Selbstverständlich & Unverzeihlich

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Viele Muggel glauben an eine übernatürliche Quelle des Bösen. In der Welt der Zauberei ist das nicht nötig. Die schwarzmagische Magie macht den Glauben daran überflüssig. Sollte es jedoch eine solche Quelle geben, so ging sie meiner damaligen Meinung nach von Tom aus. Bloß, dass sie nicht übernatürlich war. Sie war menschlich. Sie lebte. Sie quälte mich.

Tom hatte bereits viele böse und verachtenswerte Dinge getan. Schließlich hatte er jemanden umgebracht, seiner eigenen Interessen wegen. Doch mir mehrfach den Tod meiner Mom, dem einzig übrig gebliebenen Menschen meiner Familie, aufzuzeigen, zerriss mich innerlich. Es war die wohl schrecklichste Erfahrung, die mir vor Augen geführt wurde.

Ich erinnerte mich daran, wie er Ed verfluchte und wie dieser daraufhin immer und immer wieder seine schlimmsten Ängste durchlebte. Ich glaubte nun zu wissen, was ich sehen würde, würde man mich mit diesem Fluch belegen. Dasselbe Bild, was Tom mich drei mal hat sehen lassen. Das Bild, wie meiner Mom etwas zustößt und ich von der einen zur anderen Sekunde allein war.

Mir war sein Wesen bewusst. Mir war bewusst, welche Art von Mensch er war, doch dieses Ereignis löste etwas in mir aus. Ich wollte nichts mehr mit Tom zutun haben. Ich wollte nicht mehr zu ihm durchdringen, wollte nicht mehr seine meterhohen Mauern einreißen. Ich hatte geglaubt, hinter ihnen befände sich ein guter Kern, doch ich glaubte nicht länger daran. Hinter diesen Mauern war nichts. Und wenn es einen solchen Kern gäbe, dann war er so tief vergraben, dass ihn niemand jemals wieder zu Gesicht bekäme. Niemals.

Am selben Abend schrieb ich meiner Mom einen ziemlich langen Brief, in dem ich ihr über die verschiedensten Dinge schrieb. Ich hatte einfach das Bedürfnis, ihr einige Worte zu sagen, auch wenn es bloß belangloses Zeug war. Sobald ich den Brief in den Umschlag steckte, machte ich mich auf den Weg zu meiner Eule, um sie auf den Weg zu schicken.

Behutsam streichelte ich dem braun-gefiederten Tier über den Kopf, ehe ich ihr den Brief übergab und sie losschickte.

„Schickst du deiner Mutter einen Brief?" ertönte eine Stimme hinter mir. In ihr lag Hohn und Spott.

Ich reagierte nicht, antwortete nicht. Ich drehte mich lediglich um und wollte zurückgehen, jedoch stellte Tom sich mir, wie schon so oft, in den Weg.

„Warum denn so eilig? Ich wollte mich ein wenig mit dir unterhalten," sagte er lächelnd.

„Ich werde niemandem davon erzählen, Tom. Ich wäre dir dankbar, würdest du mich wieder in Ruhe lassen", antwortete ich so kühl und distanziert es mir gelang.

Ohne auf eine Reaktion zu warten drängelte ich mich an ihm vorbei, hinaus aus dem Raum. Ich spürte seine Blicke förmlich auf meinem Rücken, ging jedoch unbeirrt weiter.

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So sehr ich beschlossen hatte, Tom in Zukunft aus dem Weg zu gehen, so sehr hatte ich gehofft, ihn so wenig wie möglich sehen zu müssen. Doch es kam wie zu erwarten, ich wurde in beiden Punkten enttäuscht.

Ich hatte vergessen, dass ich mich mit Tom zusammen um die Dekoration kümmern musste und so stand ich nach einigen Tagen zusammen mit ihm in der großen Halle.

Professor Dippet erklärte uns wie er sich was vorstellte und überließ den Saal uns „da ihr beide das das letzte Mal so ausgesprochen gut gemacht habt", um seine Worte zu zitieren.

Ich wollte hier weg. Ich wollte überall sein, bloß nicht hier, bloß nicht bei ihm.

Lautlos fing ich an unserer Arbeit nachzugehen. Es war fast wie beim letzten Mal, bloß dass ich mich dieses Mal um einiges unbehaglicher fühlte.

Slytherin's Devil - Tom RiddleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt