16.Kapitel

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Slightly poetic but only slightly.

"Und Will ist einfach verschwunden?", ungläubig blickte Scott mich über das Gestell seiner Brille hinweg an.

"Einfach so", bestätigte ich und schlang die Fleecedecke enger um mich. Zu viert saßen wir auf der Veranda der Finnlys. Hinter uns das Backsteinhaus, vor uns das Dünengras, das rauschende Meer und über uns der unendliche Nachthimmel.
"Und das ist alles?", Rebecca legte ihre schmalen Finger um ihre dampfende Teetasse.
Verstohlen wechselten Benjamin und ich einen Blick in der Dunkelheit, bevor wir dann beide überstürzt: "Das ist alles", von uns gaben. Die Peinlichkeit von vorhin stand immer noch auf eine merkwürdige Art und Weise zwischen uns.
Scott seufzte: "Also, wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist es so, dass diese Cavanaughs grundsätzlich so sind wie ihr zwei. ABER", Scott hob die Stimme als er sah, dass Benjamin protestieren wollte: "Ihr vertretet verschiedene Einstellungen. Während ihr Geister erlösen wollen, tun die Cavanaughs genau das Gegenteil, was auch immer das ist", fragend sah er zu Benjamin. Dieser nickte langsam: "Theoretisch schon".
"Also könntet ihr theoretisch auch dafür sorgen, dass die Geister für immer verschwinden, dass sie ausgelöscht werden? So wie die Cavanaughs es tun?", Rebeccas Stimme war leise, als sie sprach und ihr Blick glitt zum Meer hinaus. Die Frage war Benjamin sichtlich unangenehm, seine Finger umschlungen das warme Porzellan der Teetasse, trotz des wenigen Lichtes sah man wie sein Blick sich verdunkelte:"In der Theorie schon aber-". Etwas Scharfes lag in seiner Stimme als er fort fuhr: "Aber das wäre nicht richtig, es wäre-".
"Moralisch falsch", murmelte ich und starrte auf meinen Tee. Benjamin stimmte mir grummelnd zu.

"Aber ihr wärd dazu fähig?", bohrte Scott erneut nach.
"Wie oft noch, Scott? Ja, wären sie und es ist ihnen offensichtlich unangenehm", fuhr Rebecca ihn an, den Blick immer noch aufs Meer gerichtet. Sie hatte recht, denn das war es tatsächlich. Irgendwie, auf eine Art und Weise, die ich nicht ganz verstand war es mir unangenehm. Allein der Gedanke, Menschen bzw. das was von ihnen übrig war, einfach so zu eliminieren war grausam.
Scott sah von Benjamin zu mir und schwieg danach als er verstand, was Rebecca gesagt hatte. Eine Weile sprach niemand. Meine Hände klammerten sich an der Teetasse fest, während ich auf die Maserung des Holztisches vor mir starrte, als sei sie das faszinierendste auf der Welt.
"Also ihr wisst, was das heißt?", Rebeccas Stimme war matt und brüchig.
"Dass diese Sache größer ist als gedacht?", Scott stellte seine Tasse auf den Tisch.
Rebecca lächelte milde aber die Sorgenfalten auf der Stirn blieben: "Abgesehen davon. Wenn diese Leute wirklich überhaupt keine Skrupel haben, dann müssen wir dafür sorgen, dass sie Henry nicht in ihre Finger bekommen", sie seufzte und sah auf ihre Fingernägel und setzte dann hinzu: "Und zwar schnellstens".

Darauf folgte wieder Schweigen. Schließlich erhob Benjamin die Stimme: "Dann brauchen wir einen Ort".
Bewusst hatte ich darüber zu letzt vor einigen Tagen im Physikunterricht vor einigen Tagen nachgedacht, nachdem unser erster Versuch Henry zu erlösen gescheitert war. Aber mein Unterbewusstsein hatte sich wohl ohne mein Wissen weiter mit dem Problem beschäftigt.
"Die Bucht", kam es wie aus der Pistole von mir und sogleich von Scott und Benjamin: "Welche der hundert Buchten?".
Rebecca und ich lachten.
"Die Lagerfeuerbucht", erklärte Rebecca und ich fügte hinzu: "Die Bucht der legendären Partys, die Bucht die Geschichte schreibt".
Scott lachte: "An deiner Imitation von James Maxwell müssen wir wirklich noch arbeiten, Abs".
"Um welche der Tausend Buchten geht es denn jetzt?", Benjamin zog die Beine an und setzte sich in den Schneidersitz.
"Die ach so legendäre Bucht ist etwas weiter draußen", Rebecca wickelte die Decke fester um sich.
Benjamin lachte auf: "hier ist alles etwas weiter draußen".
Scott grinste und fuhr sich durch das unordentliche Haar: "Ist doch jetzt egal, du wüsstest eh nicht wo die Bucht ist".
"Da ist was dran", auch Benjamin lachte. "Wie wär's denn dann mit Morgen?".
Ich nickte: "So schnell wie möglich".
"Dann wäre das ja beschlossene Sache", Scott schlug die Hände zusammen. "Und was machen wir jetzt noch? Wir haben erst halb eins".
Seine Augen funkelten, doch weder Benjamin, Rebecca noch ich waren in besonders erpicht darauf noch irgendetwas zu machen, außer ins Bett zu gehen.

Ghosts of EleoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt