O N E

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"Wann hat das alles eigentlich begonnen?" Gedankenverloren sah ich aus dem Fenster. Wir fuhren immer weiter in das Land und aus unser kleinen Stadt heraus. Häuser und Autos zogen an uns vorbei. "Wann habt ihr eure Fröhlichkeit verloren?" Ich brauchte diese Antworten genau jetzt. Ich könnte nicht ein neues Leben beginnen, ohne mit dem alten abgeschlossen zu haben.

Fragend sah ich meinen Vater an, der Stirnrunzelnd auf das Lenkrad tippte. Seine einmaligen braunen Haare flogen nun in einem satten grau Ton in sein Gesicht. Seine grünen Augen strahlten nicht mehr so hell, wie einmal. Es machte mich jedes Mal traurig wenn ich ihn ansah. Ich wollte nur meinen alten Vater zurück. Der glückliche Mann mit seiner perfekt unperfekten Familie.

"Ich weiß es nicht", beantwortete er mir nach langer Zeit meine Frage. "Wenn ich es wüsste hätte ich alles getan um deine Mutter wieder glücklich zu machen." Sein Gesicht fiel in sich zusammen und sein sein Kinn begann auffällig zu zucken.

Wer dieses Pärchen auch nur kurz angesehen hätte, wüsste dass sie sich bis zum Mond und wieder zurück liebten. Sie hätten alles füreinander getan, bis alles in sich zerbrach und mich wie einen Schiffbrüchigen zurück lies.

"Vermisst du sie?", flüsterte er rau. Ja, mehr als alles andere, aber dies könnte sie auch nicht zurück bringen. Daher meine Augen feucht wurden tupfte ich sie mit meinem Ärmel ab. "Ich habe mich mit dem Gedanken daran gewöhnt, sie nicht mehr um mich zu haben", war meine schlichte Antwort. Ich wollte seine Frage nicht genau beantworten- dies würde ihn zu stark verletzten.

Verstehend nickte er und somit verlief die restliche Autofahrt ruhig.

***

Angestrengt hob ich meinen Koffer aus dem Kofferraum und umarmte meinen Vater. "Wirst du mich besuchen kommen?" Mit meinem süßesten Blick sah ich zu ihm herauf, obwohl ich die Antwort schon wusste.

"Habe mir nächste Woche schon einen Tag frei genommen", antwortete er grinsend und klopfte mir auf die Schulter. "Lass es dir gut gehen und randalier ein bisschen. Dann habe ich einen Grund mehr dich besuchen zu können!" Lachend zog ich mir meine Jacke an.

"Versprochen", meinte ich, "Ich muss jetzt rein, meinen Rekord für das zu spät kommen habe ich somit getoppt." Ich nahm meine überfüllte Sporttasche in die Hand und wartete auf eine Reaktion meines Gegenübers.

"Ich bin so stolz auf dich." Dies reichte mir und ich wendete mich lächelnd zu dem alten Gebäude hinter mir. Überrascht keuchte ich auf. Es war riesig, alt gehalten und hatte einen gigantischen Garten, in dem ich mich schon, in der Nachmittagssonne lesen sah.

Langsam ging ich darauf zu und zog die Atmosphäre in mich auf. Da Haus wurde mitten in einen Wald gebaut und obwohl es hier nicht windig war, bewegten sich alle Bäume in eine Richtung. Die Gegend war gruselig und hatte etwas mysteriöses in sich. Ehrlich gesagt gefiel es mir.

Bei jedem Schritt hörte ich die Kiesel unter meinem Schuh knirschen. Verteilt standen mehrere Gruppen aus Jugendlichen um den Eingang herum und redetet angestrengt miteinander. Vielleicht kannten sie sich schon oder sie lernten sich gerade kennen. Werde ich die einzigste neue sein? Wahrscheinlich einer der wenigsten. Die meisten, in meinem Alter, brechen die Schule ab, statt zu wechseln.

Schüchtern lächelte ich manchen zu aber sie sahen nur unbeteiligt weg, einzeln schien es sogar als würden paar über mich lachen. Okay, ich war eindeutig paranoid, warum sollten sie über mich lachen? Mit mehr Motivation setzte ich meinen Weg in's Gebäude fort.

Beside You Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt