sechs

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PoV Fred
» Fred, was wird eigentlich passieren, wenn wir erwischt werden?«, fragt mich eines der unschuldigsten Mädchen, die ich jemals gesehen habe ängstlich.
Aber sie hat Recht. Was wird passieren, wenn sie erwischt wird?
» Wahrscheinlich werde ich gehängt und du gebrandmarkt und verkauft, wenn du Pech hast jedenfalls. Nichts ist schlimmer als das, da wäre eine Hängung gnädig.«, erkläre ich ihr und wir gucken wieder stumm auf das dunkle Haus, das letzte Licht erlischt am Horizont langsam. Ich gucke zu meiner Begleiterin, Sarah hat meinen viel zu großen grauen Umhang an, den sie an den Füßen etwas gekürzt hat, damit er nicht über den Boden schleift, sondern ihr um die Fersen spielt, wenn sie läuft.
Langsam gucke ich wieder weg und betrachte dieses Haus erneut, doch meine Gedanken sind wo anders. Nicht bei ihr, nicht bei unserem täglichen Überlebenskampf.
Schweigend sitzen wir nebeneinander.
» Hast du auch davon gehört?«, fragt Sarah mich auf einmal, verdutzt sehe ich zu ihr, weiß nich, wovon sie redet.
» Als ich heute in der Stadt war, hab ich es gehört, die nehmen sogar Frauen jetzt mit in ihre Einsätze.«, voller Abscheu guckt sie in den Himmel, der sich mittlerweile von einem feurigen Orange zu einem hellen lila verwandelt. Sie legt ihre Stirn in Falten, pustet sich ihre Haarsträhnen aus dem schmutzigen Gesicht und betrachtet weiterhin die ersten Sterne, die bereits am Himmel zu erkennen sind.
» Wofür braucht man Frauen bei einer Schlacht?«, verwundert betrachte ich sie. Sie zuckt mit den Schultern.
» Vielleicht als Bespaßung, oder sie können mitkämpfen, mit einem Bogen umzugehen kann ja nicht schwer sein und wer erwartet schon, dass man von einer hinteren Frauen Front angegriffen wird?«, denkt sie laut.
Ich zucke mit den Schultern, sollen sie doch, uns kann es egal sein. Wir sind illegal, exestieren eigentlich gar nicht, werden nur Namen sein, von denen niemand je hören wird, bis sie verblassen und vollkommen verschwinden. Der Name eines Königs ist mit teurer Tinte geschrieben, doch wir... Wir sind wahrscheinlich nicht mal Tinte, sondern nur der eingekratzte Versuch, sich mit einem Stein auf einem anderen zu verewigen, der schon bei dem nächsten Regen wieder weg gewaschen sein wird. Nichts hält ewig, und wir erst Recht nicht.

» Hörst du das?«, Sarah blickt in die Dunkelheit, ich kann ihre helle Hand aus ihrem Schlafplatz heraus tasten sehen, in Richtung des Messers.
Ich höre nichts, ein leises Knacksen ist von draußen zu hören, ein Knarren des Astes im Wind, alles vollkommen normal.
» Wovon redest du?«, frage ich müde, reibe mir über mein Gesicht und betrachte die kleine Gestalt vor mir, wie sie leise aufsteht, dass Messer kampfbereit erhoben.
Doch da höre ich es wieder, ein Knistern, so leise, dass ich niemals davon Notiz genommen hätte, wenn nicht Sarah wäre.
Auch Ich stehe langsam auf und zücke die Klinge, die das schimmernde Mondlicht reflektiert und einen weißen Fleck an die Wand neben mir wirft.
 

Sarah PoV
Ich schleiche nach vorne, kalter Angstschweiß steht mir an meiner Stirn, Irgendwas oder irgendwer ist grade hier und wir sollen eindeutig nich stören.
Leise höre ich, wie die Tür geöffnet wird, Fred stürzt nahezu nach vorne und drückt sich hinter mich, das Messer auf die Tür gerichtet, an seinen angespannten Armen kann ich die Muskeln sehen, selbst die Adern sind zu sehen.
» Du würdest doch niemals eine Frau angreifen, oder?«, eine kleine Frau, noch kleiner als Ich steht in der Tür und lehnt sich entspannt an das Gemäuer, sie hat ein Kleid an, jedenfalls sieht ihr Schatten so aus, ich kann sie ja nicht sehen, weil Fred vor mir ist.
» Was willst du von uns?«, selten klingt seine Stimme so kalt, Fred macht mir Angst, diese Situation macht mir Angst, Ich weiß nicht, was als nächstes passieren wird, ob sie gleich kämpfen oder ob die ganze Situation sich wieder entspannt.
» Ich brauche euch, Fred. Und das weißt du auch, dir war es doch schon immer klar, dass ich wieder zurück zu dir kommen werde um deine Hilfe in Anspruch zu nehmen.«, leicht rollt sie die r's, ihre ganze Erscheinung erinnert mich an eine der Raubkatzen von denen ich mal in Märchen gehört habe. Diese Katzen sollen riesig sein, unglaublich stark und schwer, weil sie so riesige Muskeln haben, es gibt verschiedene, manche von ihnen sollen Felle mit Punkten haben, andere ein dunkles Gelb sein und wieder andere glänzend schwarz, oder sogar gelb schwarz gestreift! Als ich einmal an einem Gasthof saß und Informationen sammelte, hörte ich, wie ein Kapitän von diesen Katzen erzählte, die so viel anders als unsere Waldkatzen waren, aber eine große Gemeinsamkeit hatten: Sie waren unglaublich elegant, trotz ihrer Kraft, die Stärke soll nahezu von ihnen ausgestrahlt werden.
Das stärkste Tier, was ich jemals sah, war ein Pferd, es war schwarz und Mindestens doppelt so groß, wie ich.
Fred entspannt sich, lacht leicht und wirft das Messer nahezu in die Ecke.
» Komm rein, dann können wir besser reden.«, sagt er und die Frau geht an uns vorbei zu unserem Schlafplatz und setzt sich hin. Ich gucke sie an, frage mich, wer sie ist und woher die beiden sich kennen.
Fred sitzt ihr gegenüber im entspannten Schneidersitz, die Hände auf den Knien, ruhig hört er ihr zu, während er der Frau aufmerksam in die Augen schaut. Ich knie neben ihm und sehe möglichst zu Boden, ich weiß weder, wer diese Frau ist, noch was sie will, also vermeide ich Blickkontakt, doch ich kann mich nicht ganz beherrschen und linse zwischendurch zu ihr hoch.
Sie hat ein schmales Gesicht, lange schwarze Haare und so dunkle Augen, dass man Gänsehaut bekommt, sie ist sehr blass und dürr. Ihre linke Augenbraue wird gespalten durch eine Narbe, ihre Kleider hängen an ihr runter, sehen viel zu groß aus, über ihrer Brust sind unzählige Flicken, sie hat eine dreckige Schürze um die Hüften gebunden.
» Katharina, ich kann dir und Johannes nicht helfen..«, fängt Fred leicht zaghaft an.
Katharina wirkt nicht mehr so selbstbewusst, verzweifelt sieht sie ihn an.
» Fred.. Du musst uns helfen!«, protestiert sie. Bestimmt schüttelt Fred den Kopf, ihre Unterlippe bebt leicht.
» Aber er hat dir doch auch geholfen! Willst du Gott erzürnen?«, rief sie, streckte die Hände zum Himmel und ich bekam es mit der Angst. Legte er sich grade etwa mit Gott an?
Wenn man über den Markt geht, hört man immer wie die Männer von der Kirche schreiend verkünden, was mit Menschen passiert, die den Schmach Gottes auf sich gezogen haben. Ich will nicht im Fegefeuer schmoren, ich will nicht tausend Jahre leiden!
» Wenn Johannes sich in den Mist reitet, werde ich ihm nicht folgen«, Fred sieht immer entschlossener aus.
» Verstehst du denn nicht, dass sie ihn hängen werden?!«, kreischt Katharina, ihre Fäuste ballen sich in die schmutzige Schürze, die Tränen laufen ihr über das blasse Gesicht.
Kalt sieht Fred sie an, er schweigt, während sie ihr Gesicht in den Händen vergräbt, ihr ganzer magerer Körper wird bei dem Schluchzen geschüttelt.
» Ich hasse dich.«, sie sieht ihn wutentbrannt an, stürmt raus und verschwindet in die Nacht.
» Es tut mir Leid..«, murmelt er leise, sieht zum Boden, eine unendlich lange Zeit vergeht, seine Haare fallen ihm ins Gesicht, seine Hände krampfen sich kurz leicht ins Knie, dann guckt er zu mir und lächelt wie immer.
» Johannes ist auch ein Dieb, ein alter Freund von mir, aber er würde nicht wollen, dass ihm jemand anderes vom Galgen holt, als er sich selber.«, langsam steht er auf, streckt sich und guckt wieder zu mir.
» und er würde es eh von alleine schaffen, also weiß ich nicht, warum sie sich aufregt, er hat das schon so oft geschafft, warum nicht diesmal?«, er lacht leise und guckt zu den Dachbalken hoch.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 26, 2017 ⏰

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