Vereinbarungen

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Langsam stieg die Sonne über den Horizont und tauchte die Landschaft in sanftes Licht. Die warmen Strahlen schienen durch die Fenster des Palastes von Domino, in die Zimmer und einer bestimmten jungen Fee direkt ins Gesicht.
Sie wurde von der Wärme geweckt, doch als sie die Augen öffnete, wurde sie prompt geblendet. Sie drehte sich ruckartig zur Seite und fiel aus dem Bett.
„ Uff." Stöhnend setzte sie sich auf.
„ Bloom, ist alles in Ordnung?", rief eine ihr bekannte nahezu piepsige Stimme.
Die Rothaarige hob den Kopf und schenkte ihrer Herzbandelfe ein Lächeln. „ Alles Bestens. Sollte besser nächstes Mal nachprüfen, ob ich nicht schon wieder an der Bettkante schlafe", versicherte sie ihr während sie aufstand und sich das schmerzende Hinterteil rieb.
Lockette schüttelte darüber nur den Kopf. „ Das sagst du jedes Mal."
Bloom lachte. Schnell zog sie sich um, ging dann gefolgt von der kleinen Elfe raus und bemerkte, wie etwas an ihr vorbeischoss, gerade als sie ihre Zimmertür schließen wollte.
„ Kiko!", rief Bloom. „ Bleib stehen! Du darfst doch gar nicht in die Küche..." Doch er war bereits um die Ecke gebogen. Die Fee seufzte. „ Hat eh keinen Sinn. Ich hoffe er läuft nur nicht der Köchin über den Weg."
Sie konnte sich noch genau an letztes Mal erinnern. Und an das vorletzte. Und an das vorvorletzte. Und an das davor... Margret, die Köchin, neigte zu heftigen Wutanfällen, wenn jemand versuchte ihr Essen zu stehlen. Keine Ausnahmen.
„ Soll ich ihn vielleicht holen...?"
„ Nein, lass gut sein. Er hat es sich selbst zuzuschreiben."
Gemeinsam betraten sie den Speisesaal. Das Schloss erschien für Bloom immer noch so riesig. Alles war von so enormer Größe, sie schwor darauf, sie hatte sich schon mehrmals in diesem Palast verlaufen. Aber es schien ihr nie so besonders leer vorgekommen zu sein weil sie entweder mit ihren Eltern, ihrer Schwester oder ihren Freundinnen, die sie öfters mal besuchten, zusammen war.
Heute sah sie, dass der Tisch allerdings nur für eine Person gedeckt war.
„ Wo sind denn meine Eltern?", wunderte sie sich.
„ Der König und die Königin sind spazieren gegangen. Sie haben mich gebeten Euch Bescheid zu geben." Eine Dienerin war an den Tisch getreten, ihre Miene unbewegt.
„ Oh." So also. Dann müsste sie wohl ausnahmsweise wohl ohne ihre Eltern frühstücken. Daphne war ja sowieso auf eine Besichtigungstour gefahren. Sie wollte unbedingt die Städte besuchen und sehen was sich verändert hatte, falls sich etwas verändert hatte.
„ Okay. Danke Nancy."
Nancy beugte nur den Kopf, dann hatte sie den Saal verlassen. Bloom nahm seufzend Platz und begann zu essen. Lockette schwirrte noch etwas unschlüssig neben ihr her, dann ließ sie sich auf die Tischplatte sinken. „ Sag mal Bloom, für gewöhnlich gehen deine Eltern morgens doch gar nicht spazieren."
„ Ich weiß." Die Rothaarige lehnte sich zurück. „ Ich glaube sie wollten das besprechen, was ich ihnen vor einigen Tagen erzählt habe."
„ Was hast du ihnen denn erzählt?"
Ihr Blick huschte zu ihrer Herzbandelfe. Stimmt, sie hatte Lockette in die ganze Sache noch gar nicht eingeweiht... Schnell berichtete sie ihr von dem Tag, als sie mit den Mädels Schoppen gegangen war, wie sie diesen zwei Männern begegnet waren und was sie bisher über sie wussten.
„ Hm, das ist aber nicht gerade viel Info."
„ Ich weiß. Uns sind eigentlich nur ihre Namen und ihre Absichten bekannt."
„ Dann solltest du versuchen mehr über sie herauszufinden. Frag doch deine Eltern. Die kannten sie doch."
„ Habe ich schon gestern versucht, aber sie wollten mir nicht mehr verraten!"
„ Und was ist mit Miss Faragonda?"
„ Ich habe es vor, aber vorher möchte ich das noch mit den Mädels abklären. Außerdem hat sie wahrscheinlich selbst viel zu tun."
Daraufhin erwiderte Lockette nichts mehr. Bloom schob den Teller von sich, dann stand sie auf. „ Ich habe keinen Hunger mehr."
Lockette erhob sich ebenfalls und folgte dem Rotschopf. „ Vielleicht solltest du die anderen um Hilfe bitten. Ich könnte ins Elfendorf fliegen und Chatta und Co. Ebenfalls fragen, ob sie uns nicht helfen könnten."
„ Stimmt! Oh je, daran habe ich gar nicht gedacht!" Sie rannte schnell hoch in ihr Zimmer, schnappte sich ihr Handy und wählte die Nummer von Tecna.
„ Hallo?"
„ Tecna? Ich bin's! Ich möchte dich um einen Gefallen bitten."
„ Welchen?", fragte die Fee der Technik vorsichtig. „ Atme Bloom, du bist ja ganz außer Puste!"
Die Rothaarige holte tief Luft: „ Ich wollte, dass du Informationen bezüglich unserer möglicherweise neuen Feinden suchst. Du könntest auch die anderen einweihen, es wäre nämlich besser wenn wir gemeinsam suchen. Oh, und Lockette gibt den Elfen ebenfalls Bescheid."
„ Natürlich! Ehrlich gesagt, habe ich auch bereits darüber nachgedacht. Okay, ich mache das. Am besten fange ich gleich damit an."
„ Sehr gut." Bloom grinste in sich hinein.
„ Ach äh, Bloom?"
„ Ja?"
„ Ich weiß nicht wie lange das dauern könnte, aber ich gebe dir Bescheid, wenn ich etwas gefunden habe."
„ Danke! Du bist ein Schatz!"
„ Nichts zu danken." Sie konnte beinahe schon das Lächeln aus der Stimme ihrer Freundin heraushören. „ Mach's gut!"
„ Ja bis bald!"
Nachdem das jetzt geklärt war, legte sie ihr Handy auf der Kommode ab, dann drehte sie sich um und klatschte in die Hände. „ So, dann gehe ich mal in die Bibliothek."
„ Bloom?"
Sie drehte sich um. „ Ja, Lockette?"
„ Ich wollte eigentlich gleich losfliegen... Hältst du ohne mich durch?"
„ Oh, na klar."
„ Wirklich?"
„ Ja. Meine Eltern kommen sowieso bald wieder."
„ Okay..."
„ Hey, benachrichtige ruhig die anderen. Es ist ja nicht so, dass ich gleich entführt werde", grinste die Rothaarige.
„ Wäre wohl nicht das erste Mal."
Sie lachten, dann verabschiedete sich Lockette von ihr, nicht ohne ihr zu versichern, dass sie versuchen würde so schnell wie möglich wieder zurückzukommen und war gleich darauf verschwunden."
Die Fee des Drachenfeuers blickte ihre nach bevor sie sich umwandte und auf die Suche nach der Bibliothek ging.

Im ganzen Schloss hallte ein Schlag wieder. Grund: Bloom schlug zum x-ten Mal ein Buch mit voller Wucht zu. Voller Verzweiflung raufte sie sich die Haare, danach ließ sie sich auf die Tischplatte sinken, ihren Kopf hatte sie auf die Arme gelegt.
Der ganze Tisch war ein heilloses Chaos: Offene Bücher lagen überall herum, Büchertürme stapelten sich auf und neben dem Tisch und lose Blätter flogen herum.
Sie saß schon seit Stunden hier drin, versuchte irgendetwas, auch nur die kleinste Information herauszufinden, doch da war nichts. Weder in den Aufzeichnungen über besondere Vorfälle in Domino, noch sonst wo. Nichts. Einfach gar nichts.
Na schön, die Bibliothek war riesig und es könnte ewig dauern, bis sie irgendetwas fand, jedoch hatte sie das Gefühl, dass sie zu keinem Ergebnis kommen würde.
Was sollte sie nur tun? Was wenn sie den Männern wieder begegnete? Sie wusste gar nichts über sie! Weder von ihrer Herkunft, noch welche Kräfte sie beherrschten, geschweige denn, was ihre Schwachstellen waren!
Sie hörte wie die Tür aufging, daraufhin wie Schritte sich ihr näherten, doch sie machte keine Anstalten sich zu bewegen.
„ Bloom? Schläfst du?" Es war Königin Marion, ihre Mutter.
Sie gab einen gequälten Laut von sich.
„ Was machst du denn hier? Du meine Güte, was hast du nur für ein Durcheinander angerichtet?"
Keine Antwort.
Sie hörte ihre Mutter aufseufzen. „ Wir haben dich schon gesucht. Ich wollte mich entschuldigen, dass wir so lange gebraucht haben." Sie vernahm das leichte Zögern in ihrer Stimme. „ Wir waren bei Miss Faragonda."
„ Was?!" Sofort setzte Bloom sich kerzengerade auf. „ Aber warum? Über was habt ihr geredet?"
Marion wich dem Blick ihrer Tochter aus. „ Wir haben uns nur an alte Zeiten erinnert."
Bloom schwieg kurz. „ Könntest du mir etwas über sie erzählen?"
„ Ach Bloom, das hatten wir schon. Wir werden es dir erzählen, aber erst wenn wir uns bereit dazu fühlen." Kurz huschte ein trauriger Blick über Marions Gesicht, doch er war eben so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Der Rotschopf runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte doch nicht...
„ Außerdem ist es spät, Schatz. Du solltest schlafen gehen."
Bloom riss die Augen weit auf. Als sie nach draußen blickte war es tatsächlich schon dunkel. Sie hatte also den ganzen Tag in der Bibliothek verbracht. Sofort spürte sie wie müde sie eigentlich war und gähnte.
Mit einem Fingerschnippen flogen Bücher und Papiere an ihre ursprünglichen Plätze. Die Lichter wurden herunter gedimmt.
Mutter und Tochter verließen gemeinsam die Bibliothek, es kaum erwartend in ihre Betten zu gehen und einzuschlafen.
Wer wusste schon, was der morgige Tag bringen würde?

Die Hüter der DrachenflammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt