"Was hast du hier zu suchen, verdammt?!" Josh stand nur stumm in der Mitte des Raumes, während Tom bereits begann, ihn mit wütender Grimasse anzuschreien. Er wirkte eher wie ein geschlagener Welpe, als alles andere. Verwirrt schaute ich zwischen den beiden Jungen hin und her. "Wie meinst du das? Ich dachte, ihr beide seid Freunde?", fragte ich vorsichtig, um ein bisschen Licht in die ganze Sache zu bringen. Mit einem verächtlichen Schnaufen widersprach mir mein Bruder und stapfte mit gefletschten Zähnen und zu Fäusten geballten Händen auf Josh zu. Er packte ihn am Kragen und ließ ihn einige Zentimeter über dem Erdboden schweben. "Wir waren vielleicht mal welche. Zumindest dachte ich das, bis sich herausgestellt hat, dass er ein verdammter Psychopath ist!", knurrte er wütend, während er seinen ehemaligen Freund gegen den nächstbesten Pfeiler drückte. Dieser schien sich dabei mehr als nur unwohl zu fühlen. An seinen muskulösen Armen traten bereits einige Adern hervor und die langen, schlanken Finger gruben sich so sehr in das Mauerwerk, dass bereits Putz zu Boden rieselte. Doch dann veränderte sich seine Miene. "Kein Grund gleich so grob zu werden!", grinste er frech und wand sich mit einer plötzlichen Leichtigkeit und Eleganz aus dem Griff meines großen Bruders. Dessen Miene entgleiste immer weiter, während er vergeblich versuchte ihn festzuhalten. Die Lampen über uns begannen zu flackern und ich verspürte ein unangenehmes Rumoren in meiner Magengrube, als würde gleich etwas sehr Schreckliches passieren. "Und ob ich einen Grund habe, grob zu werden. Ich hab dir schon den Gefallen getan, das Ganze nicht einfach den Bullen zu erzählen. Dafür wollte ich lediglich, dass du dich von mir und meiner Familie fernhältst! Aber nein. Stattdessen sind meine Schwester und du anscheinend die besten Freunde...", brüllte er in seiner Rage und begann nach Josh zu schlagen, doch dieser wich ihm ohne die geringste Anstrengung aus. Ich wollte dazwischen gehen, musste jedoch innehalten, weil mit einem Mal kleine, bunte Sternchen vor meinen Augen zu tanzen begonnen hatten. "Tom, ich sag es dir nur ungern, aber wenn du weiter so rumfuchtelst, wirst du wohl oder übel dein stylisches Tuch verlieren. Und ich glaube, den Anblick will niemand hier wirklich haben." Josh grinste immer noch belustigt, während er vor de Handtuchboy durch den Raum hüpfte. "Außerdem hab ich mich nur um sie gekümmert, als sie von den Toten zurück gekehrt und nur mit so einem Tuch bekleidet durch die Straßen gelaufen ist.", verteidigte er sich schließlich, doch das schien Tom nicht wirklich zu beruhigen. Mit entgleister Miene schaute er zwischen mir und Josh hin und her. "Du hast was?!", fragte er entsetzt, doch statt mich zu rechtfertigen, was ich liebend gern getan hätte, wurden die tanzenden Sternchen vor meinen Augen durch einen pechschwarzen Nachthimmel ersetzt und ich kippte wie ein Sandsack nach vorne um.
"Helly? Alles in Ordnung? Kannst du mich hören?", vernahm ich die besorgte Stimme meines großen Bruders über mir. Hatte er mich gerade wirklich Helly genannt? Helly... Wie damals, als ich vier war und er sich die ganze Zeit über mich lustig gemacht hat. Oder Streiche gespielt hatte. Oh Gott, hatte ich diese Zeit gehasst. Mindestens zweimal die Woche hatte ich eine ganze Schaufel Sand in meiner Hose oder war aufgrund der unzähligen Wasserbomben komplett durchnässt und rannte heulend zu meiner Mom. "Nenn mich nicht so!", schnaufte ich, kurzzeitig in das Gefühl zurückversetzt, die gesamte Unterhose voller Sand zu haben. Gekränkt schaute ich ihn an und bemerkte, dass er sich zusammen mit Josh besorgt über mich beugte. "Sorry", meinte er etwas verlegen. "Ist alles in Ordnung? Hast du dir weh getan?" Rein intuitiv schüttelte ich den Kopf und versuchte mich wieder aufzurappeln. Sofort verdunkelte sich mein Blick wieder und ich sog scharf Luft ein. Nachdem ich wieder klar sehen konnte, versuchte ich noch einmal aufzustehen, aber diesmal langsamer und mit der Hilfe meiner zwei neuen Pagen. "Bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist?", erkundigte sich diesmal Josh und behielt dabei meine Gesichtszüge genau im Auge. Als Antwort guckte ich ihn nur ahnungslos an. Schließlich streckte er eine Hand aus und legte Mittel- und Zeigefinger an meinen Hals. Für einige Sekunden sagte niemand etwas, dann meinte Josh: "Ich glaube, du solltest dich ein bisschen ausruhen. Dein Puls ist fiel zu hoch und ich hab das Gefühl, dass du auch wärmer als normal bist." Er schaute Bestätigung heischend zu Tom und als dieser zustimmend nickte, marschierten wir im Dreiergespann in Richtung Ausgang. Vorsichtig spähte Josh um die Ecke, doch da Samantha offensichtlich nicht am Tresen stand, winkte er uns vorbei und einige unangenehme Situationen und energische Versuche Tom zu überzeugen erst einmal nicht nach Hause zu gehen später befanden wir uns wieder bei Josh zu Hause. Schrecklich erschöpft ließ ich mich auf das Sofa fallen, während er meinem Bruder ein paar Klamotten besorgte. "Meinst du nicht, dass uns irgendwer von den Leuten da vielleicht erkannt hat?", fragte ich ihn schließlich, nachdem Tom sich umziehen gegangen war. Josh schien entweder überrascht über die Frage oder insgesamt darüber, dass ich noch wach war. Fragend zog er die Augenbraue hoch. "Eher unwahrscheinlich. Wir wohnen in komplett verschiedenen Gegenden und außerdem würden es die meisten hier nicht mal mitkriegen, wenn auf einmal ein riesiger Dinosaurier durch die Straßen spazieren würde." Er grinste hämisch und setzte sich neben mich auf die Couch, um ein weiteres Mal meinen Puls und meine Temperatur zu fühlen. Seine Miene blieb die ganze Zeit über ernst. "Der Puls hat sich zwar wieder reguliert, aber die Temperatur ist immer noch ziemlich hoch.", klärte er mich schließlich auf und überlegte einen Moment. Dann stand er auf und meinte: "Ich schaue mal nach einem Fieberthermometer. Siecher ist sicher." Mit diesen Worten verließ er das Wohnzimmer und ich kullerte mich bequem in die Decke.
"40,2", riss mich eine Stimme gemischt mit einem schrillen Piepen aus meinem Halbschlaf. "Hab ich es mir doch gedacht. Am besten du nimmst eine von denen hier und schläfst dann ein bisschen.", erklärte mir Josh, während ich ihn mit halb offenen Augen anstarrte. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, wann er den Raum wieder betreten hatte. "War eigentlich schon dabei, aber der Medizinmann musste mir unbedingt noch ein paar ganz harte Drogen besorgen.", nörgelte ich rum, während ich mich schweren Herzens wieder aufsetzte. Er lächelte etwas unbeholfen und gab mir eine kleine, weiße Pille und ein Glas Wasser. Ohne groß darüber nachzudenken, nahm ich sie ein und schwebte wenige Minuten später wieder auf meiner Traumwolke davon.
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Silver of Moon
FantasiaHi. Ich bin Helen. Was es über mich zu sagen gibt? Naja ... Ich bin schon mal gestorben und als ich wieder lebte, hatte ich eine andere Haarfarbe. Das ergibt keinen Sinn? Da kann ich auch nichts für ... Ich hab mir meine Geschichte nicht aus...