Kapitel 7

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 Ich bin in meinem neuen Zimmer. Eigentlich ist es das Gästezimmer. Mein Bruder hat mir auch schon angeboten es umzugestalten, damit es für mich ansprechender wird. Aber ich muss sagen ich finde es gut so wie es ist. Es ist in schlichten Tönen gehalten.

Schwarz.

Weiß.

Und Grau.

Das Bett ist grau. Die Wände weiß. Und die Kommode plus Schreibtisch mit Stuhl sind schwarz. Nicht viel, aber zum Überleben reicht es.

Wie die bereits vergangene Woche, liege ich im Bett und denke an gar nichts. Zumindest versuche ich das. Doch immer kommen die Bilder in mein Gedächtnis. Ich bin aber mittlerweile so weit, dass ich sie für 2-3 Stunden verdrängen kann.

Jemand klopft an meine Zimmertür.

''Hope?'', mein Bruder.

''Kann ich rein kommen?''

Ich antworte nicht.

''Ok. Wenn du nicht widersprichst komme ich jetzt rein.''

Als ob er draußen bleiben würde, wenn ich sage er solle nicht reinkommen.

Die Tür geht auf und mein Bruder kommt direkt auf mein Bett zu und setzt sich neben mich.

Ich drehe mich um, sodass er nur meinen Rücken zu sehen bekommt.

''Hast du heute schon etwas gegessen während ich weg war?''

Ich nicke, auch wenn es nicht stimmt. Denn ich möchte ihm keine Sorgen bereiten.

''Ist es ok wenn die Jungs morgen kommen? Ich weiß du willst alleine sein, aber uns fällt wirklich kein Ort mehr ein, an den wir stattdessen gehen können. Wir sind normalerweise immer hier.''

Ich nicke wieder. Solange sie nicht in mein Zimmer kommen, habe ich kein Problem mit ihnen.

''Bist du dir sicher, dass es okay ist? Wir können auch einfach zu Josh oder Giedeon.''

Und wer hätte das gedacht, ich nickte wieder einmal. Aber dies scheint ihn wütend gemacht zu haben. Denn jetzt klang seine Stimme etwas gereizt.

''Verdammt Hope. Jetzt dreh dich um, schau mir ins Gesicht wenn ich versuche ein Gespräch aufzubauen und rede verdammt noch mal mit mir. Es tut mir im Herzen weh dich so zu sehen.''

Sofort drehe ich mich um und schaue ihn an. Er sieht echt fertig aus. Er hat Augenringe und er guckt leicht verzweifelt und ratlos. Anscheinend macht er sich große Sorgen. Was heißt hier anscheinend. Natürlich macht er sich Sorgen. Das würde ich mir doch auch machen. Mit einem Mal fühle ich mich schuldig. Ich habe die ganze Zeit nur an mich gedacht und nicht eine Sekunde an meinen Bruder. Ich setze mich auf, rutsche zu meinem Bruder und umarme ihn. Anfangs ist er angespannt, aber nach kurzer Zeit löst sich die Anspannung und er erwiedert die Umarmung. Er hält mich richtig fest. Um mir zu zeigen, dass er für mich da ist. Das ist ein echt gutes Gefühl.

''Es tut mir leid. Ich werde mich nicht mehr abwenden, ok? Und das mit deinen Freunden, finde ich auch vollkommen ok. Ich habe nichts dagegen wenn sie herkommen. Sie sollen nur nicht in mein Zimmer kommen.''

Ich spüre wie er sich wieder leicht anspannt.

''Du musst dich für gar nichts entschuldigen. Ich weiß nur einfach nicht was ich machen soll. Soll ich dir Zeit geben, damit du dich nicht bedrängt fühlst? Oder soll ich bei dir bleiben, damit ich dir zeigen kann, dass du nicht alleine bist? Beides erscheint mir logisch. Aber wenn du nicht mit mir redest, werde ich nie herausfinden, was das richtige ist. Außerdem macht es mir Angst.-''

Seine Stimme bricht und seine Schultern beben leicht. Er weint.

''-Du hast früher immer so viel geredet und immer gelächelt. Außerdem hast du mir alles erzählt und wir hingen den ganzen Tag aneinander. Jetzt redest weder mit mir, noch mit jemand anderem. Wie solltest du auch?! Du verlässt ja nicht mal das Haus. Und du gehst mir aus dem Weg, indem du die ganze Zeit in deinem Zimmer bleibst. Das soll jetzt kein Vorwurf sein. Um Gottes Willen nein! Ich weiß, dass du es jetzt brauchst. Aber bitte, tu mir einen Gefallen und rede mit mir. Über alles, ja? Ich bin für dich da.''

Ihn belastet das mehr als ich dachte. Und er hat Recht. Ich darf ihn nicht vernachlässigen oder auf Abstand gehen. Ich werde mit ihm reden. Über alles. Aber für manches brauche ich noch Zeit...

''Ich werde mit dir reden. Versprochen. Ich werde sagen wie es mir geht, wie ich damit fertig werde. Aber was genau passiert ist, das werde ich dir momentan noch nicht erzählen können. Denn...-''

Mittlerweile bildet sich ein Kloß in meinem Hals.

''-Denn-''

Nun konnte ich das angestaute nicht mehr zurückhalten und ich fing an zu weinen. Geradeso kann ich meinen Satz noch zu Ende bringen.

''-es war so schrecklich.''

Mein Bruder drückt mich nun richtig an sich. Er rutscht in die Mitte vom Bett und lehnt sich zurück. Ich liege halb auf ihm. Wir beide umarmen uns immer noch, wobei ich mich eher an ihn klammere. Er spielt mit der einen Hand mit meinen Haaren, was mich etwas beruhigt. So liegen wir da, bis ich irgendwann vor Erschöpfung einschlafe.

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Hallöchen,

hoffe das Kapitel ist mir einigermaßen gelungen, denn ich wusste nicht ganz wie ich diese ganzen Gefühle überbringen kann. Ich hoffe ich habe es jetzt einigermaßen geschafft. Dieses Kapitel ist mir verdammt wichtig, da es auch für die Geschichte wichtig ist. Denn euch muss klar sein, wie eng das Band zwischen den beiden Geschwistern ist.

Egal. Klappt schon irgendwie.

Vielleicht habe ich ja demnächst mal etwas mehr Zeit um öfter updaten zu können.

Euer Bizeross


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