Kapitel 8

21 3 0
                                    


Als ich aufwache ist mein Bruder schon nicht mehr im Zimmer. Ich bin froh, dass wir gestern dieses Gespräch geführt haben. Irgendwie fühlt sich die Last auf meinen Schultern jetzt etwas leichter an.

Dafür habe ich jetzt Hunger.

Toll.

Das heißt ich muss mich jetzt bewegen.

Hoffentlich sind die Freunde von meinem Bruder noch nicht da.

Ich schaue auf meinen Wecker. 11:30 Uhr. Das geht ja noch.

Als ich die Tür von meinem Zimmer erreiche, mache ich sie nicht ganz auf, sondern nur einen Spalt. Im Wohnzimmer und in der Küche ist niemand. Hätte ich mir eigentlich denken können. Wenn die Freunde von meinem Bruder auch nur ansatzweise so sind wie er, dann schlafen sie wahrscheinlich noch.

Ich gehe in die Küche und schaue was wir so alles da haben und ich muss sagen, ich bin überrascht.

Wir haben nichts. Der Kühlschrank ist gähnend leer. Toll.

Immerhin finde ich Cornflakes. Das ist doch schonmal ein Anfang.

Als ich mir eine Schüssel raushole, bzw. rausholen will, kommt mein Bruder in die Küche.

Er schaut mir belustigt dabei zu, wie ich versuche auf die Theke zu klettern, denn ich komme an die Schüsseln nicht dran. Warum sind die Sachen, die man braucht, immer so weit oben im Regal. Nach einiger Zeit gebe ich auf.

''Sag mal. Hast du mal daran gedacht, dass du mir helfen könntest?''

Mein Bruder verkneift sich ein Lachen und antwortet ''Hast du mal daran gedacht, mich einfach zu fragen ob ich dir helfe? Und das bevor du mich so anschnauzt..''

''Kannst du mir helfen und mir eine Schüssel runterholen?''

''Natürlich. Wenn du nichts dagegen hast, dann hole ich zwei runter und wir können zusammen frühstücken.''

Er holt zwei Schüsseln runter und stellt sie auf die Theke.

''Was hättest du gemacht, wenn ich gesagt hätte, dass ich etwas dagegen habe?''

Er lacht auf und sagt : ''Dann hätte ich mir trotzdem eine Schüssel genommen.''

Danach grinst er mich selbstgefällig an. Pff, hält sich wohl für besonders lustig.

''Wann wollen deine Freunde kommen?''

''Sie meinten, sie wären so um zwei hier. Aber wie ich sie kenne, sind sie erst gegen halb drei oder drei da.'', danach fängt er an zu lachen. Als ob er bei sowas besser wäre.

Als er endlich fertig ist mit lachen, fragt er mich noch warum ich das wissen wolle.

Ich antworte:''Nur so. Dann weiß wann ich mich im Zimmer verschanzen muss.''

''Du könntest aber auch einfach etwas mit uns zusammen machen.''

Er sieht etwas hoffnungsvoll und geknickt aus, als er mir das sagt. Einerseits hofft er, dass ich wirklich etwas mit ihnen unternehme. Doch andererseits macht ihm die Tatsache, dass ich mich im Zimmer verschanzen will Angst. Er denkt wohl, dass ich ihm wieder aus dem Weg gehen will. 

Ihm will ich ja gar nicht aus dem Weg gehen, sondern eher seinen Freunden. Außerdem brauch das jetzt einfach. Ein bisschen Zeit für mich allein, damit ich das ganze verarbeiten kann. Aber wie sag ich ihm das ohne, dass er sich noch mehr sorgen macht?

Bevor ich anfange zu reden, seufze ich kurz auf.

''Nate... Jetzt schau doch nicht so. Du brauchst dir keine Sorgen machen okay? Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Ich brauch einfach etwas Zeit für mich, damit ich das verarbeiten kann.''

''Aber Hope, es sollte keine Umstände geben. Du solltest auch eigentlich nichts verarbeiten müssen. Dir sollte es gut gehen, verdammt noch mal. Außerdem haben wir doch gestern darüber geredet, dass du dich mir anvertrauen sollst und dich nicht einfach vor mir verschließt. Und vor allem solltest du mich nicht anlügen! Ich sehe doch, dass es dir eben NICHT gut geht.''

''Ich lüge dich nicht an! Mir geht es den Umständen entsprechend gut, hab ich doch gesagt. Denn wenn es nicht so wäre, dann würde ich nicht hier stehen und mit dir diskutieren. Und ich vertraue mich dir an, das hast du gestern doch gesehen.''

''Nein das habe ich nicht gesehen. Du hast nur gesagt, dass es schrecklich war. Was war schrecklich? Bitte Hope, sag es mir. Ich will dir doch nur helfen.''

Toll. So viel zum Thema er soll sich keine Sorgen um mich machen. Aber ich kann es ihm nicht sagen, noch nicht.

''Nate. Das kannst du momentan noch nicht von mir verlangen. Ich brauche jetzt erst mal Zeit für mich. Und du musst etwas runter kommen und entspannen. Du machst dir jetzt einen lustigen Tag mit deinen Freunden und nachher wenn sie wieder weg sind, machen wir uns einen schönen Abend ok?''

Er sieht mich etwas enttäuscht an, bevor er mir mit einem 'Okay' zustimmt. 

Eigentlich wollte ich ja frühstücken, doch jetzt ist mir der Appetit vergangen.

Bevor ich mich umdrehe und ich mein Zimmer gehe, sage ich noch:

''Ach Nate, eins noch. Tust du mir einen Gefallen und nennst mich ab sofort nicht mehr Hope sondern Aelia? Danke, das ist echt lieb von dir.''

Nachdem ich die Tür von meinem Zimmer geschlossen habe, rutsche ich an ihr runter und flüstere zu mir selbst: ''Meine Hoffnung habe ich schon lange verloren'', bevor ich leise anfange zu weinen.




Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 27, 2016 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

GebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt