"Clary..." murmle ich unverständlich, "mein Name ist Clary"
Er schluckt.
"Wie kommst du hier her? Und vorallem wo kommst du her ?" er beugt dich zu mir rüber und hält mir seine Hand entgegen. Ich nehme sie und er zieht mich hoch. Dann wird mir das alles zu viel.Er hat gerade vor meinen Augen diese Ding umgebracht! Was soll ihn daran hindern das selbe mit mir zu tun?! Ohne weiteres drehe ich mich blitzschnell um und renne zurück in den Wald. Ein lautes "hey" kann ich noch vernehmen, aber das interessiert mich nicht mehr. Bloß weg hier! Ich renne kopflos in den Wald und suche nach Anhaltspunkten die mir bekannt vorkommen. Mein Puls steigt und ich kann ihn schon an meinem Hals pumpen spüren und in meinen Ohren höre ich das Rauschen meines Blutes.
Endlich! Dahinten blitzt ganz unauffällig der Zaun. Meine Hände krallen sich um den Draht, so stark ,das es weh tut. Wo ist das verdammte Loch ?? Ich bin so konzentriert, dass ich die Sträucher, die mir die Beine aufschlitzen, gar nicht bemerke. Mein Blick ist starr nach vorne gerichtet und meine Gedanken kreisen darum, wie ich wieder mach hause gelange. Dann verlässt mich so langsam mein Atem. Jeder Atemzug liegt schwerer in der Lunge und jeder Schritt ist schwer wie Blei. Ich muss stehen bleiben, ich kann nicht mehr.
Noch nie habe ich mich so nach Hause gewünscht. Zu den Wächtern die anscheinend nur düster drein blicken können, die tägliche Rotine, all das was mir vor ein paar Minuten noch so lästig vor kam. Selbst die ermahnenden Rufe und Predigten meiner liebsten Person, eine die sich immer um mich kümmert und mir Geschichten zum einschlafen vorliest, ja selbst die fehlen mir.
" Clary!"
Ja genau so ruft sie immer. Warte! Das Ist nicht in meinem Kopf! Das ist real.
"Hier, ich bin hier!" Ich schreie mir die Kehle aus dem Leib und versuche meine Verzweiflung zu verstecken. Bloß nicht ängstlich wirken. Sonst lässt sie mich nie wieder alleine in den Wald. Die Stimme kommt immer näher und ich merke eine Bewegung durch die Büsche gleiten. Meine Augen erblicken zwei Hände am Zaun.
"Oh mein Gott Clary. Was machst du denn ? " die Stimme klingt streng und erleichtert zu gleich. Sie leitet mir den Weg zu dem Loch ,aus dem ich vorhin durchgeklettert bin.
Sie nimmt mich zwischen ihre Hände und hält mich eine Armlänge von sich weg:
"Geht es dir gut? Tut dir irgendwas weh ? Verdammt nochmal was hast du dir dabei gedacht??"
Sie schaut mich mit ihren dunkelbraunen Augen böse an. Dann lässt sie einmal ein schluchzen hören und schließt mich in ihre Arme. Da kann auch ich es nicht mehr länger zurück halten. Ich heule wie ein Schlosshund. Im Augenwinkel kann ich Cassy endecken. Sie steht da wie ein begossener Pudel. Ein wenig wütend bin ich auf sie weil sie einfach so gepetzt hat, aber gerade bin ich einfach nur froh darum.
Als wir beide unsere letzten Tränen getrocknet hatten, schaut meine liebste Person  mich nochmal böse an: "Versprich mir das du da nie wieder raus gehst ok? Ich meine das ernst!"
Ich nicke nur. Von dem anderem Menschen, der mir das Leben gerettet hat, erzähle ich ihr lieber nicht ...

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