White Night

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Wäre es doch lieber dunkel geblieben. Einige würgten erneut. Drehten sich schnell weg. Entsetztes Keuchen und leise, gequälte Schreie. Joe schaffte es sich zu beherrschen, indem er nicht zu lange auf einen Fleck starrte.

Alle waren sich einig, dass sie das Weite suchen sollten. Um den Gestank nicht mehr zu ertragen und den Toten nicht sehen zu müssen, entfernten sie sich vom Cockpit. Drei Abteilungen weiter reichten aus, um darüber zu diskutieren, was als Nächstes geschehen sollte.

Sie müssen etwas unternehmen", sagte jemand und Joe brauchte einige Augenblicke, um zu realisieren, dass er damit gemeint war. Zustimmendes Nicken ging durch die Runde.

Joe musste was tun. Joe hatte eben die Arschkarte gezogen. Er stimmte in das Nicken ein, hätte aber am liebsten den Kopf geschüttelt.

„Ich werde versuchen Kontakt aufzunehmen. Hilfe anzufordern", presste er hervor.

„Die Elektronik ist beschädigt. Selbst das Licht ist nicht überall angegangen", sagte Ellen.

Mit offenem Mund starrten alle sie an. Deutlich war ihnen die Angst anzusehen. Keiner konnte sich erklären, was hier passierte und Ungewissheit war der größte Feind des Menschen. Sie wussten nicht, was sie angegriffen hatte. Gegen wen sie sich wehren mussten. Ob es zurückkommen würde und somit auch wussten sie nicht, was sie tun sollten.

„Aber ich könnte es vielleicht reparieren", entgegnete Billy.

„Du?", schnaubte der Anzugträger ungläubig.

„Ja, ich", herausfordernd sah Billy den Idioten an. „Zufälligerweise habe ich studiert, Sie Klugscheißer-."

„Kann ich mir kaum vorstellen. Bei den Vorlesungen warst du wohl nur körperlich anwesend-."

„Okay", unterbrach Joe die beiden Streithähne. „Billy und ich gehen zurück und sehen uns den Schaden an. Falls die Kommunikation intakt ist, melden wir den Vorfall und warten auf Hilfe."

„Auf Hilfe warten? Sie wollen hier warten?", empörte sich der Mann erneut und so langsam ging er ihm gewaltig auf die Nerven. Joe prophezeite, dass er ihm noch mehr Probleme bereiten würde.

„Wie heißen Sie, Sir?", fragte Joe höflich.

„Adrian!"

„Gut, Adrian. Was sollen wir ihrer Meinung nach denn tun?"

Verwirrt blickte Billy Joe an, der wiederum nur mit den Schultern zuckte. Er hatte echt keine Lust auf weitere Konflikte. Außerdem würde Adrian sicherlich nicht locker lassen, bis er alle mit dem, was er zu sagen hatte, genervt hatte. „Hören wir ihn wenigstens an", flüsterte er dem Blonden zu. Vielleicht hatte er ja eine gute Idee.

„Wir gehen."

Oder auch nicht.

„Gehen?", alle wechselten verwunderte Blicke untereinander aus. „Gehen?", wiederholte Joe. Billy schnaufte neben ihm, was wie ein Lachen und zugleich empörender Ausruf klang.

„Ja. Wir gehen. Der Mond ist hell genug. Wir haben eine Taschenlampe und was auch immer da draußen lauert, wird hier rein kommen und dann sitzen wir wie Idioten auf dem Präsentierteller."

Irgendwie klang das gar nicht logisch in Joes Ohren. Verwirrt blickte er zu Billy, welcher ebenso dreinblickte, mit gerunzelter Stirn und tief zusammengezogenen Augenbrauen. Nur ein Idiot würde die Sicherheit des Zuges verlassen wollen.

„Das können wir nicht tun", empörte sich die ältere Dame, die sich die ganze Zeit über an den Arm ihres Mannes geklammert hatte. Nervös strich sich ihr Mann durch die bereits ergrauten Haare. Seine Hände zitterten. „Mein Mann hat hohen Blutdruck. Durch die ganze Aufregung geht es ihm bereits schlecht. Und ich werde keine Meile mit meinen Knien schaffen."

Howl (ManxMan) #allaboutyourbook17Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt